Welche antibabypille ist gut für die haut

Die Forschung ist sich einig: Akne im Erwachsenenalter wird für immer mehr Menschen zum Problem – und das gilt besonders für Frauen. Eine Studie von 2015 ergab, dass Frauen im späteren Alter mit einer rund fünffachen Wahrscheinlichkeit von der Hauterkrankung betroffen sind als Männer. Überraschend ist das aber nicht, wenn du den komplexen weiblichen Hormonhaushalt bedenkst. Menstruationszyklus und Schwangerschaft sind eine Sache – die größten hormonellen Schwierigkeiten beschert uns aber meist die Anti-Baby-Pille, zu deren häufigsten Nebenwirkungen auch Hautunreinheiten zählen.

„Wir wissen, dass Pickel entstehen, weil Talg und abgestorbene Hautzellen in unseren Poren hängen bleiben. Außerdem kann das Bakterium P.acnes Entzündungen auslösen“, erklärt die Dermatologin Dr. Justine Kluk. Es scheint aber, als könnten auch Androgene – eine Hormongruppe, zu der auch das männliche Hormon Testosteron gehört – zu Hautunreinheiten beitragen. „Androgene regen deine Haut zur Talgproduktion an und machen die Haut dicker. Dadurch steigt das Risiko verstopfter Poren“, sagt Dr. Kluk; genau da kommt die Pille ins Spiel.

Die Verhütungsmethode beeinflusst nachweislich unseren Hormonspiegel. Das kann sich auf unsere Haut sowohl positiv als auch negativ auswirken: Einerseits können sogenannte Kombi-Pillen (die „normale“ Pille) die Haut von Akne-Betroffenen sogar verbessern; die Mini-Pille kann hingegen genau den gegenteiligen Effekt haben. „Die Kombi-Pille enthält sowohl Östrogen als auch Gestagen und kann Hautunreinheiten effektiv unter Kontrolle bringen, indem sie den Hormonhaushalt reguliert und die Androgenaktivität reduziert“, erklärt Dr. Kluk. „Die Mini-Pille enthält wiederum nur Gestagen und neigt dazu, die Haut fettiger zu machen. Bei Frauen, die ohnehin schon zu Pickeln neigen, verschlimmert sich die Akne dadurch womöglich.“ 

Um dazu mehr herauszufinden, haben wir mit fünf Frauen über ihre Beziehung zur Pille gesprochen – und darüber, wie sie sich auf ihre Haut ausgewirkt hat. 

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Ich wollte unbedingt perfekte Haut – so sehr, dass ich bereit war, das Risiko einzugehen. 

Jenny*, 25

Schon mit zwölf Jahren hatte ich ziemlich schlimme Akne, die mir total am Selbstbewusstsein kratzte. Mein:e Ärzt:innen verschrieben mir damals medizinische Waschgels, Salben und Antibiotika. Als nichts davon funktionierte, bat ich um die Pille. Mit 16 fing ich also mit der Einnahme der Yasmin ein und zog das sieben Jahre lang durch – sowohl als Verhütungsmethode, als auch für meine Haut. Während dieser Zeit hatte ich den gelegentlichen Pickel, vor allem in meiner einnahmefreien Woche, aber insgesamt war meine Haut dadurch sehr schön. Niemand glaubte mir, wenn ich erzählte, dass ich davor schlimme Akne gehabt hatte.

Als ich mit 23 nach London zog, sagte mir meine neue Ärztin, sie könne mir die Yasmin nicht verschreiben, weil die zu gefährlich sei – eine gesunde, junge Frau sei wegen einer Hirnthrombose daran gestorben. Das enttäuschte mich extrem und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sogar weinte. Sie bot mir eine andere Pillenmarke an; weil ich mich aber vorher gut informiert hatte, wusste ich, dass die Yasmin für meine Haut die beste Wahl war. Es war mir echt unangenehm, dass ich danach monatelang überlegte, wie es weitergehen sollte. Ich wollte unbedingt perfekte Haut – so sehr, dass ich bereit war, das Risiko einzugehen. 

Schließlich entschied ich mich aber doch für die Hormonspirale von Mirena. Obwohl meine Akne heute nicht so schlimm ist wie zu meiner Teenagerzeit, ist meine Haut doch deutlich schlechter als während meiner Yasmin-Einnahme. Ich bekomme regelmäßig schreckliche, schmerzhafte rote Beulen und viele kleine Pickelchen am Kinn. Mittlerweile bin ich in einer neuen Praxis, wo man mir deutlich mehr Verständnis entgegenbringt; letztens haben wir darüber gesprochen, meine Spirale entfernen zu lassen und zur Yasmin zurückzukehren, damit meine Haut hoffentlich wieder besser wird.

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Meine Pickel sind nach dem Absetzen deutlich größer und schmerzhafter.

Sharon*, 26

Ich beschloss während des Studiums, mir die Pille verschreiben zu lassen. Weil ich aber regelmäßig unter Migräne-Anfällen mit Aura leide (also einem komischen Lichtfleck und verschwommener Sicht), wurde mir eine Mini-Pille namens Cerazette verschrieben. Meine Haut hat immer schon zu Unreinheiten geneigt; als ich die Einnahme begann, kamen davon aber deutlich mehr dazu. Obwohl das auch an meiner Ernährung (viel Alkohol und Zucker) oder mangelhaften Hautpflege-Routine (quasi nur Abschminktücher) gelegen haben könnte, fiel mir doch eine deutliche Veränderung auf, sobald ich die Pille nahm. Mit der Zeit schien sich das zum Glück einzupendeln, und in den darauffolgenden zwei Jahren war meine Haut okay, bis auf den gelegentlichen Pickel vor der Periode.

Ich setzte die Pille mehr oder weniger versehentlich ab, als ich mit meinem Freund Schluss machte und vergaß, die Pille für meinen dreiwöchigen Trip nach Amerika einzupacken. Ich bin aber auch der Typ Mensch, der sich um zwei Uhr nachts gruselige Studien zur Langzeitwirkung der Pille durchliest – das hatte ich also auch im Hinterkopf.

Ein paar Monate lang ging es meiner Haut gut, doch dann kehrten die Pickel zurück. Seitdem spielt meine Haut verrückt. Wenn sie mal gut ist, sieht sie besser aus denn je (vermutlich, weil ich sie gründlich reinige und mit Feuchtigkeit pflege); wenn sie aber schlecht ist, sind die Pickel deutlich größer und schmerzhafter. Ich überlege, deswegen einen Arzttermin auszumachen, schiebe das aber vor mir her, weil ich weiß, dass man mir dort die Kombi-Pille anbieten wird – und die ist für mich einfach keine Option.

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Sechs Monate nach dem Absetzen hat sich meine Hauttextur komplett verändert.

Maria*, 29

Ich bekam mit 18 die Pille verschrieben, um meine Akne zu bekämpfen. Damals hatte ich dauernd große, rote Beulen und kleine weiße Pickel im Gesicht, die mich enorm störten. Ich testete sowohl verschreibungspflichtige Salben als auch Antibiotika aus, aber als beides nicht funktionierte, bekam ich die Yasmin. Innerhalb von drei Monaten wurde meine Haut total rein. Keine Pickel mehr, meine Pickelnarben verheilten und mein Hauttyp wechselte von „fettig“ zu „trocken“ – ich konnte es selbst gar nicht glauben. Zehn Jahre lang nahm ich daraufhin die Pille, und während dieser Zeit war meine Haut fast immer schön. Ich brauchte keine Foundation oder Concealer.

Anfang dieses Jahres beschloss ich dann, die Yasmin abzusetzen, weil ich mir Sorgen darüber machte, wie sich die jahrzehntelange Einnahme auf meine Gesundheit auswirken könnte. Ich hoffte außerdem, dass die hormonelle Akne, die mich als Teenager gequält hatte, inzwischen vergangen war – ich war schließlich mittlerweile 29. In den ersten Monaten nach dem Absetzen fiel mir keine große Veränderung auf; jetzt, nach sechs Monaten, hat sich meine Hauttextur aber komplett verändert. Sie ist ganz fettig, und ich bekomme lauter kleine Pickel unterhalb der Hautoberfläche. Meine Hautpflege musste ich völlig auf den Kopf stellen. Früher habe ich dicke Cremes und Öle verwendet; inzwischen brauche ich mattierende Cremes und Retinol, um den Glanz unter Kontrolle zu halten. Obwohl meine Haut sicher nicht so schlimm ist wie vor der Yasmin, ist das doch frustrierend. Aktuell versuche ich noch, das Ganze mit Skincare in den Griff zu bekommen – wenn es aber noch deutlich schlimmer wird, würde ich die Yasmin wieder in Betracht ziehen.

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Mir ist es lieber, ohne Pille und mit ein paar Pickeln zu leben, anstatt mich mit Ekzemen und Unruhe rumschlagen zu müssen.

Leah*, 28

Ich hatte schon immer Hautprobleme und litt als Kind unter starker Neurodermitis. Als Teenager schien ich da aber raus zu sein und entging der Akne sogar bis zum Studium, als ich plötzlich lauter Pickel bekam, insbesondere am Kinn. Als es dann um die Verhütung ging, ließ ich mir die Yasmin verschreiben, weil ich von Freund:innen gehört hatte, die sei gut für die Haut und habe keine nervigen Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder Wasserablagerungen. Ich nahm die Pille etwa drei Jahre lang, und während dieser Zeit war meine Haut komplett rein. Als ich mich von meinem Freund trennte, setzte ich sie ab, weil ich glaubte, es würde mir guttun, mal eine Pause einzulegen. Außerdem hatte ich die Befürchtung, die Pille machte mich emotionaler und unruhiger.

Fast direkt nach dem Absetzen hatte ich plötzlich Pickel im Gesicht und auf dem Rücken. Ich arbeitete damals für ein Beauty-Magazin, und mein Selbstbewusstsein litt ordentlich darunter. Nach sechs Monaten ließ ich mir die Pille also wieder verschreiben; drei Monate später waren meine Pickel verschwunden, doch wurde meine Haut supertrocken und rissig. Auf einmal kehrte auch meine Neurodermitis zurück – im Nacken, im Gesicht, an den Händen und Armen. Meine Haut war rot und empfindlich. Ich stellte meine Skincare-Routine komplett um, und nach etwa einem Jahr beruhigten sich meine Ekzeme ein bisschen, auch wenn sie dann und wann schmerzhaft zurückkehrten.

Nach weiteren drei Jahren Yasmin brach ich die Einnahme ab, weil ich vermutete, sie verstärkte meine Neurodermitis, indem sie die Haut austrocknete. Seit dem Absetzen ist ein Jahr vergangen, und meine Ekzeme sind fast verschwunden – nervigerweise bekomme ich aber wieder Pickel. Mir ist es aber lieber, ohne Pille und mit ein paar Pickeln zu leben, anstatt mich mit Ekzemen und Unruhe rumschlagen zu müssen.

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Sechs Monate nach dem Absetzen hat sich immer noch nichts getan; ich glaube sogar, es wird immer schlimmer.

Sarah*, 29

Wie viele Teenager bekam ich mit 16 die Kombi-Pille verschrieben; in meinem Fall war es die Microgynon. Ich hatte während der Pubertät nie große Probleme mit meiner Haut gehabt, und während der elf Jahre der Pilleneinnahme benahm sich meine Haut ganz gut, abgesehen vom gelegentlichen Kinn-Pickel in der Pillenpause. Letztes Jahr riet man mir aber wegen anderer Medikamente dazu, die Microgynon abzusetzen und stattdessen auf die Nur-Gestagen-Minipille Cerazette umzusteigen. 

Meine Haut reagierte sehr negativ auf die Veränderung, und nach ein paar Wochen bekam ich wütende Pickel-Grüppchen an den Wangen, am Kinn und auf der Stirn. Ich machte also einen Arzttermin aus, wo man mir sagte, ich solle drei Monate warten. Sechs Monate später hat sich immer noch nichts getan; ich glaube sogar, es wird immer schlimmer. Jetzt versuche ich es mit verschreibungspflichtigen Reinigungsgels. Vielleicht probiere ich es dann mit Antibiotika – denn ich weiß, dass ich nicht wieder zur Kombi-Pille zurückkehren kann.

* Namen wurden von der Redaktion geändert

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