Wie viel frisst ein Schwein bis zur Schlachtung

Schweine sind Allesfresser, sogenannte Omnivoren. Sie fressen als solche tierische und pflanzliche Nahrung. Du musst das Schweinefutter abwechslungsreich zusammenstellen. Es soll den Tieren schmecken, gleichzeitig sollen sie bestens versorgt sein. Alles dürfen die Borstentiere jedoch nicht zu sich nehmen. Die Zeiten, in denen Schweine die Reste aus der Küche verwertet haben, sind aus Seuchenschutzgründen schon lange vorbei. Was in die Futtertröge deiner Schweine gehört, erfährst du in unserem Ratgeber.

Was fressen Schweine in der Natur?

Schweine verlassen sich bei der Nahrungssuche in natürlicher Umgebung auf ihre Nase. Die Borstentiere sind als Supernasen bekannt – etwa bei der Trüffelsuche. Mit über 1.300 Geruchsgenen sind sie allen anderen Säugetieren beim Riechen überlegen. Beim Menschen sind nur 350 Gene am Geruchssinn beteiligt.

Der Geschmackssinn der Schweine ist weniger gut entwickelt. Ob süß, herzhaft oder bitter, Schweine schmecken wahrscheinlich schlechter als Menschen. Das zeigt eine im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie. Einer der Forscher begründet damit, dass die Tiere bereitwillig Dinge fressen, die für den menschlichen Gaumen abscheulich sind. Dazu gehören Baumrinde, Wurzeln und Knollen oder Würmer, Maden und Insekten. Aber auch Dinge, mit denen der Mensch sich anfreunden kann, schmecken Schweinen. Sie essen zum Beispiel Gras, Kräuter, Kastanien, Eicheln sowie diverses Obst und Gemüse.

Die intelligenten Tiere (siehe Wie schlau sind Schweine Ratgeber) beschäftigen sich in der freien Natur einen großen Teil des Tages mit der Suche nach Futter. Sie schnüffeln und wühlen, um Nahrung zu finden. Dabei verspeisen sie auch tierische Nahrung, vor allem Aas.

Schweine erbeuten:

  • Würmer und Insekten
  • Eier und lebendige Jungtiere wie Vögel, Mäuse etc.
  • Kleine Reptilien und Amphibien (Schlangen, Eidechsen, Frösche etc.)

Abwechslungsreiches Futter für das Haustier Schwein

Rund 26 Millionen Schweine lebten am Stichtag 03.11.2020 in der deutschen Landwirtschaft. Schweine, die als Haustiere gehalten werden, sind darin nicht mitgerechnet. Und das sind nicht wenige. Denn das Schwein wird als Haustier immer beliebter. Viele Tierfreunde sind zum Beispiel vom Halten von Minischweinen begeistert. Minischweine sind sehr putzig und benötigen in der Haltung nicht so viel Platz wie ein „normales“ Hausschwein.

Bei der Ernährung deines Schweins gilt es auf einiges zu achten:

  • Beim Füttern des Borstentiers ist wechselndes Futter wichtig. Heu, Stroh, Hafer, Gerste und Maisflocken bilden die Ernährungs-Grundlage – Hafer, Mais und Gerste auch geschrotet oder gemahlen.
  • Äste, Baumrinde, Blätter und Gras knabbern die Tiere gerne. Sie fressen sogar Tannenbäume.
  • Gemüse und Obst ergänzen das Futter gut. Gurken, Karotten, Kohl, Kürbis, Kartoffeln (roh und gekocht) und Zucchini sind beliebt. Auch Auberginen, Fenchel oder Spargel sind in Ordnung. Als Obst sind für die gehaltenen Schweine Äpfel, Bananen, Birnen und Wassermelone gut geeignet.
  • Eicheln und Nüsse (Haselnüsse, Erdnüsse, Walnüsse) sind fetthaltig und daher nur in Maßen für als Haustiere gehaltene Schweine empfehlenswert.
  • Mit einem Salz- und Mineralstein versorgst du deine Tiere bestens mit Mineralien und Spurenelementen.
  • Wasser muss den Tieren immer in ausreichender Menge und Qualität zur Verfügung stehen. Es gilt als das wichtigste Futtermittel fürs Schwein. Hochwertige Schweinetränken versorgen die Tiere bestens mit Wasser.

WICHTIG: Aus Seuchenschutzgründen darfst du tierische Nebenprodukte wie Küchen- und Speiseabfälle nicht an deine Borstentiere verfüttern. Sie können Krankheiten wie die Maul- und Klauenseuche oder die Schweinepest übertragen.

Als am Anfang des Jahrtausends in Großbritannien die Maul- und Klauenseuche ausbrach, mussten Verantwortliche mehr als zehn Millionen Schweine notschlachten. Man führte den Ausbruch auf die Fütterung von unbehandelten Küchenabfällen zurück.

Vorrangig vegetarische Ernährung für den Allesfresser in der Nutztierhaltung

In der Intensivhaltung versorgen Landwirte den Allesfresser Schwein in der Schweinefütterung aktuell vor allem mit vegetarischer Kost. Tiermehle (Ausnahme: Fischmehl) und tierische Fette sind aus Sorge vor Seuchen in der EU seit 2003 vom Schweine-Speiseplan verbannt. Die BSE-Krise sorgte dafür, dass man keine tierischen Eiweiße mehr an Nutztiere verfüttern darf. BSE steht für Bovine Spongiforme Enzephalopathie, eine Tierseuche, bei der vor allem bei Rindern das Gehirn tödlich erkrankt.

Inzwischen diskutiert man in der EU, bestimmte Tiermehle für die Fütterung wieder zuzulassen. Sollten die EU-Mitgliedstaaten dafür stimmen, könnten die Borstentiere beispielsweise Geflügelmehl in den Trögen vorfinden. Erlaubt würde dann ausdrücklich nur verarbeitetes Protein tierischen Ursprungs.

Tiermehle enthalten viel Protein, was bei Aufzucht und Mast von Schweinen eine wichtige Rolle spielt. Außerdem ergäben sich durch die Zulassung tierischer Kost positive Effekte, argumentiert man. Vor allem der Import von Soja (als Sojaextraktionsschrot sehr häufig verfüttertes Eiweißfutter) und die Nutzung von Ackerflächen für Tierfutter ließen sich so reduzieren.

Riesige Auswahl an Schweinefutter in der Intensivtierhaltung

Einseitig ist der vegetarische Speiseplan von Schweinen in der Nutzhaltung nicht. Aktuell können Schweinehalter aus rund 400 verschiedenen Futtermitteln für die Ernährung ihres Borstenviehs wählen.

Dabei sollte der Landwirt beachten, was im einzelnen Schweinefutter drin ist:

  • Das Futter besteht in der Regel zu 75 bis 85 Prozent aus Energiefutter (Getreide wie Weizen, Gerste oder Mais). Dementsprechend macht Getreide beim Schweinefutter die wichtigste Futterkomponente aus.
  • Als Eiweißfutter sind Sojaschrot, Sojakonzentrat und Sojabohnen, Rapsschrot, Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Baumwollschrot, Leinschrot, Sonnenblumenschrot und Bierhefe geeignet.
  • Abgerundet wird die Schweineernährung bei den Nutztieren durch Rohfaserträger wie Weizenkleie, Trockenschnitzel, Grascobs oder einem Fasermix. Rohfaser, so werden Ballaststoffe bezeichnet, ist wichtig für das Schwein, damit der Verdauungstrakt des Schweins gesund bleibt.

Frisches Grünfutter kommt in der Intensivhaltung selten in den Futtertrog. Einige Schweinebauern erzeugen das Futter für die Ernährung ihrer Tiere selbst. Am einfachsten ist es jedoch für ihn, bei der Fütterung auf Fertigmischungen zurückzugreifen. Diese gibt es in Form von Pellets, Pulver oder Brei.

Raufutter für Schweine ist von besonderer Bedeutung

Raufutter ist ein Futtermittel mit einem hohen Anteil an strukturierter Rohfaser. Zu faserreichen Futtermitteln für Schweine gehören zum Beispiel Stroh, Melasseschnitzel, Luzernegrünmehl oder Sojabohnenschalen.

Damit es deinen Borstentieren gut geht und sie sich wohlfühlen, versorgst du sie ausreichend mit Raufutter. Die Faserstoffe sind unentbehrlich dafür, dass die Verdauung und ihre Stoffwechselvorgänge gut funktionieren. Die Tiere zersetzen die Rohfaser im Dickdarm durch Mikroben.

Bedeutsam sind die Rohfasern insbesondere dadurch, dass sie den Magen-Darm-Trakt füllen. Dies spielt gerade bei trächtigen Sauen eine Rolle, da die Fasern die Tiere sättigen und beruhigen. Auch weiten quellbare Faserkomponenten den Magen-Darm-Trakt und bereiten ihn auf die Laktation vor, wenn die Tiere mehr Futter aufnehmen.

Die Rohfaser wirkt generell auf zweierlei Weisen positiv auf die Tiere:

  • Das Raufutter ist ernährungsphysiologisch und gesundheitlich wertvoll: – Das Raufutter schichtet sich im Magen besser, so dass der Eingangsbereich des Magens vor Magensäure geschützt ist. – Rohfaser helfen dabei, weniger Antibiotika beim Füttern von Schweinen einzusetzen. Rohfaser regen die Darmperistaltik an, so dass die Tiere schädliche Keime schneller ausscheiden. Verstopfungen kommen seltener vor. – Während die löslichen Fasern mikrobiell umgesetzt werden, werden flüchtige Fettsäuren frei. Diese besitzen einen positiven Effekt auf die Darmgesundheit.

    – In Heuraufen für Schweine präsentierst du den Tieren Raufutter wie Heu oder Stroh besonders hygienisch, da es nicht auf dem dreckigen Stallboden liegt.

  • Das Raufutter dient als Material zur Beschäftigung:
    – Mit veränderbaren, untersuchbaren und bewegbaren Materialien wie Heu, Stroh, Strohpresslingen oder Hobelspänen beschäftigst du deine Schweine gut.

Mittlerweile schreibt die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnug (TierSchNutztV) vor, dass Beschäftigungsmaterial organisch und faserreich sein muss. Nach Futtermittelrecht sollen Schweinehalter tragende Sauen mit einem Mindestgehalt an Rohfaser versorgen.

Unterschiedliche Futteransprüche: Ferkel, trächtige und stillende Sauen, Mastschweine

Schwein ist nicht gleich Schwein, wenn es um die Nutzhaltung geht. Für die Ferkelproduktion, die Sauenzucht, die Aufzucht von Ferkeln, trächtige und stillende Schweine, Mastschweine und Eber gibt es jeweils spezielles Schweinefutter. Das Futter ist darauf ausgerichtet, dass sich die Tiere optimal entwickeln, gute Milch bilden beziehungsweise schnell zunehmen. Die Tiere in Intensivhaltung sollen durch ideale Fütterung schnell wachsen und viel Gewicht zulegen.

Ernährungsweise beeinflusst Eberduft

Eberfleisch hat einen bestimmten Eigengeruch, der für die menschliche Nase unangenehm ist. Insbesondere wenn du das Fleisch erwärmst, beginnt es urin- und fäkalartig zu riechen.

Futter beeinflusst, wie stark dieser Eberduft ausgeprägt ist. Verantwortlich für den charakteristischen Eberduft ist neben dem Geschlechtspheromon Androstenon das Skatol. Das Skatol ist ein Abbauprodukt der Aminosäure Tryptophan, das im Dickdarm gebildet wird. Über bestimmte Maßnahmen beim Füttern erreichst du, dass die Konzentration von Skatol sinkt.

Wenn du Ebergeruch reduzieren möchtest, solltest du verstärkt Futterkomponenten auswählen, die nicht bereits im Dünndarm, sondern erst im Dickdarm verdaut werden. Außerdem ist es vorteilhaft, du nimmst Futtermittel mit einem niedrigen Gehalt an Tryptophan oder Futter mit einem hohen Gehalt an Rohfaser.

Was dürfen Schweine nicht fressen?

Schweine sind grundsätzlich Allesfresser. Das bedeutet aber nicht, dass sie an infiziertem Futter nicht erkranken oder sie sich nicht an falschem Futter vergiften können.

  • Wie weiter oben ausgeführt, darfst du deine Borstentiere nicht mit Küchen- oder Speiseabfällen füttern. Sie können Tierseuchen wie die hoch ansteckende Schweinepest verbreiten.
  • Wenn du Küchen- und Bäckereiabfälle verfütterst, kann es außerdem zu Vergiftungen mit Kochsalz Die Gefahr der Kochsalzvergiftung ist besonders groß, wenn den Tieren zu wenig Wasser zur Verfügung steht und sie das Natrium nicht über die Nieren ausscheiden.
  • Weidende Tiere können sich beim Fressen von Hahnenfussgewächsen Sie sterben plötzlich an Herz- und Atemlähmungen.
  • Generell solltest du keinen Rückschnitt oder Abfälle aus deinem Ziergarten verfüttern. Einige Zierpflanzen wie zum Beispiel der Buchsbaum oder die Sumpfdotterblume sind für das Borstenvieh giftig und können zum Tod deiner Tiere führen.

Ökologische Schweinehaltung: 100 Prozent Bio-Futter

Ausgewachsene Schweine, die für Öko-Fleisch gehalten werden, dürfen seit 2021 ausschließlich Bio-Futter erhalten. Vorher konnten Landwirte, wenn Futterkomponenten nicht verfügbar waren, zu fünf Prozent auf konventionelles Schweinefutter zurückzugreifen. Auf diese Weise konnten sie eine Futterknappheit umschiffen. Ausnahmen von der Regel gibt es nur noch in der Haltung von Tieren mit einem Gewicht unter 35 Kilogramm.

Fazit zur Schweinefütterung

Schweine sind Allesfresser und verbringen in natürlicher Umgebung viele Stunden auf der Suche nach pflanzlicher und tierischer Kost. In der Haltung als Haustier sind Schweine echte Genießer und freuen sich über abwechslungsreiche Kost, die Auberginen, Tannenbäume und Wassermelonen enthalten kann. Speisereste und Küchenabfälle sind tabu – ebenfalls für Minischweine. Auch Futter tierischen Ursprungs ist aus Seuchenschutzgründen ungeeignet. In der intensiven Tierhaltung füttern die Landwirte die Tiere ebenfalls vorwiegend vegetarisch. Schweinebauern können auf rund 400 Futtermittel zugreifen, um Ferkel, Eber oder Sauen optimal zu ernähren.

Quellen:

welt.de/wissenschaft/umwelt/article111045329/Warum-Schweine-solche-Supernasen-sind.html (STUDIE: nature.com/articles/nature11622)

destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Tiere-Tierische-Erzeugung/schweine.html

peta.de/themen/schweine-retten-haltung/

scinexx.de/news/biowissen/nachhaltiges-schweinefleisch-dank-essensresten/

topagrar.com/schwein/news/eu-will-verfuetterungsverbot-von-tiermehlen-lockern-12506740.html

lfl.bayern.de/ite/schwein/036198/index.php

lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/p_39080.pdf

praxis-agrar.de/tier/schweine/alternativen-zur-betaeubungslosen-ferkelkastration/jungebermast/fuettern-gegen-ebergeruch/

praxis-agrar.de/tier/schweine/oekologische-schweinehaltung/

topagrar.com/schwein/aus-dem-heft/allzweckwaffe-rohfaser-9649417.html

lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/1/nav/753/article/37326.html

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