Wie sieht der Stuhlgang bei Bauchspeicheldrüsenentzündung aus?

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Symptome: Wie äußert sich eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung?

Folgende Beschwerden können Anzeichen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sein:

Erleichterung bringt häufig nur eine Schonhaltung mit angezogenen Knien im Sitzen oder Liegen. Die Bauchdecke ist gespannt, aber nicht ganz hart – Ärzte nennen das "Gummibauch". Druck von außen bereitet Schmerzen.

Wenn neben der Bauchspeicheldrüse auch der Gallengang beteiligt ist, entsteht eine Gelbsucht (Ikterus): Der Urin wird dunkel, der Stuhl entfärbt sich, die Haut und die Bindehäute der Augen färben sich gelb.

Je nach Schweregrad kann es zu niedrigem Blutdruck bis hin zum Kreislaufschock kommen.

Die Symptome können teils auch andere Ursachen haben, etwa einen Herzinfarkt.

Ursachen: Wie entsteht eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung?

Hierzulande sind die beiden häufigsten Ursachen einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse:

1) Alkoholkonsum: Ob es zur akuten Bauchspeichendrüsenentzündung kommt, hängt nicht unbedingt von der Alkoholmenge ab. Bei manchen Menschen lösen bereits relativ geringe Dosen eine Entzündung des Organs aus.

2) Erkrankungen der Gallenwege: Ein Gallenstein kann gleichzeitig Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang verstopfen. Denn beide münden gemeinsam in den Dünndarm. Zum einen staut sich dann die Galle. Zum anderen entzündet sich die Bauchspeicheldrüse, weil der Verdauungssaft nicht abfließen kann.

Wie sieht der Stuhlgang bei Bauchspeicheldrüsenentzündung aus?

Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang münden gemeinsam in den Dünndarm

  • Bestimmte Medikamente – zum Beispiel Diuretika, ACE-Hemmer, Fettsenker, manche Antibiotika, Zytostatika und Schmerzmittel
  • Störungen im Fettstoffwechsel (erhöhte Triglyceride)
  • Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse
  • Eine Infektion mit Viren (zum Beispiel Mumps), Bakterien (zum Beispiel Salmonellen) oder Wurmbefall
  • Mechanische Hindernisse im Ausführungsgang der Drüse (wie Tumore)
  • Veränderungen in den Erbanlagen (zum Beispiel hereditäre Pankreatitis, Mukoviszidose, selten das Pankreas divisum)
  • Verletzungen wie ein Huftritt

Rauchen erhöht das Risiko für eine akute Pankreatitis. Bei einem Teil aller Betroffenen bleibt die Ursache für die Bauchspeicheldrüsenentzündung unbekannt.

Diagnose: Wie stellt der Arzt eine Pankreatitis fest?

In der Regel suchen Betroffene den Arzt wegen der plötzlichen starken Schmerzen auf. Der Arzt fragt nach den genauen Beschwerden und Begleitumständen sowie möglichen Vorerkrankungen. Dann wird er den Patienten körperlich untersuchen.

Blutwerte liefern Hinweise

Eine Blutuntersuchung kann erhöhte Enzymwerte ergeben. Aussagekräftig ist insbesondere der Lipase-Wert. Die Zahl weißer Blutkörperchen und weitere Entzündungszeichen können auffällig sein.

Sind die Blutwerte SGOT, Gamma-GT, Alkalische Phosphatase und Bilirubin erhöht, deutet das auf einen Gallestau hin. Das wiederum lässt vermuten, dass ein Stein in den Gallenwegen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verursacht haben könnte.

Starke Abweichungen bei CRP, Blutzucker, Hämatokrit oder Kalzium sind möglich Zeichen eines schweren Verlaufs.

Auffälligkeiten bei einzelnen Laborwerten sind aber nur begrenzt aussagefähig. Sie müssen immer im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungsergebnissen beurteilt werden.

Bildgebende Untersuchungsverfahren

Mit einer Ultraschall-Untersuchung verschafft sich der Arzt einen Eindruck von der Struktur der Bauchspeicheldrüse. Manchmal kann er Gallensteine in den Gallenwegen entdecken, die als Ursache der Entzündung infrage kommen.

Einen genaueren Blick auf die Bauchspeicheldrüse liefert die Endosonografie. Dabei führt der Arzt den Ultraschallkopf über einen dünnen Schlauch (ein Endoskop) über die Speiseröhre besonders nahe an die Bauchspeicheldrüse heran.

Bilder liefern auch Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie, insbesondere die Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie (MRCP). Mit dieser Methode lassen sich die Gallen- und Pankreasgänge beurteilen.

ERC kann Gallensteine aufzeigen – und beseitigen

Vermutet der Arzt, dass Gallensteine Auslöser für die Bauchspeicheldrüsenentzündung sind, kann eine ERC (Endoskopisch retrograde Cholangiografie) genaueren Aufschluss bringen. Dabei wird ein Endoskop über die Speiseröhre bis zum Dünndarm vorgeschoben – bis zu der Stelle, an der Gallengang und Bauchspeicheldrüsengang gemeinsam in den Darm münden.

Der Arzt spritzt Kontrastmittel in den Gallengang und beurteilt ihn auf dem Röntgenschirm. Engstellen oder Blockaden – zum Beispiel durch Steine – werden sichtbar. Der Mediziner kann Steine nun über besondere Instrumente in der gleichen Sitzung entfernen und damit den Auslöser der Pankreatitis beheben.

Funktionstests

Verschiedene Test dienen dazu, die Funktionsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse zu überprüfen. Zum Beispiel kann die Menge des Enzyms Elastase aus der Bauchspeicheldrüse im Stuhl gemessen werden. Ist die Enzymmenge auffällig niedrig, kann das dafür sprechen, dass das Pankreas nicht mehr genug Verdauungsenzyme herstellt. Das ist aber nur nach einer sehr schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung oder bei der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung zu erwarten.

Behandlung: Was hilft bei akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung?

In der Regel muss eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung im Krankenhaus behandelt werden, in schweren Fällen auf der Intensivstation. Der Patient erhält Schmerzmittel. Außerdem bekommt er Flüssigkeit über die Venen.

Rund 80 Prozent der Patienten erholen sich innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder. Bleibende Schäden entstehen nicht. Etwa 15 bis 20 Prozent erleiden jedoch einen schweren Verlauf. Teile der Bauchspeicheldrüse sterben ab. Die Therapie dauert dann oft wesentlich länger und ist aufwändiger. Das Risiko für ernste Komplikationen steigt. Ob die Krankheit schwer oder mild verlaufen wird, lässt sich zu Beginn nicht sicher beurteilen.

Wann darf man wieder essen?

Meist ist es ratsam, zunächst auf Nahrung zu verzichten. Bei einer leichten Erkrankung kann und sollte der Patient aber häufig schon nach ein bis zwei Tagen wieder etwas essen. Voraussetzung ist, dass die Entzündung und Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen nachgelassen haben. Die Speisen sollten anfangs leicht verdaulich und eher fettarm sein.

Hält die Entzündung längere Zeit an oder verläuft die Krankheit schwerer, muss eine künstliche Ernährung erfolgen. Das geschieht – wenn möglich – über einen dünnen Schlauch, eine sogenannte Sonde. Sie wird durch die Nase eingelegt und führt über die Speiseröhre in den Magen oder den Dünndarm. Über die Sonne erhält der Patient eine spezielle Flüssignahrung, die ihm alle wichtigen Nährstoffe liefert. Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, Nährstoffe direkt als Infusion über die Venen zu geben (parenterale Ernährung).

Weitere Therapiemaßnahmen

Sind Gallensteine Auslöser der Bauchspeicheldrüsenentzündung, können sie eventuell im Rahmen einer Spiegelung (ERC) entfernt werden.

Verläuft die Entzündung schwerer, können größere Flüssigkeitsansammlungen um die Bauchspeicheldrüse entstehen oder es stirbt Gewebe ab. Dort können sich Bakterien absiedeln, so dass sich Eiter bildet. Dann ist es eventuell nötig, sogenannte Spülkatheter – dünne Schläuche – von außen in den betroffenen Bereich zu legen, um die Entzündung einzudämmen. Zeigen sich Zeichen einer bakteriellen Infektion, erhält der Patient frühzeitig Antibiotika.

In manchen Fällen ist eine (minimalinvasive) Operation notwendig, um abgestorbenes Bauchspeicheldrüsengewebe sorgsamst zu entfernen. Die operativen Verfahren richten sich immer nach den Gegebenheiten. Hier spielt die Erfahrung des Chirurgen eine große Rolle.

Patienten können im Rahmen einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung eine Blutvergiftung (Sepsis) erleiden. Bei einem sehr schweren Verlauf können Herz, Lunge oder Niere versagen.

Im späteren Verlauf bilden sich eventuell Hohlräume in und um die Bauchspeicheldrüse, sogenannte Pseudozysten. In ihnen kann sich Verdauungssaft ansammeln, der nicht abfließen kann. Das verstärkt unter Umständen die Beschwerden des Patienten. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es ratsam, solche Pseudozysten zu entleeren. Dazu legen Ärzte zum Beispiel einen dünnen Verbindungsschlauch von der Pseudozyste zum Magen oder zum Dünndarm. So kann der Zysteninhalt abfließen.

Bauchspeicheldrüsenentzündung ausgeheilt – was gibt es zu beachten?

Wie lange Patienten mit akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung krankgeschrieben sind, lässt sich nicht pauschal sagen. Das hängt stark vom individuellen Verlauf ab. In der Mehrzahl der Fälle heilt die Krankheit innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder aus.

Generell ist im Anschluss eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung, einer vielseitigen gesunden Ernährung zu empfehlen, wobei sich die Mahlzeiten auf mehrere kleinere Portionen verteilen sollten. Nach einer schweren Bauchspeicheldrüsenentzündung haben Patienten manchmal viel Gewicht verloren und noch wenig Appetit. Dann kann eine Ernährungsberatung sinnvoll sein.

Wann kann man wieder Alkohol trinken?

War die Entzündung durch Alkohol verursacht, sollte der Betroffene künftig auf Alkohol verzichten oder zumindest deutlich weniger konsumieren. Manche Experten empfehlen, nach einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung grundsätzlich mindestens sechs bis zwölf Monate keinen Alkohol zu trinken.

Um weiteren Krankheitsschüben vorzubeugen, sollten die Auslöser – soweit möglich – beseitigt werden. Je nach Ursache heißt das zum Beispiel:

  • Gallensteine oder eine steinhaltige Gallenblase müssen entfernt werden
  • Störungen des Fettstoffwechsels oder der Nebenschilddrüsen sollten behandelt werden
  • Der Arzt kann ungeeignete Medikamente durch andere ersetzen

Mögliche Folgen der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung

Falls ausgedehnte Bereiche der Bauchspeicheldrüse erkrankt waren oder entfernt werden mussten, kann das Organ seine Funktion unter Umständen nicht mehr ausreichend erfüllen. Mögliche Folgen sind:

  • Verdauungsstörungen: Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig Verdauungsenzyme, treten Verdauungsstörungen auf – zum Beispiel Blähungen und Durchfälle. Fett wird nicht mehr richtig verdaut. Die Betroffenen nehmen ab, sie bekommen womöglich Mangelerscheinungen. In diesem Fall können Betroffene die fehlenden Verdauungsenzyme in Form eines Präparates zu den Mahlzeiten einnehmen. Die Dosierung muss individuell angepasst werden. Sie richtet sich nach der Restfunktion des Organs und nach dem jeweiligen Essen. Es kann außerdem erforderlich sein, fettlösliche Vitamine zuzuführen.
  • Diabetes: Produziert die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin, kommt es zur Zuckerkrankheit, dem Diabetes mellitus. Dann helfen – je nach Ausprägung – eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung und Insulin, das gespritzt werden muss.

Wie sieht der Stuhlgang bei Bauchspeicheldrüsenentzündung aus?

Prof. Dr. Markus W. Büchler

Professor Dr. med. Markus W. Büchler ist seit 2001 Ärztlicher Direktor der Abteilung für Allgemeine, Viszerale und Transplantationschirurgie der Universität Heidelberg. Seine Schwerpunkte sind Pankreas-Chirurgie, außerdem Leber-, Transplantations-Chirurgie sowie Chirurgie des Gastrointestinaltrakts.

Mehr Informationen: https://www.europaeisches-pankreaszentrum.de/epz/

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.