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Scheideninfektionen sind mit Medikamenten, die gegen einzelne Erreger wirken, zu behandeln (Antibiotika gegen Bakterien, Antimykotika gegen Pilze). Antiseptische Wirkstoffe (z. B. Octenidin) wirken gegen ein breites Erregerspektrum, beseitigen Pilze und Bakterien gleichzeitig, und stellen damit einen Vorteil auch bei sogenannten Mischinfektionen dar. Die Therapie der bakteriellen Vaginose erfolgt in der Regel mit oral oder vaginal zu verabreichenden Antibiotika (z. B. Metronidazol, Clindamycin) oder lokal anzuwendenden Antiseptika (z. B. Octenidin, PVP-Iod). Es ist zu beachten, dass eine Antibiotikaeinnahme meist das Risiko für eine nachfolgende Pilzinfektion erhöht. Weitverbreitet in der Behandlung der vaginalen Candidose sind Antimykotika aus der Wirkstoffklasse der Imidazole bzw. Azole (z. B. Clotrimazol bzw. Fluconazol) oder wiederum Antiseptika (z. B. Octenidin, PVP-Iod). Die Anwendung erfolgt hierbei in erster Linie sowohl vaginal mit Hilfe von Scheidenzäpfchen, Vaginaltabletten oder Sprays als auch topisch mit Cremes und Salben. Erst in schweren Fällen oder wenn eine Lokaltherapie ohne Erfolg bleibt, wird eine Behandlung mit Tabletten (z. B. Fluconazol) zur oralen Einnahme empfohlen. Eine Mitbehandlung für den Partner ist im Regelfall nur nötig, wenn bei diesem ebenfalls Symptome eines Pilzbefalls vorliegen. Ein unnötiger oder fehlerhafter Einsatz von Antibiotika und Antimykotika birgt das Risiko einer Resistenzentwicklung der beteiligten Erreger, welche einen nachhaltigen Therapieerfolg nochmals deutlich erschwert.
Unspezifische bakterielle Scheideninfektion (bakterielle Vaginose, Aminkolpitis, Gardnerella-Vaginose, unspezifische Kolpitis): Häufige Infektion und Entzündung der Scheide durch eine Kombination verschiedener Bakterien (Mischinfektion), meist Folge eines ungünstigen Scheidenmilieus, aber auch durch Geschlechtsverkehr übertragbar. Hiervon abzugrenzen sind die spezifischen bakteriellen Infektionen von Scheide, Gebärmutterhals und Harnröhre, bei denen jeweils ein Bakterium für das Krankheitsgeschehen verantwortlich ist. Hierzu zählen vor allem die genitale Chlamydieninfektion und Gonorrhö. LeitbeschwerdenBei der Hälfte der betroffenen Frauen treten keine Symptome auf. Nachfolgende Beschwerden deuten auf eine Infektion hin: Unspezifische bakterielle Scheideninfektionen bieten dem Arzt wenig Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. Im abgebildeten Beispiel einer 34-jährigen Patientin sind lediglich Rötungen an den Schamlippen zu erkennen
Wann in die ArztpraxisIn den nächsten Tagen, wenn
Der Keim Gardnerella vaginalis wurde früher als Haemophilus vaginalis bezeichnet und kommt bei etwa 40 % aller Frauen in der Scheide vor. Eine Infektion verursacht er nur, wenn gleichzeitig anaerobe (ohne Luft vermehrungsfähige) Bakterien in hoher Anzahl vorliegen. Die Erreger produzieren ammoniakhaltige Amine, die die Scheidenwand reizen und den fischartigen Geruch des Ausflusses verursachen. Juckreiz und Rötung des Scheideneingangs treten nur selten auf, häufig werden überhaupt keine Symptome bemerkt. Da die Keime an den inneren Geschlechtsorganen wie Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcken schwere Infektionen auslösen sowie eine bestehende Schwangerschaft gefährden können, ist eine Behandlung unbedingt notwendig, wenn ein fischartig riechender Ausfluss bemerkt wird. Rückfälle sind allerdings häufig. Scheideninfektion mit dünnflüssigem Ausfluss. Der Geruch ist fischartig und etwas unangenehm. Risikofaktoren
KomplikationenEine unspezifische bakterielle Scheideninfektion erhöht das Erkrankungsrisiko für verschiedenste gynäkologische Entzündungen:
Bei Schwangeren drohen als Folge der biochemischen Interaktion zwischen Fötus und Gebärmutter:
Nach der Entbindung drohen aufgrund der Scheideninfektion:
DiagnosesicherungSind die Beschwerden nicht eindeutig, lässt sich der charakteristische Fischgeruch verstärken, indem der Arzt eine kleine Menge Kalilauge auf den Ausfluss träufelt. Die mikroskopische Untersuchung des Sekrets zeigt die für die Infektion typischen Zellen (Schlüsselzellen). Der Arzt legt gleichzeitig eine Kultur an, um weitere Begleitinfektionen auszuschließen oder zu diagnostizieren. Unspezifische bakterielle Scheideninfektionen bieten dem Arzt wenig Anhaltspunkte für die korrekte Diagnose. Im abgebildeten Beispiel einer 34-jährigen Patientin sind lediglich Rötungen an den Schamlippen zu erkennen. Die Diagnose der bakteriellen Vaginose gilt als gesichert, wenn mindestens 3 der folgenden 4 Befunde im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung zutreffen:
BehandlungDauer und Intensität der Behandlung richten sich nach der Schwere der Erkrankung und der Regenerationsfähigkeit der Scheidenflora. Die Behandlung erfolgt hauptsächlich mit den Antibiotika Metronidazol (z. B. Clont® Vaginaltabletten) oder Clindamycin (z. B. Sobelin® Vaginalcreme). Eine lokale Behandlung ist also möglich, erfolgreicher ist jedoch die innerliche Einnahme. Die Mitbehandlung des Partners empfiehlt man heute nicht mehr, da in diesem Fall die Rückfallrate durch eine Partnerbehandlung nur kurzfristig gesenkt wird. PrognoseMit der entsprechenden Behandlung ist die Prognose gut.
Verwenden Sie – am besten in Absprache mit dem Arzt – Vaginalpräparate mit Milchsäure (z. B. Eubiolac Verla®), Döderlein-Bakterien (z. B. Vagiflor®) oder Vitamin C (Vagi-C®). KomplementärmedizinDie Homöopathie empfiehlt u. a. Kreosotum, Pulsatilla und Sepia zur Akutbehandlung, besser ist eine individuell abgestimmte ganzheitliche Therapie, die nach einer ausführlichen Anamnese die körperlichen, seelischen und geistigen Eigenschaften der Patientin (Konstitutionstherapie) berücksichtigt. Da chronischer Stress als größter Risikofaktor für das Auftreten einer unspezifischen bakteriellen Scheideninfektion gilt, helfen Sport, Yoga und Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson, um diesen abzubauen. rävention
Autor*innenDr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Symptome und Leitbeschwerden“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz | zuletzt geändert am 07.11.2019 um 11:35 Uhr |