Auch wenn die Angabe des Mindestentgelts in Stellenanzeigen heutzutage verpflichtend ist: In der Realität findet sich oft nur ein schwammiger Hinweis auf den Kollektivertrag und die Bitte, die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung zu nennen. Wie geht man da am besten vor? Show
In einer Bewerbung gelungen und überzeugend zu formulieren, ist nicht immer einfach – ein besonderer „Stolperstein“ ist neben dem Lebenslauf für viele Bewerber die Frage, ob sie ihren Gehaltswunsch angeben sollen und wenn ja, wie am besten? Auch wenn Arbeitgeber in Österreich seit 2011 verpflichtet sind, in Jobausschreibungen Angaben zum Mindestgehalt zu machen, hat das die Situation für Bewerber nicht unbedingt einfacher gemacht: Viele Ausschreibungen verweisen auf das kollektivvertragliche Mindestentgelt und machen zugleich klar, dass das die Untergrenze ist und du dein Wunschgehalt nennen sollst. Wie du dieses am besten ermittelst und in der Bewerbung formulierst, verraten wir dir hier. Wann soll in der Bewerbung die Gehaltsvorstellung angegeben werden?Die einfachste Regel dafür ist: Wenn in der Stellenanzeige darum gebeten wird, eine Gehaltsvorstellung anzugeben, solltest du das in deiner Bewerbung auf jeden Fall tun! Sonst könnte der Eindruck entstehen, du hättest die Stellenanzeige nicht aufmerksam gelesen. Beim Lesen solltest du auch darauf achten, dass du die üblichen Floskeln in Stellenanzeigen auch richtig interpretieren. Wenn nicht explizit darum gebeten wird und das Gehalt im Stelleninserat klar angegeben ist, musst du das Thema in deiner Bewerbung nicht anschneiden. Wie finde ich heraus, was ein realistischer Gehaltswunsch ist?Dein Wunschgehalt hängt natürlich nicht nur davon ab, was du dir erträumst – aber die Frage, ob du das Gehalt bezahlt bekommst, dass du wert bist, solltest du dir im Rahmen einer Bewerbung auf jeden Fall stellen. Um zu einer realistischen Gehaltsvorstellung zu kommen, helfen folgende Fragen:
Eine weitere Möglichkeit, deine Gehaltsvorstellung vor der Bewerbung besser einzuschätzen, bietet auch unser online Gehaltsplaner. Wie gebe ich mein Wunschgehalt am besten an – brutto, netto,…?Du solltest immer das Bruttogehalt angeben – entweder das Monats- oder noch besser das Jahresgehalt. Wünsche zu Zusatzleistungen und Benefits (Fahrtkostenzuschüsse, Prämien, Dienstwagen, etc.) solltest du nicht nennen, das könnte kleinlich wirken. Viele Bewerber fragen sich auch: Soll ich auch mein aktuelles Gehalt nennen? Der Gehaltsexperte Conrad Pramböck rät davon ab – und hat gleich auch noch ein paar weitere wichtige Tipps für den Gehaltspoker im Bewerbungsgespräch. Wie formuliere ich die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung am besten?Du kannst in der Bewerbung entweder eine Bandbreite – etwa „zwischen 35.000 und 40.000“ oder einen Fixbetrag angeben. Mit einer Bandbreite signalisierst du größere Verhandlungsbereitschaft. Deine Gehaltsvorstellung sollte in der Bewerbung am Ende des Anschreibens stehen. Es gibt unterschiedliche Zugänge, die Gehaltsvorstellung zu formulieren:
Welcher Zugang für dich der richtige ist, hängt auch vom Tonfall deiner gesamten Bewerbung ab, und davon, wie du dich beim Bewerbungsgespräch präsentieren willst. Fettnäpfchen bei der Gehaltsvorstellung in der Bewerbung
Wie du siehst, ist die Frage nach der Gehaltsvorstellung in der Bewerbung mit etwas Recherche und der richtigen Formulierung kein großes Problem. Wenn dir die Frage nach der richtigen Gehaltsvorstellung allerdings immer noch Kopfzerbrechen bereitet, nachdem du dich informiert und zu einer guten Formulierung gefunden hast, solltest du dir vielleicht auch die Frage stellen: Wie wichtig ist das Gehalt? Bildnachweis: ronstik/www.istockphoto.com
Die Frage nach der Gehaltsvorstellung im Anschreiben deiner Bewerbung ist für dich vielleicht nicht so einfach zu beantworten – viele sprechen nicht gerne über das Thema Gehalt. Warum ist das so? Zum einen ist es dir wahrscheinlich unangenehm, etwas zu fordern, bevor du dich im ersten Job überhaupt ausprobiert hast. Zum anderen weißt du vielleicht gar nicht so richtig, wie viel Gehalt eigentlich üblich ist und wie die Angabe des Gehalts funktioniert. Ohne ein aktuelles Gehalt ist das auch schwer. Das Praktische: Im Trainee-Bereich sind viele Gehälter von vornherein festgelegt, insofern wird dir die Gehaltsfrage bei der Bewerbung gar nicht immer gestellt. Falls eine Gehaltsvorstellung bei der Bewerbung aber gefordert ist, findest du hier alle Tipps und Hinweise dazu, was du beachten musst. Aber warum verlangen manche Arbeitgeber überhaupt nach einer Formulierung, was du verdienen möchtest? Personaler wollen damit checken, wie du dich selbst einschätzt. Wer nicht weiß, was er oder sie wert ist, ist vielleicht auch im Job ahnungslos oder naiv. Außerdem macht es die Abfrage der Gehaltsvorstellung nötig, dass du dich intensiv mit der Stellenanzeige, der Branche und dem Unternehmen auseinandersetzt. Und natürlich hat die Abfrage der Gehaltsvorstellung auch einen praktischen Zweck. Die Gehaltserwartungen der Bewerber werden miteinander verglichen und wer bei gleicher Qualifikation hohe Gehaltsvorstellungen formuliert, hat eine schlechtere Chance auf den Job als der Bewerber mit einem niedrigeren Gehaltswunsch. Hier ist also Fingerspitzengefühl gefragt.
Gehalt ist nicht das wichtigste, aber ein wesentlicher Faktor für deine Zufriedenheit im Berufsleben und sollte angemessen sein. Du solltest dich also fragen, wie viel Geld du eigentlich z. B. in einem Trainee-Programm verdienen möchtest. Hast du schon einen Job gehabt, kannst du bei einer neuen Bewerbung 10 bis 20 Prozent draufschlagen – mehr wäre aber eindeutig überzogen. Bewirbst du dich zum ersten Mal solltest du folgende Fragen beim Berechnen berücksichtigen:
Tipp: Große Unternehmen zahlen mehr als kleine. Wichtig ist außerdem der Standort des potenziellen Arbeitgebers. In Baden-Württemberg verdienst du im Durchschnitt besser als in Brandenburg.
Und dann kommt es natürlich auf die Branche an. In MINT-Studiengängen kannst du oft höhere Gehälter als jährliches Bruttogehalt fordern als in den meisten anderen Branchen. Damit du dich besser orientieren kannst, was du mit welchem Studiengang erwarten kannst: Hier kannst du als Bewerber Schätzwerte ermitteln, die aufgrund von Datensätzen Hinweise darauf geben können, was man in deiner angestrebten Position verdient bzw. was ein angemessenes Gehalt wäre:
Frage auch bei Freunden, Familie und in deinem Netzwerk nach, was andere verdienen und ob sie zufrieden mit ihrem Gehalt sind. Die Ausgangsfrage ist, was du verdienen willst; deine Recherchen stellen aber die Grundlage dar, wenn du herausfinden willst, ob sich deine Gehaltsvorstellungen auch in der Realität umsetzen lassen.
Jetzt stellt sich noch die Frage, wie eine angemessene Gehaltsvorstellung formuliert werden kann. Überlege dir eine Minimalgrenze, unter die du auf keinen Fall gehen willst. Wähle bei deiner Forderung außerdem einen Wert, der einen Tick über dem liegt, was du eigentlich haben willst – wahrscheinlich wirst du nämlich „heruntergehandelt“.
Für die Formulierung der Gehaltsvorstellung gibt es zwei Möglichkeiten: die konkrete Summe oder eine Gehaltsspanne schreiben. Konkrete Zahl angebenWenn du eine genaue Summe angibst, kann das zum Beispiel so klingen:
Gibst du eine konkrete Gehaltsvorstellung an, spricht das für Selbstbewusstsein und Klarheit. Die konkrete Angabe deines Gehaltswunsches gilt als ein Zeichen dafür, dass du dich festlegen und entscheiden kann – aber auch, dass du nicht flexibel bist. Gehaltsspanne angebenEine Gehaltsspanne zu formulieren bedeutet, dass du entweder angibst, in welchem Bereich dein Gehalt liegen soll, oder, zwischen welchen Summen es sich befinden sollte („meine Vorstellung liegt zwischen Summe X und Summe Y“). Aber Vorsicht: Wenn du Letzteres tust, wirst du wahrscheinlich auf den niedrigeren Wert heruntergehandelt. Besser ist es, nur den Bereich anzugeben, denn damit signalisierst du du Verhandlungsbereitschaft und Offenheit, ohne, dass man dich gleich über den Tisch ziehen kann. Du kannst die Gehaltsspanne zum Beispiel so formulieren:
Ausweichen und ignorieren?Du weißt wirklich nicht, was eine realistische Gehaltsvorstellung wäre und willst der Angabe des Gehaltes lieber ausweichen, obwohl explizit in der Stellenanzeige danach gefragt wurde? Keine gute Idee. Ausweichende Formulierungen oder das Weglassen des Gehaltswunsches haben nur zur Folge, das du direkt aussortiert wirst, weil deine Bewerbungsunterlagen nicht vollständig sind oder weil man dich für widerspenstig oder ignorant hält. Im besten Fall ruft dich die Personalabteilung einfach an, um diesen Punkt zu klären. Am Telefon lässt sich die Frage nach deiner Gehaltsvorstellung aber auch nicht leichter beantworten und auch für das Vorstellungsgespräch und die Gehaltsverhandlung ist es besser, wenn du bei deinem Punkt nicht bei Null starten musst. Und Hand aufs Herz: Mit ein bisschen Engagement und Findigkeit, wirst du rausfinden, was die angemessene Vergütung in einer Branche und für eine bestimmte Position ist und kannst einen konkreten Gehaltswunsch formulieren.
Genug der Theorie? Starte jetzt in die Berufspraxis!
WAS WILLST DU ALS NÄCHSTES LESEN? |