Welcher see ist der tiefste der erde

Baikalsee

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Das Wort „Baikal“ kommt aus der türkischen Sprache, bedeutete ursprünglich „ein reicher See.“ Und der See ist tatsächlich reich, denn mit seiner Tiefe von 1.640m ist er der tiefste und größte auf unserem Planeten. Gleichzeitig ist er auch einer der saubersten, der vollkommen klare Wasser ist sehr reich an Sauerstoff. Außerdem ist er der älteste See des Planeten – das Alter des Baikalsees wird auf 25 Millionen Jahre geschätzt. Zugleich ist der Baikalsee einer der seltenen Orte auf unserer Erde, der eine echte, unberührte Natur bewahren konnte. Die eindrucksvolle Landschaft – der See ist von Hochgebirgsketten umgeben – und die einmalige Klarheit seines Wassers haben den Baikalsee als eines der größten Naturwunder unserer Zeit berühmt gemacht. Hier treffen sibirische Wälder – dichte Taiga und spärlich bewachsene Tundra – auf asiatische Halbwüste und steinige Steppe. Diese einzigartige Mischung hat die einmalige Flora und Fauna des Sees hervorgebracht: hier leben über 2.600 Tierarten und Tausende Pflanzen, von denen 85% nur am Baikalsee vorkommen.

Welcher see ist der tiefste der erde

Auch die Wasserzusammensetzung des Sees ist interessant: über 300 Flüsse münden in den See, doch nur ein einziger Fluß, der Angara, fließt aus dem Baikalsee heraus. An den Nord- und Südküsten des Sees sorgen zahlreiche Thermalquellen dafür, daß die Wassertemperatur an der Küste im Sommer bis auf 16-17°C ansteigt. Die durschnittliche Wassertemperatur beträgt 4°C. Im Winter bildet sich auf dem „Sibirischen Meer“ eine bis zu 110cm dicke Eisschicht. Jedes Jahr in der Zeit von Ende Juni bis Anfang Juli ist jede Nacht um Mitternacht ein einzigartiges Phänomen zu beobachten: der magische Anblick eines Mondregenbogens, der entsteht, wenn kleine Wasserpartikel gezogen von der Anziehungskraft des Mondes der Oberfläche des Sees entkommen. Der Baikalsee war schon immer einer der heiligsten Orte Asiens. Tausende von Jahren lang haben Menschen an die kraftvolle Energie des Sees geglaubt, und kamen hierher, um die Hilfe von Mutter Natur zu suchen. Heute kann man überall an der Küste Steinschnitte und Ruinen dieser traditionellen Baikal Ritualstätten besuchen. Im Herzen des Sees liegt die Insel Olkhon, die Stoff für zahlreiche Legenden lieferte. Sie ist die größte der 30 Inseln des Sees und beherbergt 143 einmalige archäologische Stätten – Gräber, Überreste frühzeitlicher Siedlungen, Ruinen alter Steinmauern, schamanische Gebetsstätten und unzählige andere. Nach einer Legende der Eingeborenen lebt im berühmten Burkhan-Kap auf Olkhon der mächtige Geist des Sees. In vergangenen Zeiten war es nur Schamanen gestattet, seine heilige Höhle zu betreten. Der größte Teil des Baikal-Gebiets wird von Burjats bewohnt, einem ursprünglich sibirischen Volk, daß vor etwa 2.000 Jahren nach Zentralasien kam. Die Hauptstadt der Republik Burjatia, Ulan-Ude, liegt etwa 50km südöstlich des Sees. Die Burjats sind überwiegend Buddhisten, und so kann man in Ulan-Ude den größten und bekanntesten buddhistischen Tempel Russlands, Iwolgin-Datsan, bewundern. An der Westküste des Sees liegt die Region Irkutsk, deren Hauptstadt Irkutsk ihre eigene faszinierende und über 400-jährige Geschichte hat. Die klassische russische Architektur der Stadt geht auf die 1880er Jahre zurück, als die Stadt von einem Goldrausch in der Region profitieren konnte. Es gibt unzählige Gründe, den See zu besuchen und das Leben der Gegend kennenzulernen. Die beliebtesten Aktivitäten des Abenteuertourismus – Wandern, Radfahren, Kayak, Angeln oder Jeep-Safaris – werden eine noch schönere Erinnerung sein, wenn sie in der Umgebung dieses zauberhaften Sees stattfinden. Die Wassermenge des Sees und die umgebenden Gebirge haben um den See ein sehr spezielles Klima geschaffen. Die durchschnittliche Lufttemperatur kann bis zu 10°C von der Temperatur in Irkutsk abweichen, das nur 60km entfernt liegt. Am See ist es im Winter wärmer und im Sommer kühler. Über dem See ist der Himmel jahrein, jahraus klar, längere Regenperioden sind extrem selten. ktober und November sowie April und früher Mai werden nicht als Reisemonate empfohlen, da das Wetter sehr unbeständig sein kann. Auch können die Straßen um den See in dieser Zeit durch das Wetter unpassierbar sein. Durchschnittstemperatur: Winter –13°C (max. –25°C), Sommer +17°C (max. +25°C).
  • Wasserfläche insgesamt – 31,5km²
  • Max. Tiefe – 1.640m, Breite – 81 (max) – 27 (min) km
  • Küstenlinie – 2.000km
  • Einwohner der Region Irkutsk – über 2,8 Mio, einschließlich ca. 600.000 in Irkutsk
  • Einwohner der Stadt Ulan-Ude – ca. 400.000
  • Das geographische, historische und spirituelle Zentrum der Region ist die Insel Olkhon. Sie ist die größte der 30 Inseln des Sees (77km lang) und eine Gegend voll atemberaubender Landschaften: Sandstrände, Taiga-Wälder, von orangefarbenen Klippen eingerahmte Steppe. Die Wasserstraße zwischen der Insel und dem Festland ist eine der wenigen Stellen im See, wo das Wasser im Sommer warm genug zum Schwimmen wird.
  • Thermalquellen an der Nord- und Südküste
  • Die hölzernen und steinernen Monumente russischer Architektur in Irkutsk, darunter einige historische Orthodoxe Kirchen
  • Das Open-Air-Museum der Holzarchitektur in Talzy, das in einem malerischen Wäldchen am Ufer des Flusses Angara liegt, 47km von Irkutsk und 23km vom Baikalsee entfernt. Es zeigt Siedlungen der Baikalbewohner – Evenks, Russen und Burjats – und liefert einen Überblick über die traditionelle Lebensweise im Sibirien des 17. – 19. Jahrhunderts.
  • Ivolginsky Datsan ist das Zentrum des russischen Buddhismus. Sein gut erhaltener Tempel ist eines der besten historischen Zeugnisse buddhistischer Architektur in Rußland.
  • Zeugnisse frühzeitlicher Zivilisationen: Gräber, alte Siedlungen, antike Steinschnitte, Überreste von Mauern und Tausende von Jahren alte Monumente.
  • Die alte Baikal-Eisenbahn – ein einzigartiges Monument der Ingenieurskunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts, dessen 39 Tunnel ohne maschinelle Hilfe gebaut wurden. Die Gleise verlaufen durch die Felsenlandschaft an der Südküste des Sees. Die Bahn wird auch „die goldene Schnalle des stählernen Gürtels der Transsibirischen Eisenbahn“ genannt.
  • Khoboy Crag liegt an der breitesten Stelle des Sees (79,8km). Ein besonderer Ort – eine kleine Plattform – wurde für Meditationen und für „Tailagans“ – Versammlungen der Schamanen – benutzt. Von seiner Klippe kann man Baikal-Nerpas beobachten – die einzigen Süßwasserseehunde der Welt und die einzigen Wasserbewohner des Sees.
  • Größe: Die „Quelle der Erde“ enthält ein Fünftel des Süßwasservorrats des Planeten und könnte die Weltbevölkerung 50 Jahre lang mit Trinkwasser versorgen. Würde der See auslaufen, wäre die gesamte Landmaße des Planeten über 20cm hoch mit Wasser bedeckt.
  • Ozean der Zukunft: Der See ist so groß, daß ihn die Einheimischen als Meer bezeichnen. Dieses „Meer“ wächst mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 2cm pro Jahr.
  • „Das sibirische Paris“: Die Stadt Irkutsk wurde 1661 zu Beginn der Kolonisation Sibiriens von Russen gegründet und ist seitdem das politische, wirtschaftliche und Kulturelle Zentrum Sibiriens. Im 19. Jahrhundert wurde Irkutsk zur Zufluchtsstätte für die ins Exil verbannten Familien der Dekabristen – liberaler russischer Aristokraten, die es im Dezember (russ. dekabr) 1825 wagten, gegen die Monarchie zu rebellieren und nach Sibirien ins Exil geschickt wurden. Ihre Anwesenheit im 19. Jahrhundert beeinflußte die Kultur und Architektur der Stadt entscheidend.
  • 1996 wurde der Baikalsee in den Katalog des Weltnaturerbes der UNESCO aufgenommen.  

Eine Expedition russischer Wissenschafter am Baikalsee soll neue Erkenntnisse über Geschichte und Zustand des grössten Wasserreservoirs der Erde bringen. Am Dienstag versuchten Forscher in einer Tauchkapsel an die tiefste Stelle des «sibirischen Meeres» vorzustossen.

mac. Moskau, 29. Juli 29.07.2008, 16.13 Uhr

Das U-Boot der Expedition wird in den Baikal-See heruntergelassen. (Bild: Reuters)

1637 Meter – diese Marke wollte am Dienstag ein hochkarätiges russisches Forscherteam am Baikalsee, dem tiefsten See der Erde, unterbieten und damit einen Rekord aufstellen. Noch nie ist eine bemannte Tauchkapsel im Süsswasser tiefer vorgestossen. Was zunächst als spektakuläre Nachricht verbreitet wurde – der Vorstoss auf 1680 Meter –, erwies sich später als Falschmeldung. Die beiden Tiefsee-Tauchkapseln «Mir-1» und «Mir-2», die der Welt einst schon zu spektakulären Bildern der Wrackteile der «Titanic» verholfen hatten und dem Schirschow-Institut für Meereskunde der Russischen Akademie der Wissenschaften gehören, drangen nur bis auf 1582 und 1590 Meter unter der Wasseroberfläche vor. Der Beweis, dass der Seegrund stellenweise tiefer ist als angenommen, soll nun in einem späteren Tauchgang erbracht werden.

Vergangene Woche hat am Baikalsee eine gross angelegte Forschungsexpedition begonnen, die zwei Jahre dauern soll. Geplant sind für dieses Jahr rund 60 Tauchgänge mit den beiden «Mir»-Kapseln und für 2009 rund 100. Sie knüpft an frühere wissenschaftliche Erkundungen des riesigen sibirischen Gewässers an, die mit den Vorgängern der «Mir», den «Paisis»-Kapseln, 1977 durchgeführt worden waren. Ziel der umfangreichen Forschung sind neue Erkenntnisse über die Geschichte des rund 25 Millionen Jahre alten Sees, die nur aufgrund der Untersuchung des Seegrunds gewonnen werden können. Die Rede ist etwa von Unterwasser-Vulkanen und weiteren tektonischen Vorgängen, von der Beschaffenheit der Uferlinie und noch nicht ergründeten Vorräten an Kohlewasserstoff in grosser Tiefe. Die Schichten des Bodens liessen sich wie eine kleine Chronik natürlicher und anthropogener Ereignisse im «Baikalischen Asien» lesen, schwärmte der Leiter des Instituts für Natur-Management der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften, Arnold Tulochonow, in einem Interview.

Der Expedition liegen aber nicht nur Forschungsziele zugrunde, die mit dem besseren Verständnis der Entstehung und Entwicklung des Sees zu tun haben, der seit 1996 zum Unesco-Welterbe zählt. Der Baikalsee fasst derzeit auch mehr als 20 Prozent der gesamten Süsswasser-Reserven unseres Planeten, und für die Klarheit seines Wassers ist er berühmt. Es geht bei den wissenschaftlichen Untersuchungen daher ebenso auch um eine Bestandesaufnahme des gegenwärtigen Zustands des riesigen Gewässers. Um die Sauberkeit des Wassers und die Stabilität des einzigartigen Ökosystems mit rund 1500 nur hier vorkommenden Arten machen sich seit Jahrzehnten Wissenschafter, Anwohner und Aktivisten Sorgen. Der Tourismus entwickelt sich – was für die Bevölkerung und örtliche Wirtschaft ein Segen ist – bedroht potenziell die Natur.

Gravierend ist nach wie vor die Situation rund um das Zellulose-Werk aus sowjetischer Zeit am Südende des Sees, das die Baikal-Robbe bedroht hatte, allerdings der grösste Arbeitgeber der Gegend ist. In jüngerer Zeit kamen Erschliessungsprojekte für die Erdöl- und Erdgaswirtschaft dazu. Der damalige Präsident Putin ordnete 2006 nach vielfältigen Protesten überraschend eine geänderte Linienführung der geplanten Erdöl-Pipeline nach China an. Derzeit wird über eine im Baikalsee verlegte Erdgas-Leitung vom Kowykta-Feld westlich des Sees nachgedacht, mit der die politisch motivierte Gasifizierung der Teilrepublik Burjatien betrieben werden soll.

Wissenschaft, Wirtschaft, Politik

Das medial gross aufbereitete wissenschaftliche Vorhaben am Baikalsee verknüpft Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Trägergesellschaft ist ein erst in diesem Jahr gegründeter Fonds zur Erhaltung des Baikalsees. Dessen Initiant und Geldgeber ist die russische Investment-Gesellschaft Metropol Group, deren Generaldirektor Michail Slepentschuk am Dienstag einer der sechs Passagiere der beiden Tauchkapseln war. Einer der wissenschaftlichen Leiter der Expedition und Präsident des Fonds ist der russische Polarforscher und Duma-Abgeordnete Artur Tschilingarow, der vor Jahresfrist mit seiner Nordpol-Expedition international für Aufsehen gesorgt hatte. Neben ausgewiesenen Forschern sind weitere Politiker mit von der Partie. Der Baikalsee eignet sich für das diesjährige wissenschaftliche Sommer-Spektakel bestens. Die «Perle Sibiriens» bewegt die Gemüter, und sie ist ein Stolz Sibiriens und ganz Russlands.

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