Welche wald tiere bekommen winterfell

Welche wald tiere bekommen winterfell
Hirsch im Winter © byrdyak fotolia.com

Warum machen sich viele Wildvögel im Herbst auf gen Süden? Warum lässt sich in den Wintermonaten nur selten Großwild im Wald blicken? Und halten Siebenschläfer tatsächlich sieben Monate lang Winterschlaf? In Sachen Winterschlaf hegt der Mensch so manchem Wildtier gegenüber neidvolle Gefühle. Sobald es kalt wird und Schnee sich wie eine eisige Decke über das Land legt, möchten auch viele Zweibeiner am liebsten für die nächsten Monate in einen tiefen Schlaf fallen und erst dann wieder aufwachen, wenn die Wiesen und Bäume grünen. Für die Tiere ist diese Methode jedoch überlebenswichtig. Mehr dazu finden Sie im folgenden Beitrag.

So überleben Wildtiere den Winter

Zu unseren einheimischen Wildtieren, die den Winter in unseren Breitengraden verbringen, zählen unter anderem Wildschweine, Eichhörnchen, Füchse, Damwild, Nager wie Hamster und Haselmaus, aber auch Vögel wie die Blaumeisen und Rotkehlchen. Sie alle gehen auf unterschiedliche Weise mit der Kälte des Winters um. Die einen leiden, den anderen macht es gar nichts aus – ähnlich wie bei uns Menschen. Die Überlebensstrategien unserer einheimischen Wildtiere sind unterschiedlich. Mit Unterstützung von Mutter Natur überleben die meisten von ihnen die kalten Monate unbeschadet, meist, ohne davon allzu viel mitzubekommen. Im Prinzip gibt es drei Methoden, mit denen wilde Tiere in unseren Breitengraden den Winter überstehen. Die einen trotzen der Kälte durch Aktivität, die nächsten verkriechen sich für die nächsten Monate und die anderen flüchten. Im Wesentlichen zeigen sich somit drei Überlebensstrategien für den Winter, welche hier etwas genauer erläutert werden.

Winterruhe und Winterstarre

Bei vielen Säugetieren wird die Körpertemperatur im Winter gedrosselt und unabhängig von der Außentemperatur die kommenden Monate konstant gehalten. Das ist allerdings nur möglich, wenn sich die Tiere vorher ordentliche Energiereserven in Form einer Fettschicht angefressen haben, den Winterspeck. Was der Mensch sich besonders häufig rund um die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel aneignet und für frustrierte Blicke auf die Anzeige der Waage sorgt, ist im Tierreich überlebenswichtig. Selbst die sonst so eifrigen Ameisen werden im Winter ungewöhnlich ruhig. Die Erklärung: Sie verfallen in eine Winterstarre. Mit von der Partie sind wechselwarme Tiere, allen voran Amphibien wie Schildkröten und Frösche. Sie reduzieren ihre Körpertemperatur für den Winter auf nur wenige Grad Celsius, sodass lediglich genug Energie für die lebenserhaltenden Funktionen bleibt. Einige Froscharten bevorzugen es sogar, sich auf dem Grund von Seen und Teichen im Wasser zu vergraben und dort bis zu vier Monate auszuharren. Die meisten anderen Amphibien jedoch nutzen Erdlöcher und frostsichere Verstecke an Land.

Apropos frostsichere Verstecke, die suchen sich auch die meisten Säugetiere, die den Winter im Winterschlaf überstehen. Igel rollen sich in ausgepolsterten Schlafstätten wie dicken Blätterhaufen zusammen und verschlafen die nächsten vier Monate. Noch länger schlafen nur noch das Murmeltier (etwa sechs Monate) und der Siebenschläfer, der tatsächlich sieben Monate lang Winterschlaf hält. Von September bis Mai schlafen die kleinen Nagetiere in ihrem Unterschlupf. Allerdings wird ihr Winterschlaf im Schnitt zweimal von kurzen Aufwärmphasen unterbrochen, um einen Zelltod zu vermeiden.

Eichhörnchen hingegen machen keinen wirklichen Winterschlaf. Vielmehr spricht man bei ihnen von einer Winterruhe. Phasenweise schlafen sie in ihren Nestern, zwischendurch jedoch klappern sie immer wieder die zuvor angelegten Verstecke ab, um Nahrung zu besorgen.

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Eichhörnchen im Winter – die Winterruhe wird für Nahrungsaufnahme unterbrochen | Bild: giedriius fotolia.com

Winterfell

Den besten Schutz gegen Kälte bietet, wie auch beim Haus, eine gute Isolierung. Mutter Natur hat in der Tierwelt an die nötige Kälteisolierung gedacht. Für Pelztiere gilt in gemäßigten und polaren Klimazonen: Ein langer Pelz mit dichter Unterwolle schützt vor Auskühlung. Das ist nicht nur bei Wildtieren so, sondern auch bei unseren Haustieren ist diese Anpassung an den Winter zu beobachten. Hunde und Katzen bekommen in der kalten Jahreszeit von ganz allein ein dichteres Fell, welches sie dann im Frühjahr, sehr zum Leidwesen ihrer Besitzer, bevorzugt auf Sofas und Klamotten wieder verlieren. Interessant dabei ist: Die Anzahl der Haare verändert sich kaum, jedoch sind die Winterhaare der Tiere länger und dicker.

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Hund und Katze im Schnee mit Winterfell | Bild: vvvita fotolia.com

Mit Einsetzen des Frühjahrs geht der Fellwechsel vonstatten, bei dem die Pelzträger wie Füchse und Hasen peu á peu ihr dickes Winterhaar verlieren und das kürzere Sommerhaar wächst.

Vögel im Winter

Nicht nur Pelz schützt vor Kälte, auch Federn isolieren. Bei Vögeln hilft das Winterkleid aus Federn gegen Auskühlung und Erfrieren. Das Aufplustern der Vögel im Winter ist eine Wärmestrategie. Die Luftschicht im Federkleid wärmt die Vögel wie eine Daunendecke. Durch das Einfetten der Federn wird außerdem verhindert, dass Wasser durch das Federkleid dringt.

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Meise auf einem vereisten Zweig | Bild: Oksana Ariskina fotolia.com – das Federkleid ist aufgeplustert, um den Vogel vor der Kälte zu schützen

Winterwanderung gen Süden

Im Spätsommer und Herbst ziehen sie in riesigen Schwärmen durch die Lüfte – Zugvögel verbringen den Winter fernab der Kälte in wärmeren Gefilden. So manche Vogelart legt dabei zwischen 3.000 und 4.000 km auf ihrem Weg nach Afrika zurück. Je weiter der Weg, desto früher flüchten die Tiere. In den letzten Jahren ist der Winter allerdings so mild, dass sich viele Zugvögel den Weg gen Süden sparen und hier in ihren Brutgebieten die kalte Saison verbringen. Kraniche und Stare sind, nach Angaben des BUND-Vogelexperten Severin Zillich, in überraschend großer Zahl noch hier. Solange der Bodenfrost noch nicht einsetzt und genügend Mücken am Leben sind, werden sie auch keinen Grund haben, die lange und anstrengende Reise anzutreten.

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Bei einem milden Herbst und Winter bleiben immer mehr Zugvögel in Europa oder treten ihre Reise nach Afrika verspätet an – Stare sind dafür ein typisches Beispiel | Bild:  K.-U. Häßler fotolia.com

So helfen Sie Wildtieren durch den Winter

Tiere, die dem Winter trotzen, haben zwei Herausforderungen zu meistern: die Kälte und das knappe Nahrungsangebot. Der beste Schutz gegen Kälte ist ein dickes Fell, das wurde bereits geklärt. Darum kümmert sich die Natur von ganz allein. Der Mensch muss also nicht anfangen, dicke Wollpullover für Eichhörnchen oder Wildschweine zu stricken, damit die Tiere gut durch den Winter kommen. Dennoch kann man als Zweibeiner einiges tun, um den Wildtieren artgerechte Unterstützung zu bieten.

Artgerechte Nahrung für Blaumeise und Co.

Neben der Kälte haben Wildtiere im Winter vor allem ein Problem: das geringe Nahrungsangebot. Nicht zuletzt deshalb verbringen viele Tiere die Wintermonate erstarrt im Boden oder mit heruntergefahrener Körpertemperatur im Tiefschlaf. Tiere, die auch über den Winter aktiv sind, allen voran Vögel wie Meisen und Spatzen, sind zwar nicht auf ein zusätzliches Nahrungsangebot von uns Menschen angewiesen. Es erleichtert ihnen jedoch die Suche nach Körnern ungemein. So kommt es auch, dass sich die Vogelhäuschen mit artgerechtem Vogelfutter, hängend in den Bäumen der Vorgärten oder auf den Terrassen der winterlichen Bundesrepublik, von Oktober bis März bei den beflügelten Nachbarn großer Beliebtheit erfreuen.

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Kohlmeise am Vogelhaus | Bild:  2xwilfinger fotolia.com – bei Schnee und Eis sind die Vögel auf zusätzliche Nahrungsquellen angewiesen

In der Futterkost unterscheiden sich Körnerfresser und Weichfutterfresser. Körnerfresser picken im Winter bevorzugt Nüsse und fettreiche Körner. Weichfutterfresser suchen sich ihr Futter zumeist auf dem Boden. Wenn dieser gefroren ist, müssen sie ein paar Stockwerke höher fliegen. Im Winter können Sie ihnen mit einem Gemisch aus fettreichem Getreide und gemahlenen Nüssen im Vogelhaus über die kalte Zeit helfen.

Die klassischen Meisenknödel und auch Streufutter für Wildvögel sind für die Winterspeisung ideal. Etwas Besonderes ist das Fettfutter für typische Weichfutterfresser wie Amseln und Rotkehlchen. Erdnüsse und Weizen liefern den kleinen Wildvögeln schnell große Energiemengen. In Studien wurde mehrfach belegt, dass die Vögel selbst den kohlenhydratreichen Futtermitteln aus getrockneten Früchten die fettreiche Nahrung im Winter vorziehen. Durch das hochenergetische Futter können die Tiere den hohen Energieverlust am Tagesende am besten ausgleichen.

Die meisten Vögel fliegen in den frühen Abendstunden zur Futterstelle, nicht am frühen Morgen.

Vogelfutter im Winter sollte fettreich gestaltet sein. Verzichten Sie dabei jedoch auf Brot, Speck, Kartoffeln sowie gewürzte Speisen. Brot quillt im kleinen Magen der Vögel auf und macht sie krank. Speck und andere fettreiche Lebensmittel sind viel zu salzig, um als Zutat für Vogelfutter verwendet werden zu können.

Eichhörnchen beim Futtersuchen unterstützen

Beobachten Sie im Herbst das emsige Treiben von Eichhörnchen in Ihrem Garten, können Sie ihnen mit einem Futterhaus die Suche nach Nahrung erleichtern. Hängen Sie dazu eine Eichhörnchen-Futterstation in einen Baum oder an einen hohen Zaun. Futterhäuser für Eichhörnchen sind Kästen mit Klappdeckel. Tatsächlich sind die Hörnchen in der Lage, den Klappdeckel mit ihren Köpfchen zu öffnen und sich den Inhalt aus dem Kasten mit ihren langen Krallen zu holen. Ganz im Gegensatz zu Vögeln oder Mäusen – daher ist das Futter in der Station vor anderen Futterneidern sicher. Füllen Sie den Kasten mit ungeschälten und ganzen Nüssen, damit das Eichhörnchen seine Beute in sichere Verstecke zum Aufbewahren tragen kann. Auch für Eichhörnchen gibt es übrigens spezielles Eichhörnchenfutter.

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Eichhörnchen an Futterstation | Bild: Oskar adobe.stock.com
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Eichhörnchen stärkt sich im Winter | Bild: Ondrej Prosicky

Wildtiere nicht füttern

Die Fütterung der anderen Wildtiere, vor allem von Damwild und Wildschweinen, sollte man unterlassen. Essensabfälle als Futter für Wildtiere sind oft gewürzt und somit nicht artgerecht. Man braucht sich aber keine Sorgen machen, denn der Förster kümmert sich in der Regel durch das Aufstellen von Futtertrögen und Krippen um eine zusätzliche Versorgung der großen Waldbewohner.

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Futterkrippe im Winter | Bild: Aleš Nowák fotolia.com

Sicherer Unterschlupf für müde Gartenbewohner

Wildtiere, die den Winter über nicht aktiv sind, brauchen schon im Herbst einen geschützten Unterschlupf, in dem sie die kommenden Monate sicher und in Ruhe verbringen können. Der Mensch kann Igeln und anderen kleinen Nagetieren mit einem Laubhaufen ein mögliches Winterversteck anbieten. Außerdem sind die Haufen aus Herbstlaub im Winter nicht nur ein geeigneter Schlafplatz für Igel und Co., auch sind sie eine gute Nahrungsquelle für Vögel, da sich hier Laubkäfer und andere Insekten herumtreiben, die im Winter für Vielflieger zu echten Delikatessen werden. Aber nicht nur Laubhaufen bieten einen geschützten Platz zum Überwintern. Kleintiere wie Siebenschläfer nutzen gelegentlich auch Vogelnistkästen an Bäumen, um sich hier für die nächsten Monate einzuquartieren.

An Gartenbesitzer deshalb der Aufruf: Den Garten bitte nicht steril von Laub befreien und die Nistkästen nach der Brutzeit nicht abhängen. Stattdessen lieber das geharkte Laub auf den Beeten verteilen und die Nester im Baum hängen lassen. Findet sich über die Zeit nicht genug Herbstlaub zusammen, können Sie alternativ auch ein Igelnest an geschützter Stelle aufstellen. Für das Überdecken genügt ein wenig Herbstlaub.

Laubhaufen, Laubburgen und verwaiste Nistkästen bieten müden Nagern ein ideales Winterlager. So haben auch schwächere Tiere eine reelle Chance, ein gutes Winterversteck zu finden.

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Igel im Herbstlaub auf der Suche nach einem Winterquartier | Bild: grafikplusfoto fotolia.com – reicht das Laub für einen angemessenen Laubhaufen nicht aus oder möchten Sie den Tieren ein stabileres Zuhause bieten, gibt es auch Igelnester 

Tiere im Winter ruhen lassen

Lassen Sie die Wildtiere im Winter ruhen. Schrecken Sie sie nicht durch unüberlegte Geräusche und Bewegungen auf. Jedes Aufwachen und somit Hochfahren des Stoffwechsels kostet das Tier wertvolle Energie, die es so dringend zum Überleben braucht.

(Beitrag vom 27.10.2016, aktualisiert und ergänzt am 03.12.2019)