Welche beschwerden hat man bei histaminintoleranz

Aktualisiert am 12.03.2021

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Histamin entsteht aus der Aminosäure Histidin und löst über Bindung an vier verschiedene Rezeptoren eine Vielfalt von Vorgängen aus. Es spielt eine Rolle bei der Produktion der Magensäure, der Darmperistaltik und bei der Kontrolle des Appetits, bei der Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus und des Blutdrucks und nicht zuletzt auch im Immunsystem. Histamin ist der Stoff, der – bei Schnupfen und Heuschnupfen – Nasen zum Rinnen und Augen zum Tränen bringt, indem er die Zellen, die das Sekret (Tränen, Nasenschleim, Magensäure, usw.) produzieren, stark anregt. Histamin wird aber auch durch Essen und Trinken zugeführt! Bei Stress, allergischen Erkrankungen, schüttet der Körper große Mengen Histamin aus. Durch große Histaminmengen können bei  vielen  Menschen, variabel, folgende Symptome ausgelöst werden:

Die wenigsten haben dabei alle diese Symptome, sondern meist konzentrieren sie sich entweder auf den Darm oder auf den Kopf oder auf den Kreislauf usw. Die Ausprägung der Symptome ist dosisabhängig.

Histamin wird auf 2 voneinander getrennten Wegen im Körper mit Hilfe von Enzymen abgebaut. Einmal mit Hilfe des Enzyms Diaminoxidase (DAO), auf dem anderen Weg über das Enzym Histamin-N-Methyltransferase (HNMT), v.a. im zentralen Nervensystem. Bei der Histaminintoleranz kann der Körper das Histamin langsamer abbauen, weil eines oder beide Enzyme entweder zu wenig produziert werden oder zu viel Histamin zugeführt wird. Dadurch sammelt sich das Histamin im Blut an und erreicht eine erhöhte Dosis, die zu Symptomen führt.

Dazu kommt, dass bestimmte Medikamente (z.B. die bei Bronchitis so beliebten Schleimlöser, oder manche Antibiotika), aber auch Alkohol die DAO hemmen, also deren Wirkung vermindern oder blockieren. Weiters können andere biogene Amine, das sind dem Histamin sehr ähnliche Stoffe, die ebenfalls mit den genannten Enzymen abgebaut werden, zu einem erhöhten Histaminspiegel beitragen.

Stand: 04.07.2022 09:43 Uhr

Eine Histaminunverträglichkeit wird oft als Allergie angesehen, ist aber eine Stoffwechselstörung. Wer Histamin nicht richtig abbauen kann, leidet unter Symptomen wie Bauchkrämpfen oder Hautrötungen.

Histamin kommt in vielen Lebensmitteln und im menschlichen Organismus vor. Im Körper aktiviert es als Gewebshormon (Botenstoff) zum Beispiel die Verdauung, senkt den Blutdruck und ist an der Immunabwehr beteiligt. Eine Unverträglichkeit gegenüber Histaminen (Histaminintoleranz, HIT) wird oft als Allergie angesehen, doch tatsächlich handelt es sich um eine Stoffwechselstörung. Häufig wird auch von einer "Histaminintoleranz" oder "HIT" gesprochen, doch auch das ist nicht ganz richtig, denn eine "Intoleranz" bedeutet in der Regel, dass bestimmte Enzyme oder Transportproteine fehlen, was in diesem Fall nicht zutrifft.

In Lebensmitteln bildet sich Histamin vor allem bei der Lagerung und Reifung von eiweißreichen Produkten. Bei einer Histaminunverträglichkeit, so die Annahme, funktionieren im Verdauungssystem bestimmte Enzyme wie die Diaminoxidase (DAO) nicht richtig, die Histamin und ihm verwandte Stoffe (biogene Amine) im Darm abbauen sollen. So bleibt zu viel Histamin erhalten und bereitet den Betroffenen Probleme.

Symptome bei einer Histaminunverträglichkeit

Da sie Histamine im Körper nicht richtig abbauen können, leiden viele Betroffene - typischerweise sofort nach dem Essen - unter Bauchkrämpfen, Durchfällen, Übelkeit, Hautrötungen, Schwindel, Herzrasen, mitunter sogar Atemnot und Kreislaufproblemen.

Auch bei der Entstehung bestimmter Erkrankungen wie etwa kleinen Geschwüren der Mundschleimhaut (Aphthen) spielen Histamine oder histaminfreisetzende Stoffe aus der Nahrung eine wichtige Rolle.

Mögliche Ursachen: Infekte, Lebensmittel, Medikamente

Infekte, zum Beispiel Darminfekte, aber auch sehr reichlicher Verzehr histaminhaltiger oder Histamin freisetzender Lebensmittel (sogenannter Liberatoren) können eine Unverträglichkeit hervorrufen oder verstärken. Auch bestimmte Medikamente zum Schleimlösen oder zur Blutdrucksenkung sowie einige Schmerzmittel und Antidepressiva können eine Histaminunverträglichkeit fördern.

Diagnostik einer Histaminintoleranz ist kompliziert

Es gibt kein diagnostisches Verfahren, das eine Histaminunverträglichkeit nachweisen kann. Selbst der DAO-Wert im Blut gibt darüber keinen Aufschluss, weil die Zusammenhänge sehr komplex sind. Der Weg zur Diagnose führt daher über Diät und Provokation. Im ersten Schritt müssen aber zunächst andere Krankheiten ausgeschlossen werden, die ähnliche Symptome hervorrufen. Dazu gehören vor allem Colitis ulcerosa, Zöliakie, Reizdarm-Syndrom (RDS) oder Krebs. 

Dann folgt die eigentliche Diagnostik durch systematisches Weglassen bestimmter Nahrungsmittel über mehrere Wochen und anschließende Provokation durch gezielten Verzehr dieser Nahrungsmittel. Reagiert der Körper darauf, steht die Diagnose fest.

Ernährungstagebuch hilft bei der Diagnostik

Unterstützung durch Experten

Die Menge an Histamin, die Menschen mit Unverträglichkeit beschwerdefrei aufnehmen können (Toleranzschwelle), ist individuell verschieden. Am besten ist es, für einige Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen. Darin wird notiert, was gegessen und getrunken wird und ob danach Beschwerden auftreten. Eine Ernährungsfachkraft kann helfen, die individuelle Histaminverträglichkeit festzustellen und einen Kostplan zu entwerfen, der zu den persönlichen Essensvorlieben passt. Grundsätzlich sollte eine Ernährungsumstellung am besten mit dem Hausarzt oder einem Ernährungsmediziner besprochen werden.

Allgemeine Empfehlungen bei Histaminunverträglichkeit:

  • Verzehren Sie Lebensmittel so frisch wie möglich.
  • Verzichten Sie lieber auf histaminreiche Nahrung wie geräucherte, getrocknete oder eingesalzene Fisch- und Wurstwaren.
  • Meiden Sie generell bestimmte Fischarten und auch bestimmte Käsesorten sowie fermentiertes Gemüse (Sauerkraut, Essiggurken).
  • Schränken Sie Ihren Verzehr von Histaminliberatoren (Schokolade, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Bananen, Alkohol etc.) stark ein.
  • Schränken Sie gegebenenfalls auch den Verzehr von Lebensmitteln ein, die reich an biogenen Aminen sind, falls Sie auch darauf reagieren (Bier, Spätlese-Weine, bestimmte Käsesorten etc.).
  • Verderbliches nie ungekühlt liegen lassen, nicht einmal für wenige Minuten! Erwärmen Sie Lebensmittel aus dem Kühlschrank nicht erst auf Zimmertemperatur.
  • Tiefgekühlte Lebensmittel sofort weiterverarbeiten beziehungsweise verbrauchen.
  • Essensreste möglichst unmittelbar einfrieren.
  • Verzichten Sie möglichst auf Alkohol, insbesondere auf Rotwein.
  • Meiden Sie Geschmacksverstärker. Glutamate (E620-E625) finden sich häufig in Fertigprodukten, vor allem in salzigen beziehungsweise herzhaften wie Tütensuppen, Soßen oder Chips.

Medikamente zur Linderung der Symptome

Lässt sich der Verzehr histaminhaltiger Nahrungsmittel einmal nicht vermeiden, können Antihistaminika die Symptome lindern. Manchen Menschen hilft die Einnahme von Diaminoxidase (DAO) in Kapselform mit den Mahlzeiten, eine Wirkung ist wissenschaftlich nicht belegt.

Expertinnen und Experten zum Thema

Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten Hautarztpraxis am Blankeneser Bahnhof Sülldorfer Kirchenweg 2 22587 Hamburg (0 40) 41 12 55 66-0

www.hautarztpraxis-blankenese.de

MSc, Leitende Ärztin Ikaneum am Israelitischen Krankenhaus Orchideenstieg 14 22297 Hamburg (040) 511 25-5001

www.ikaneum.de

Leiterin Ambulante Ernährungsberatung Ikaneum am Israelitischen Krankenhaus Orchideenstieg 14 22297 Hamburg (040) 511 25-5001

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Wenn eine Histamin-Unverträglichkeit vorliegt, sollten gelagerte oder verarbeitete Lebensmittel lieber gemieden werden. Die wichtigsten Fakten und Empfehlungen auf einen Blick. Download (77 KB)

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Visite | 05.07.2022 | 20:15 Uhr

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