Wie sieht eine Leiche nach 1 Jahr aus

16. September 2019

Eine Studie aus Australien belegt, dass sich Leichen noch monatelang bewegen. Die Forschenden sind eher zufällig darauf gestoßen. Eigentlich wollten sie mehr darüber erfahren, wie die toten Körper verwesen.

Wie läuft der Verwesungsprozess einer Leiche ab? Forschende aus Australien wollten das genauer untersuchen und Daten sammeln, denn tatsächlich gibt es kaum Material dazu, wie der Prozess unter australischen Bedingungen abläuft. Umfangreiche Untersuchungen hierzu gibt es unter anderem aus den USA, wo sogenannte "Bodyfarmen" zur Erforschung von Leichen errichtet wurden. Auf dieses Datenmaterial müssen Forensiker zurückgreifen. Das Problem ist aber, dass diese Daten nicht unbedingt direkt übertragbar sind, weil je nach Bodenbeschaffenheit, Klima oder existierenden Insekten der Verwesungsprozess unterschiedlich abläuft. Auch in Deutschland wurde deshalb im Rhein-Main-Gebiet eine Bodyfarm eingerichtet.

In Australien verlief die Untersuchung so, dass eine Leiche auf den Boden gelegt wurde. Um diese Leiche, die von einem freiwilligen Spender kam, stand ein großer Käfig, der verhindern sollte, dass die Zersetzung des toten Körpers durch äußere Einflüsse wie Aasfresser gestört wurde. Auf die Leiche waren mehrere Kameras gerichtet, die über einen Zeitraum von sechs Monaten hinweg jede halbe Stunde bei Tageslicht eine Aufnahme machten.

Bei der Auswertung der Fotos fiel den Forschenden auf, dass sich die Position der Leiche während des Verwesungsprozesses veränderte. Darum nehmen die Wissenschaftler an, dass sich tote Körper auch Monate nach dem Tod noch bewegen. Im konkreten Fall hatten sich die Arme bewegt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Peter Neuhaus.

"Auf den Fotos war zu sehen, dass Arme, die erst nah am Körper waren, nach einiger Zeit relativ weit neben dem Körper lagen. Die Arme breiteten sich also aus."

Peter Neuhaus, Deutschlandfunk Nova

Die Beobachtung der Forschenden aus Australien kann für Ermittlungen bei Mordfällen wichtig sein, denn bisher ging man davon aus, dass sich die Position einer Leiche nicht verändert, sofern es keine Beweise dafür gibt, dass entweder ein Mensch oder ein Tier die Leiche bewegt haben.

Nachdem die Aufnahmen mit der Zeitraffer-Kamera aber zeigen, dass sich die Leiche im Verlauf der Verwesung bewegt, haben die Forschenden überlegt, woran das liegen könnte. Ihre Erklärung: Sie gehen davon aus, dass im frühen Stadium Gase die Bewegungen der Leiche auslösen. Dass sich aber auch Gliedmaßen bewegen habe andere Gründe. Die Studienleiterin sagt, dass während des Verwesungsprozesses Bänder austrocknen. Dadurch schrumpfe der Körper oder bilde sich zurück. Auch das könne die Bewegungen verursachen.

Für uns ist ein Mensch tot, wenn er eben tot ist. In der Wissenschaft sieht das Ganze noch etwas anders aus. Hier wird unterschieden zwischen dem Hirntod (wenn keine Hirnströme mehr messbar sind), dem somatischen Tod (wenn das Blut aufgehört hat zu zirkulieren) und dem molekularen Tod (wenn die Stoffwechselvorgänge beendet sind).

Wie genau der Verwesungsprozess abläuft, wie lange die Verwesung einer Leiche dauert und was danach passiert, erfahrt ihr hier. In einem weiterführenden Artikel erklären wir euch Schritt für Schritt, wie der Tod den Körper erfasst.

Hirntod

Zu Beginn des Verwesungsprozesses steht der Hirntod. Ist ein Mensch hirntot, können keine Hirnströme mehr gemessen werden. Das heißt, die Synapsen im Hirn tauschen keine Informationen mehr aus, können den Körper nicht mehr steuern und nichts mehr wahrnehmen. In diesem Zustand werden Herz und Lunge künstlich in Bewegung gehalten.

Somatischer Tod

Wenn das Herz aufhört zu schlagen, wird die Blutzirkulation im Körper gestoppt. Die Zellen werden nicht mehr mit neuem Sauerstoff versorgt. An dieser Stelle beginnt das Blut auszuklumpen: Es bilden sich kleine Blutgerinnsel. Dadurch wird das Blut so schwer, dass es die Blutgefäße verlässt und mit der Schwerkraft in den unteren Bereich des Körpers sinkt.

Im Liegen, beispielsweise, ist das der Rücken und die Unterseite der Beine. Dort verfärbt sich die Haut dunkelrot bis violette. Diese Flecken nennt man auch Leichen- oder Totenflecken. Dieser Vorgang heißt Hypostase.

Im Gegensatz dazu verliert die obere Hälfte des Körpers ihre Farbe und die Haut verfärbt sich weiß. An den Stellen, an denen der Körper wirklich auf dem Boden aufliegt, bleibt die Haut weiß, da das Blut durch das Gewicht des toten Körpers dort nicht natürlich hinfließen kann. Diese Merkmale sind Anzeichen für ein frühes Stadium der Verwesung.

Wie lange braucht der menschliche Körper bis er verwest?  Yann Schaub@Unsplash

Körpertemperatur

Die Körpertemperatur eines Menschen nimmt nach seinem Tod ab, da der Stoffwechsel und alle energieproduzierenden Prozesse aufgehört haben. Die Kerntemperatur des Körpers wird bei einem Leichenfund von den Kriminologen der Polizei aufgenommen und zur Bestimmung des Todeszeitpunkts verwendet.

Leichenstarre

Der Körper einer Leiche ist direkt nach dem Tod noch biegsam und beweglich. Während der ersten zwei bis vier Stunden nach dem Tod versteift sich ihr Körper allerdings.

Dies geschieht aufgrund chemischer Prozesse, die im Körper ablaufen. Diese sogenannte Leichenstarre hält ca. 36 Stunden an. Bis dahin hat der innere Verwesungsprozess so weit begonnen, dass die Leiche wieder beweglicher wird.

Forscher wollen jetzt sogar herausgefunden haben, dass der menschliche Körper sogar noch Jahre nach dem Tod "weiterlebt" - ein Phänomen, das dem Begriff "Totentanz" eine ganz neue Bedeutung gibt.

Verwesung

Bei der Verwesung, die ab dem Zeitpunkt des Todes beginnt, spielen die körpereigenen Bakterien eine wichtige Rolle. Die im Darm vorhandenen Bakterien vermehren sich und zersetzen das Innere des Körpers. Diesen Verwesungsprozess aus dem Inneren nennt man Autolyse.

Bei diesem Teil der Verwesung handelt es sich vielmehr um einen Fäulnisprozess, da zunächst nicht viel Sauerstoff im Körper vorhanden ist. Später dann steht den Bakterien mehr Sauerstoff zur Verfügung und der Verwesungsprozess kann noch schneller fortschreiten.

Die Bakterien zersetzen das Körpermaterial hauptsächlich in Wasser, Kohlenstoffdioxid, Harnstoff und Phosphat. Neben diesen Produkten entsteht außerdem Gas, das einige Körperteile aufbläht, etwa die Zunge oder andere Weichteile.

Die von außen beginnende Verwesung erfolgt ebenfalls unter dem Einfluss von Sauerstoff. Diese wird allerdings hauptsächlich durch Pilzsporen oder Insekten, wie z.B. Fliegen, befördert, die den Körper befallen und ihre Eier in die Haut legen. Die kleinen Organismen nähren sich am Zellmaterial und fressen als kleine Larven weitere Teile des Körpers.

Verwesungsgeruch

Bei der äußeren Verwesung durch Pilze und Bakterien entstehen nur wenig Gerüche. Der eigentliche Grund für Verwesungsgeruch ist die Autolyse. Die bei diesem Fäulnisprozess entstehenden Gase besitzen einen sehr unangenehmen Geruch, der durch die Darmbakterien verursacht wird.

Das kann auch bei der Bestattung zu gruseligen Erlebnissen führen, da diese Mischung aus Verwesung und Gasen im Mundbereich des Leichnams Geräusche, die einem Seufzen ähnlich sind, auslösen können.

Verwesung und Umgebung

Je nach Umgebung verwesen Körper unterschiedlich schnell. Eine Leiche, deren Umgebung warm ist und die nicht eingegraben ist, verwest viel schneller als ein Körper, der im Wasser liegt oder an einem sehr kalten Ort. Ein im Wasser liegender toter Körper wird auch Wasserleiche oder Seifenleiche genannt.

Für die gemäßigten Zonen aber, also auch für Deutschland, gilt, dass eine Leiche nach etwa ein bis zwei Jahren keine Haut mehr besitzt. Nach ca. 30 Jahren ist von dem Körper außer dem Skelett so gut wie nichts mehr übrig.

Neben diesen ganz natürlichen Prozessen gibt es dann noch Menschen, die von Nahtoderfahrungen berichten. Manche von ihnen waren nur zwei Minuten tot, andere dafür ganze 20 Minuten. Deren Berichte sind vielleicht beruhigender als simple Fakten.

Nach dem Tod eines Menschen gibt es verschiedene Bestattungsmöglichkeiten. Aber wie schnell verwest eine Leiche im Sarg im Vergleich zu anderen Methoden?

Nach dem Tod wird der Körper schrittweise abgebaut.

  • Wenn eine Leiche verwest, bedeutet das, dass der tote Körper von verschiedenen Prozessen aufgelöst wird. Verwesung läuft im sauerstoffreichen Milieu ab, indem Enzyme die Zellen auflösen. Hingegen wird bei der Fäulnis der Organismus von Bakterien unter Sauerstoffausschluss abgebaut. Beide Prozesse laufen meist parallel ab. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Verwesung aber wohl jeder Zersetzungsprozess des toten Körpers bezeichnet, auch unter Einfluss von Bakterien und Insekten.
  • Schon bevor sich der Körper zersetzt, laufen andere Prozesse ab, die den Tod anzeigen. Dazu gehören die innerhalb von 2 Tagen auftretenden Totenflecken und die Totenstarre. Nachdem diese Todeszeichen aufgetreten sind, beginnen circa 2 Tage nach dem Tod die Versetzungserscheinungen.
  • Die Schnelle des Verwesungsprozesses hängt im Wesentlichen von der Umgebung ab. Eine an Land liegende Leiche wird doppelt so schnell abgebaut wie eine Wasserleiche. Eine begrabene Leiche verwest nur halb so schnell wie eine im Freien liegende.
  • Im Wasser kann es zu Entstehung von Adipocire (Fettwachs) kommen, das aus dem Körperfett unter Ausschluss von Sauerstoff entsteht. Durch den Sauerstoffmangel im Wasser stoppt die Verwesung und der Leichnam wird quasi von einer Fettschicht umgeben. Solche "Wachsleichen" können bis zu 30 Jahre fast unverändert bleiben und nicht verwest sein. Es ist ein Problem, das auch an Friedhöfen in feuchten Gebieten auftritt. Auch in extremer Trockenheit wird durch Wasserentzug durch Mumifizierung verhindert, dass eine Leiche schnell oder überhaupt verwest.
  • Eine im Sarg bestattete Leiche verwest relativ langsam. Durch den Sarg ist der Leichnam natürlich von vielen größeren Tieren und Insekten abgeschirmt, die sonst am natürlichen Abbauprozess teilnehmen würden. Zusätzlich herrscht in einem Grab oft ein Sauerstoffmangel und Wasser kann nicht gut abfließen. Das behindert eine schnelle Verwesung. Ein so bestatteter Körper ist etwa nach 12 Jahren verwest, Knochen brauchen noch länger.
  • Eine Sargbestattung zieht einen längeren Verwesungsprozess nach sich als beispielsweise eine Tuchbestattung im Leinentuch, da das Tuch durchlässiger ist als ein Holzsarg. Die Feuerbestattung ist natürlich die schnellste Form, eine Leiche "abzubauen".

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