Wie lange dauert eine pandemie im schnitt

Die Zulassungsstudien und Untersuchungen im Rahmen der breiten Anwendung in der Bevölkerung zeigen, dass die COVID-19-Impfstoffe, die in Deutschland eingesetzt werden, Infektionen mit der Delta-Variante (mit und ohne Krankheitssymptome) erheblich verhindern (siehe Systematischer Review). Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch trotz vollständiger Corona-Schutzimpfung PCR-positiv wird, ist deutlich vermindert. Darüber hinaus ist die Virusausscheidung bei Personen, die trotz Impfung eine SARS-CoV-2 Infektion haben, kürzer als bei ungeimpften Personen mit SARS-CoV-2 Infektion.

Aktuell kann nicht genau beziffert werden, in welchem Maß die Corona-Schutzimpfung die Übertragung des Virus weiter reduziert. 

Aktuelle Studien belegen, dass die Impfung auch bei Vorliegen der Delta-Variante einen Schutz gegen symptomatische und asymptomatische Infektionen bietet. Der Schutz ist im Vergleich zu der Alpha-Variante reduziert (siehe dazu die FAQ "Welchen Einfluss haben die neuen Varianten von SARS-CoV-2 auf die Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe?"). Gleichzeitig liegt für die Verhinderung von schweren Krankheitsverläufen (Hospitalisierung) ein unverändert hoher Schutz vor. Erste Erkenntnisse zur Impfstoffwirksamkeit gegenüber der Omikron-Variante zeigen, dass ab etwa 15 Wochen nach der Grundimmunisierung die Wirksamkeit gegenüber symptomatischen Erkrankungen durch die Omikron-Variante nach Grundimmunisierung so stark reduziert ist, dass nicht mehr von einem ausreichenden Schutz vor der Erkrankung ausgegangen werden kann. Nach einer Auffrischimpfung mit Comirnaty® von BioNTech/Pfizer wurde allerdings eine gute Wirksamkeit gegenüber Omikron festgestellt. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch bei Auffrischimpfung mit Spikevax® (Vaccine Moderna) von Moderna eine ähnlich gute Wirksamkeit wie bei Auffrischimpfung mit Comirnaty® von BioNTech/Pfizer erreicht wird. Die Auffrischimpfungen sind also besonders wichtig: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt auch vor diesem Hintergrund für alle Personen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung schon drei Monate nach der Grundimmunisierung und für Kinder und Jugendlche ab 12 Jahren nach 3 bis 6 Monaten.

Insgesamt ist das Risiko, dass Menschen trotz Impfung PCR-positiv werden und das Virus übertragen, unter der Deltavariante deutlich vermindert. Wie hoch das Übertragungsrisiko unter Omikron ist, kann derzeit noch nicht bestimmt werden.

Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Menschen nach Kontakt mit SARS-CoV-2 trotz Impfung PCR-positiv werden und dabei auch Viren ausscheiden und infektiös sind. Dabei können diese Menschen entweder Symptome einer Erkrankung (die zumeist eher milde verläuft) oder überhaupt keine Symptome entwickeln. Zudem lässt der Impfschutz über die Zeit nach und die Wahrscheinlichkeit trotz Impfung PCR-positiv zu werden nimmt zu. Zusätzlich muss das Risiko, das Virus möglicherweise auch unbemerkt an andere Menschen zu übertragen, durch das Einhalten der Infektionsschutzmaßnahmen weiter reduziert werden.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher, auch nach der Corona-Schutzimpfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (AHA+L+A-Formel) weiterhin einzuhalten.

Stand: 11.05.2022 (#4816)

4.3.2022

Die Bioscientia Healthcare GmbH führt seit 2016 exklusiv für die medical alle Laboruntersuchungen durch. Das Unternehmen, das sich auf Diagnostik, Genetik und Hygiene spezialisiert hat, wurde vor 50 Jahren in Ingelheim gegründet und beschäftigt heute zirka 2.500 Mitarbeiter an 19 Standorten in Deutschland. Um auf die steigende Bedeutung effektiver Hygieneanforderungen zu reagieren, hat Bioscientia ein eigenes Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention (ZHI) gegründet, das umfassende Lösungen zu allen Fragen rund um Infektionsprävention und Hygienediagnostik anbietet.

Herr Dr. Zinn, Sie leiten seit 2006 das Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention von Bioscientia, können Sie uns Ihren beruflichen Weg an die Spitze des ZHI kurz beschreiben?

Nach meiner Facharztausbildung zum Kinderarzt wollte ich mich an der Uniklinik Freiburg in Infektiologie weiterbilden. Daraus wurde dann ein Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin. 2006 ergab sich die Chance, für Bioscientia das Zentrum für Hygiene in Ingelheim aufzubauen. Das passte gut, da ich als Hesse, der heute auf der anderen Rheinseite lebt, in die Heimat zurückwollte. Mittlerweile sind wir mit 50 Mitarbeitern bundesweit tätig und betreuen weit über 100 Krankenhäuser, Justizvollzugsanstalten, Schulen, Kindergärten und Arztpraxen beziehungsweise beraten bis hin zur Universitätsklinik alles, was hygienisch-medizinische Fragestellungen hat. Neben dem Standort in Ingelheim haben wir große Hygienelabore in Berlin, Moers und Saarbrücken und bilden mittlerweile selbst Fachärzte aus.

Wie hat sich Ihre Arbeit im Labor seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verändert?

Also da kann man schon sagen, nichts ist mehr so wie vorher. Ein Schwerpunkt ist die Infektionsprävention, also die Beratung, wie Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen die Folgen der Corona-Pandemie abmildern können. Wichtig ist die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit von Intensivstationen. Ein weiteres Thema ist die Schadensbegrenzung. Wenn Krankenhäuser aufgrund erkrankter Mitarbeiter keine Patienten mehr behandeln könnten, wäre das der Super-Gau. Das gleiche gilt jetzt in der zweiten Welle auch für Labore. Wir haben 2.500 Mitarbeiter bei Bioscientia und unsere Labore müssen unbedingt handlungsfähig bleiben und es unter allen Umständen schaffen, die Proben abzuarbeiten. Das hält uns momentan sieben Tage in der Woche in Atem.

Für die Reihe „Wissenschaft im Fokus“ vom Bundesministerium für Gesundheit haben Sie ein Video über die korrekte Verwendung von Alltagsmasken produziert. Welche Argumente haben Sie für Menschen, die das Tragen der Maske ablehnen?

Wir arbeiten sehr eng mit vielen Behörden zusammen, das fängt beim lokalen Gesundheitsamt an und geht hoch bis zum Bundesministerium für Gesundheit, für die wir dieses Video produziert haben. Bereits im Frühjahr hatten wir gelernt, dass Masken bei der Infektionsprävention extrem wichtig sind. Das sind zum einen die Mund-Nasen-Schutze, von denen wir während der ersten Welle viel zu wenige in Deutschland hatten. Viele Menschen sind dann auf selbstgenähte Mund-Nasen-Bedeckungen (MNB) umgestiegen. Wir haben schnell gemerkt, wenn eine MNB gut gemacht ist und jeder sie regelmäßig trägt, dass sich damit Infektionen verhindern lassen. Die Maske ist eine ganz wichtige Waffe im Kampf gegen Corona.

Der Link zum Video: https://youtu.be/GCMHy4hB_BM

Bioscientia wertet u. a. für die medical PCR-Tests aus. Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?

Neulich gab es einen medialen Aufschrei, als ein Fußballer von einem Labor positiv getestet wurde, der dann doch nicht positiv gewesen ist. Aber bei den 1,3 Millionen PCR-Tests, die deutschlandweit gemacht werden, ist das eine verschwindend geringe Fehlerquote …

... 1,3 Millionen Tests im Monat?

Nein, 1,3 Millionen Tests pro Woche! So hoch ist momentan die Testkapazität in Deutschland. Dennoch, jedes falsche Ergebnis ist schlecht! Deshalb sind unsere Labore permanent internationalen Akkreditierungsaudits unterworfen, um die Fehlerrate so gering wie möglich zu halten.

Bei Bioscientia sind auch Antikörpertests im Einsatz …

Ja, aber Antikörpertests zeigen nicht an, ob ich das Virus habe, sondern ob ich die Infektion bereits durchgemacht hatte. Leider haben bislang nur wenige Menschen eine Coronainfektion durchgestanden. Wir haben im Frühsommer viele Menschen getestet, auch fast alle Beschäftigten in unseren Laboren. Doch die Positivrate lag nur zwischen einem und zwei Prozent. D. h. wir sind von einer Herdenimmunität noch sehr weit entfernt.

Ist man nach einer überstandenen Coronainfektion immun? Oder sollte man sich trotzdem weiter mit der Alltagsmaske schützen?

Wir sehen momentan, dass die Antikörper, also die Zeichen für eine nachweisbare Immunität, dass diese nach einer gewissen Zeit wieder verschwinden. Insofern ist die Frage, wie lange ich nach einer überstandenen Coronainfektion immun bin, wissenschaftlich noch ungeklärt. Es gibt zwar einen weiteren Mechanismus, die sogenannte Memory-Funktion, also eine Art Erinnerungszelle. Die Wissenschaft hofft, dass dieser Mechanismus nach einer durchgemachten Infektion vor einer Reinfektion schützt. Aber ob der Mechanismus funktioniert, ist momentan noch ein ganz großes Fragezeichen.

Ihr Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention bündelt nicht nur alle Kompetenzen von Bioscientia im Bereich Hygiene und Infektiologie, sondern Sie beraten bundesweit auch Akut- und Rehakliniken, Pflege- und Seniorenheime sowie Praxen aller Fachdisziplinen. Hat die Corona-Pandemie andere wichtige Themen verdrängt?

Ja, das hat sie. Deshalb erinnert das ZHI immer wieder daran, dass normale Hygienethemen wie z. B. OP-Hygiene, die Hygiene, wenn ich einen Katheter lege oder die Lebensmittelhygiene, dass alle diese Themen noch da sind und gelebt werden müssen. Wenn in einer Küche keine Hygienestandards mehr eingehalten werden, werden alle Patienten irgendwann krank. Und wenn ich Patienten mit multiresistenten Erregern nicht mehr isoliere, wird auch das zum Problem. Ich weiß, dass Hygienefragen eine zusätzliche Belastung für alle Beschäftigten sind, aber man darf sie trotz Corona nicht vernachlässigen.

Sie bieten mit Ihrer Hygiene-Akademie Fortbildungen an. Welche Themen werden am häufigsten gebucht?

Momentan alles, was mit Corona zu tun hat. Obwohl wir ein sehr breites Portfolio haben. Wir bilden auch aus, das beginnt beim Hygieneexperten in der Altenpflege bis hin zum Antibiotikaexperten auf Intensivstationen. Und wir sind sehr stolz, dass wir gerade den einzigen interaktiven Hygienekongress mit über 300 Teilnehmern online durchgeführt haben.

Das ZHI bietet auch die hygienische Bewertung von Bauvorhaben an...

Ja, denn in Deutschland ist gesetzlich vorgeschrieben, dass wenn ein medizinischer Bauantrag gestellt wird, ein Hygieniker eingebunden sein muss, egal ob es ein Umbau einer Arztpraxis oder der Neubau eines Universitätsklinikums ist. In solchen Projekten stecken so viele Fragestellungen und Lösungen rund um das Thema Hygiene, damit am Ende eine gut funktionierende Klinik an den Start gehen kann.

Eine Frage zum Schluss, wie lange wird die Pandemie noch dauern?

Mittwoch in drei Wochen ist Schluss! (lacht). Nein, leider nicht. Aber ich glaube, dass wir im nächsten Sommer eine deutliche Entlastung sehen. Wenn die Impfstoffe verfügbar sind, werden wir mit dem Virus wesentlich besser zurechtkommen. Wir wünschen uns doch alle eine zunehmende Normalisierung unseres Alltags.

D. h. ab 2021 werden Impfstoffe verfügbar sein?

Davon bin ich fest von überzeugt. Die Ersten wurden ja bereits Ende 2020 zugelassen. Es wird wie mit dem Grippeimpfstoff sein, da haben wir einen sehr wirksamen Impfstoff, trotzdem gibt es immer noch die Grippe. Aber die Impfung schützt viele Menschen und bestimmt nicht so massiv ihr Leben wie jetzt das Coronavirus. Wenn wir mit dem Verimpfen beginnen, das wird dann viel Druck aus dem Kessel nehmen können.