Baikalsee Show Russland - Online-Reiseführer Das Wort „Baikal“ kommt aus der türkischen Sprache, bedeutete ursprünglich „ein reicher See.“ Und der See ist tatsächlich reich, denn mit seiner Tiefe von 1.640m ist er der tiefste und größte auf unserem Planeten. Gleichzeitig ist er auch einer der saubersten, der vollkommen klare Wasser ist sehr reich an Sauerstoff. Außerdem ist er der älteste See des Planeten – das Alter des Baikalsees wird auf 25 Millionen Jahre geschätzt. Zugleich ist der Baikalsee einer der seltenen Orte auf unserer Erde, der eine echte, unberührte Natur bewahren konnte. Die eindrucksvolle Landschaft – der See ist von Hochgebirgsketten umgeben – und die einmalige Klarheit seines Wassers haben den Baikalsee als eines der größten Naturwunder unserer Zeit berühmt gemacht. Hier treffen sibirische Wälder – dichte Taiga und spärlich bewachsene Tundra – auf asiatische Halbwüste und steinige Steppe. Diese einzigartige Mischung hat die einmalige Flora und Fauna des Sees hervorgebracht: hier leben über 2.600 Tierarten und Tausende Pflanzen, von denen 85% nur am Baikalsee vorkommen.
Eine Expedition russischer Wissenschafter am Baikalsee soll neue Erkenntnisse über Geschichte und Zustand des grössten Wasserreservoirs der Erde bringen. Am Dienstag versuchten Forscher in einer Tauchkapsel an die tiefste Stelle des «sibirischen Meeres» vorzustossen.
mac. Moskau, 29. Juli 29.07.2008, 16.13 Uhr Das U-Boot der Expedition wird in den Baikal-See heruntergelassen. (Bild: Reuters)1637 Meter – diese Marke wollte am Dienstag ein hochkarätiges russisches Forscherteam am Baikalsee, dem tiefsten See der Erde, unterbieten und damit einen Rekord aufstellen. Noch nie ist eine bemannte Tauchkapsel im Süsswasser tiefer vorgestossen. Was zunächst als spektakuläre Nachricht verbreitet wurde – der Vorstoss auf 1680 Meter –, erwies sich später als Falschmeldung. Die beiden Tiefsee-Tauchkapseln «Mir-1» und «Mir-2», die der Welt einst schon zu spektakulären Bildern der Wrackteile der «Titanic» verholfen hatten und dem Schirschow-Institut für Meereskunde der Russischen Akademie der Wissenschaften gehören, drangen nur bis auf 1582 und 1590 Meter unter der Wasseroberfläche vor. Der Beweis, dass der Seegrund stellenweise tiefer ist als angenommen, soll nun in einem späteren Tauchgang erbracht werden. Vergangene Woche hat am Baikalsee eine gross angelegte Forschungsexpedition begonnen, die zwei Jahre dauern soll. Geplant sind für dieses Jahr rund 60 Tauchgänge mit den beiden «Mir»-Kapseln und für 2009 rund 100. Sie knüpft an frühere wissenschaftliche Erkundungen des riesigen sibirischen Gewässers an, die mit den Vorgängern der «Mir», den «Paisis»-Kapseln, 1977 durchgeführt worden waren. Ziel der umfangreichen Forschung sind neue Erkenntnisse über die Geschichte des rund 25 Millionen Jahre alten Sees, die nur aufgrund der Untersuchung des Seegrunds gewonnen werden können. Die Rede ist etwa von Unterwasser-Vulkanen und weiteren tektonischen Vorgängen, von der Beschaffenheit der Uferlinie und noch nicht ergründeten Vorräten an Kohlewasserstoff in grosser Tiefe. Die Schichten des Bodens liessen sich wie eine kleine Chronik natürlicher und anthropogener Ereignisse im «Baikalischen Asien» lesen, schwärmte der Leiter des Instituts für Natur-Management der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften, Arnold Tulochonow, in einem Interview. Der Expedition liegen aber nicht nur Forschungsziele zugrunde, die mit dem besseren Verständnis der Entstehung und Entwicklung des Sees zu tun haben, der seit 1996 zum Unesco-Welterbe zählt. Der Baikalsee fasst derzeit auch mehr als 20 Prozent der gesamten Süsswasser-Reserven unseres Planeten, und für die Klarheit seines Wassers ist er berühmt. Es geht bei den wissenschaftlichen Untersuchungen daher ebenso auch um eine Bestandesaufnahme des gegenwärtigen Zustands des riesigen Gewässers. Um die Sauberkeit des Wassers und die Stabilität des einzigartigen Ökosystems mit rund 1500 nur hier vorkommenden Arten machen sich seit Jahrzehnten Wissenschafter, Anwohner und Aktivisten Sorgen. Der Tourismus entwickelt sich – was für die Bevölkerung und örtliche Wirtschaft ein Segen ist – bedroht potenziell die Natur. Gravierend ist nach wie vor die Situation rund um das Zellulose-Werk aus sowjetischer Zeit am Südende des Sees, das die Baikal-Robbe bedroht hatte, allerdings der grösste Arbeitgeber der Gegend ist. In jüngerer Zeit kamen Erschliessungsprojekte für die Erdöl- und Erdgaswirtschaft dazu. Der damalige Präsident Putin ordnete 2006 nach vielfältigen Protesten überraschend eine geänderte Linienführung der geplanten Erdöl-Pipeline nach China an. Derzeit wird über eine im Baikalsee verlegte Erdgas-Leitung vom Kowykta-Feld westlich des Sees nachgedacht, mit der die politisch motivierte Gasifizierung der Teilrepublik Burjatien betrieben werden soll. Wissenschaft, Wirtschaft, PolitikDas medial gross aufbereitete wissenschaftliche Vorhaben am Baikalsee verknüpft Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Trägergesellschaft ist ein erst in diesem Jahr gegründeter Fonds zur Erhaltung des Baikalsees. Dessen Initiant und Geldgeber ist die russische Investment-Gesellschaft Metropol Group, deren Generaldirektor Michail Slepentschuk am Dienstag einer der sechs Passagiere der beiden Tauchkapseln war. Einer der wissenschaftlichen Leiter der Expedition und Präsident des Fonds ist der russische Polarforscher und Duma-Abgeordnete Artur Tschilingarow, der vor Jahresfrist mit seiner Nordpol-Expedition international für Aufsehen gesorgt hatte. Neben ausgewiesenen Forschern sind weitere Politiker mit von der Partie. Der Baikalsee eignet sich für das diesjährige wissenschaftliche Sommer-Spektakel bestens. Die «Perle Sibiriens» bewegt die Gemüter, und sie ist ein Stolz Sibiriens und ganz Russlands. Zum Thema |