Wie äußert sich ein vitamin d mangel

Ein Vitamin-D-Mangel kann bei Menschen jeden Alters Muskel- und Knochenschmerzen sowie Schwäche verursachen.

Bei Säuglingen sind oft Muskelkrämpfe (Tetanie) das erste Anzeichen von Rachitis. Diese Krämpfe entstehen durch einen niedrigen Kalziumspiegel im Blut, der bei Menschen mit schwerem Vitamin-D-Mangel vorliegt. Bei Schwangeren mit einem Vitamin-D-Mangel können deren Neugeborene an Krämpfen leiden. Die Krämpfe können im Gesicht, an Händen und Füßen auftreten. Sind die Krämpfe sehr stark, können sie zu Anfällen führen.

Bei sehr kleinen Säuglingen, die unter Rachitis leiden, kann der gesamte Schädelknochen sehr weich sein.

Ältere Säuglinge brauchen unter Umständen sehr lange, bis sie sitzen und krabbeln; die Fugen zwischen den Schädelknochen (Fontanellen) schließen sich nur langsam.

Älteren Kindern und Jugendlichen bereitet das Gehen Schmerzen. Ein schwerer Vitamin-D-Mangel kann O-Beine oder X-Beine verursachen. Die Beckenknochen können abflachen und bei Mädchen den Geburtskanal verengen.

Bei Erwachsenen werden die Knochen, vor allem die Wirbelsäule, das Becken und die Beine, schwach. Die betroffenen Bereiche sind manchmal berührungsempfindlich, und es kann zu Knochenbrüchen (Frakturen) kommen.

Stand: 11.11.2021 08:56 Uhr

Mit einem Bluttest lässt sich ein Vitamin-D-Mangel sicher nachweisen.

Im Winter haben wir nur selten Gelegenheit, Sonne zu tanken. Doch Sonnenlicht ist unsere wichtigste Vitamin-D-Quelle. Mindestens 30 Prozent der Deutschen haben deshalb in den Monaten Oktober bis April zu wenig Vitamin D im Blut. Wer in Norddeutschland lebt, hat durch die geringere Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten keine Chance, ausreichend Vitamin D zu bilden.

Vitamin-D-Mangel mit Bluttest erkennen

Als ideal gelten Vitamin-D-Werte über 30 Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut. Bei unter 20 Nanogramm spricht man von einem Mangel. Experten empfehlen dann die Einnahme von 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D pro Tag, das entspricht 25 Mikrogramm. Sie werden in Form von Tabletten oder Tropfen einmal täglich eingenommen. Höher dosierte Präparate mit 10.000 oder 20.000 IE zur wöchentlichen Einnahme werden nur in speziellen Ausnahmefällen verordnet.

Bei Selbsttests aus der Apotheke geboten schickt man einige Tropfen Blut auf einem Kärtchen an ein Labor - und das Ergebnis kommt einige Tage später per E-Mail. Doch die gemessenen Werte können von Messungen beim Arzt stark abweichen, sodass eine zu hohe Dosierung von Vitamin D empfohlen wird. 

Wer gesund ist, braucht keinen Vitamin-D-Test machen, sollte aber täglich Vitamin D nehmen, weil die Sonneneinstrahlung im Norden im Winter auch bei Gesunden nicht ausreicht. Chronisch Kranke sollten im Winter einmal einen Vitamin-D-Test machen.

Vitamin-D-Einnahme nach ärztlicher Beratung

Bestimmte Medikamente wie zum Beispiel Kortison, Diuretika, Schlafmittel und Anti-Epileptika können die Wirkung von Vitamin D verstärken oder beeinträchtigen. Wer dauerhaft Arzneimittel einnimmt, sollte den Einsatz von Vitamin-D-Präparaten deshalb unbedingt mit seinem Arzt besprechen. Auch wer an einer Neigung zur Bildung kalziumhaltiger Nierensteine, einer Nierenschwäche, einer Sarkoidose oder einer Nebenschilddrüsenerkrankung leidet, sollte Vitamin D nur unter ärztlicher Kontrolle einsetzen. In der Schwangerschaft dürfen Vitamin-D-Präparate nur bei einem nachgewiesenen Mangel und unter Kontrolle des Kalziumspiegels eingenommen werden, da eine erhöhte Kalziumkonzentration im Blut das Kind im Mutterleib schädigen kann.

Symptome des Vitamin-D-Mangels

Ein langfristiger Vitamin-D-Mangel kann schwerwiegende Folgen haben. Es kann zu einer Knochenerweichung (Osteomalazie) kommen mit:

  • Abnahme der Knochendichte
  • Knochenschmerzen
  • Störungen im Kalzium- und Phosphatstoffwechsel

Außerdem werden bei Vitamin-D-Mangel wahrscheinlicher:

  • schlecht heilende Knochenbrüche
  • Atemwegsinfekte
  • Depressivität
  • Stimmungsschwankungen

Sonnenlicht entscheidend für Vitamin-D-Produktion

Nur 10 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs lassen sich über die Nahrung decken - selbst mit Lebensmitteln, die besonders viel Vitamin D enthalten, wie Eiern, fettem Fisch, Milchprodukten, Pilzen und Avocados.

80 bis 90 Prozent des benötigten Vitamin D muss der Körper unter dem Einfluss des Sonnenlichts selbst produzieren. Unter Einwirkung des Sonnenlichts wird vor allem in der Haut die Vitamin-D-Vorstufe Cholecalciferol produziert, die in der Leber zum 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) umgewandelt und in Muskeln und Fettgewebe gespeichert wird. Bei Bedarf wird dieses in der Niere und in der Leber zu dem Hormon Calcitriol umgewandelt, das der Körper unter anderem benötigt, um Kalzium und Phosphat aus der Nahrung im Darm aufzunehmen und in die Knochen einzubauen.

Risikogruppen, die häufig an Vitamin-D-Mangel leiden:

  • Menschen, die sich nur selten im Freien aufhalten, zum Beispiel chronisch Kranke und Pflegebedürftige
  • Dunkelhäutige Menschen, da der höhere Melaningehalt ihrer Haut die UV-B-Strahlung stärker abschirmt
  • Ältere Menschen, da die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, mit steigendem Alter abnimmt
  • Menschen, die aus kulturellen Gründen nur mit vollständig bedecktem Körper ins Freie gehen
  • Raucher

Vitamin D: Wichtig für die Knochen

Für die Knochengesundheit ist das Vitamin D unbestritten von essenzieller Bedeutung. Es wird für die Kalziumaufnahme im Darm und für den Knochenaufbau benötigt und fördert auch die Muskelfunktion. Fehlt Vitamin D, wird kein Kalzium in die Knochen eingelagert, sondern aus der Knochensubstanz freigesetzt, um den Kalziumspiegel im Blut konstant zu halten. Geschieht das über längere Zeit, kommt es zu einer Abnahme der Knochendichte.

Die Mineralisationsstörung des Knochens kann dazu führen, dass der Knochen weniger stabil und belastbar ist und es schneller zu Knochenbrüchen kommt. Mediziner gehen davon aus, dass mit ausreichender Vitamin-D-Versorgung bis zu 25.000 Hüft- und Oberschenkelhalsbrüche jedes Jahr vermieden werden könnten.

Vitamin D stärkt das Immunsystem

In nahezu allen Organen und Geweben des Körpers gibt es Vitamin-D-Rezeptoren, sodass dieses Hormon an vielen Stellen Einfluss auf den Stoffwechsel nimmt. So konnten Wissenschaftler nachweisen, dass ausreichend Vitamin D auch vor Atemwegsinfektionen schützt.

Auch das Immunsystem soll insgesamt stabiler werden und die Allergieneigung geht in vielen Fällen zurück. Denn Experten gehen davon aus, dass Vitamin D die Funktion und Aktivität von bestimmten Abwehrzellen entscheidend beeinflusst: Vitamin D scheint dafür verantwortlich zu sein, dass T-Lymphozyten aktiviert und zur Teilung angeregt werden. Nach dem Kontakt mit einem Krankheitserreger bilden sie Vitamin-D-Erkennungsproteine an der Zelloberfläche. Durch den Kontakt mit dem Vitamin kommt es dann zu einer starken Vermehrung der T-Lymphozyten, die helfen, den Körper gegen Krankheitserreger zu verteidigen.

Weitere Informationen

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Einen Teil des täglichen Vitamin-D-Bedarfs deckt der Körper aus der Nahrung. Am meisten Vitamin D steckt in fettem Fisch, Eiern, Pilzen und Milchprodukten. Bildergalerie

Niels Schulz-RuhtenbergFacharzt für Allgemeinmedizin, Sport- und ErnährungsmedizinAm Kaiserkai 46, 20457 Hamburg(040) 64 66-17 60

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Prof. Dr. Ralf OheimFacharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin Oberarzt Institut für Osteologie und BiomechanikUKE - Zentrum für Experimentelle MedizinLottestraße 59, 22529 Hamburg(040) 74 10-562 42

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