Was ist der Unterschied zwischen Xylit und Birkenzucker?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Birkenzucker, Erythrit und Zuckerersatz mit Steviasüße sind nicht natürlich, sondern technologisch aufwändig hergestellt.
  • Alle Zuckerersatzstoffe sind um ein Vielfaches teurer als die hinsichtlich der Süßkraft vergleichbare Menge Haushaltszucker.
  • Keine der vermeintlich natürlicheren oder auch als gesünder beworbenen Zuckeralternativen ist ohne Kritikpunkt als sinnvolles Süßungsmittel zu empfehlen.

Karies, Übergewicht und Diabetes – Haushaltszucker gilt als Mitverursacher und hat ein Imageproblem. Die Lebensmittelindustrie bietet mit Kokosblüten- und Birkenzucker, mit Erythrit und Stevia-Streusüßen Alternativen an, die sie als natürlicher oder auch gesünder bewirbt. Eine Marktstichprobe der Verbraucherzentrale Hessen zeigt aber: Die meisten der als "natürlich" beworbenen Produkte sind technologisch aufwändig hergestellt. Zudem sind sie durchweg um ein Vielfaches teurer als Haushaltszucker. Eine echte Alternative zu Zucker ist keiner der trendigen Süßmacher.

Die Lebensmittelexperten der Verbraucherzentrale Hessen haben in ihrer Marktstichprobe die Werbeaussagen zur Natürlichkeit, zu Gesundheit und zum Nährwert sowie die Herkunft und den Preis von 13 Süßmachern geprüft. Bei den Produkten handelte es sich um Birkenzucker (Xylit), Erythrit und Kokosblütenzucker oder Zuckerersatz mit Steviolglykosiden.

Birkenzucker (Xylit) und Erythrit – aus pflanzlichen Rohstoffen, aber nicht natürlich

Die Zuckeralkohole Xylit und Erythrit werden zwar aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen. Von "natürlichem" Zuckerersatz kann aber nicht die Rede sein. Xylit wird in der Regel nicht aus Birkenholz, sondern aus Stroh oder Maiskolbenresten gewonnen, Erythrit aus Kohlenhydraten.

Bei Xylit erfolgt die Herstellung industriell mit Säuren oder Laugen in mehreren Schritten, bei Erythrit mittels mikrobieller Fermentation. Beide Stoffe sind nicht Karies fördernd, kalorienärmer als Zucker oder kalorienfrei wie Erythrit und belasten den Insulinspiegel nicht. In größeren Mengen allerdings wirken sie, wie alle Zuckeralkohole, blähend und abführend.

Dieser Inhalt wurde von der Verbraucherzentrale Hessen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

Xylit oder auch Xylitol sowie Pentanpentol sind Namen für einen Zuckeralkohol, der natürlich in einigen Früchten wie Pflaumen, Erdbeeren oder Himbeeren, Gemüse wie Blumenkohl und Pilzen vorkommen kann. Er ist auch als Birkenzucker bekannt, da Hersteller ihn unter anderem aus der Rinde der Birke gewinnen.

Was ist Xylit?

Was ist der Unterschied zwischen Xylit und Birkenzucker?
Xylit (Birkenzucker) gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen. Praktisch ist die kristalline Form. Diese ersetzt den Haushaltszucker in einem Verhältnis von 1:1. Bildquelle: Elmik – Getty Images (Canva.com)

Chemisch gesehen gehört Xylit nicht zu den Kohlenhydraten, sondern zu den Zuckeralkoholen. Neben Sorbitol ist Xylit als Zuckeralkohol mit der Summenformel C5H12O5 natürlicher Bestandteil vieler Pflanzen. Unsere Leber stellt sogar täglich 5–15 g Xylit als Zwischenprodukt während des Kohlenhydratabbaus her. Durch die industrielle Gewinnung des Stoffes ist er als Tafelsüße erhältlich und wird Lebensmitteln als Zuckeraustauschstoff beigemengt. Als Zusatzstoff ist ihm die E-Nummer 967 zugeordnet.

Synonyme:  Xylitol | Birkenzucker | (2R,3r,4S)-Pentan-1,2,3,4,5-pentol | xylo-1,2,3,4,5-Pentanpentol  | E 967

Schon gewusst?

Bereits 1880 wurde Xylit aus Birkenholzspänen durch den Nobelpreisträger Emil Fischer isoliert. Daher nennt man Xylit häufig auch Birkenzucker.

Xylit hat eine ähnliche Konsistenz wie normaler Haushaltszucker und schmeckt genauso süß.

Der Nährwert ist mit 40 % geringer als bei gewöhnlichem Haushaltszucker, denn ein Gramm Xylit liefert 2,4 Kilokalorien. Daher ist Xylit für eine kalorienarme Ernährung gut geeignet.

Geschmacklich und in der Süßkraft steht Xylit der Saccharose nicht nach. Löst sich Xylit im Mund im Speichel, kommt es zu einem Kühleffekt, da es seiner Umgebung Wärme entzieht.

Die industrielle Herstellung des Zuckerersatzstoffes beruht auf Xylanen. Die pflanzlichen Heteropolysaccharide sind hauptsächlich aus D-Xylosen aufgebaut. Unter Einsatz von Schwefelsäure oder Natronlauge und Temperaturen von bis zu 200 °C wird die Xylose freigesetzt. Im Anschluss wird sie mit einem Katalysator unter hohem Druck zu Xylit umgesetzt. Mitunter wird Xylitol auch unter Einsatz von Hefen gewonnen.

Als Ausgangsstoffe dienen:

  • Birkenholz, Buchenholz oder andere Harthölzer
  • Maiskolbenreste (Maispindel)
  • Stroh
  • Getreidekleie
  • Zuckerrohr-Bagasse

Wir halten fest: Die industrielle Herstellung von Xylit ist aufwendig. Anders als der natürlich klingende Name Birkenzucker suggeriert, nutzen Hersteller als Rohstoffquellen vor allem Maiskolbenreste, Stroh, Getreidekleie oder Rückstände aus der Zuckerherstellung. Um die in den Rohstoffen enthaltene Xylose zu extrahieren, setzen sie hohe Temperaturen sowie Säure oder Natronlauge ein. Schließlich erfolgt die Umwandlung von Xylose zu Xylit unter Druck. Demnach ist Xylit kein natürlicher, jedoch teurer Zuckerersatz.

Was ist der Unterschied zwischen Xylit und Birkenzucker?
Tee kann mit Xylit gesüßt werden.

Xylitol bietet eine Alternative zum Haushaltszucker und findet als Tafelsüße Verwendung. Wenn Xylit mehrere Minuten über 200 Grad Celsius erhitzt wird, karamellisiert es. Daher wird das wasserlösliche Xylit häufig als koch- und backfest beschrieben.

Der Stoffwechselweg ist von Insulin nicht abhängig und beeinflusst den Insulin- bzw. Blutzuckerspiegel nur wenig. Xylit ist damit für Diabetiker gut geeignet.

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Auch Abnehmwillige können sich über die gesunde Alternative zum Zucker freuen. Sie ersetzen in einem Verhältnis von 1:1 den Zucker mit Xylit. So müssen Sie nicht unbedingt auf leckeren Kuchen oder selbstgemachtes Eis verzichten. In Maßen genossen erleichtern kleine Leckereien den Abnehmprozess.

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Was ist der Unterschied zwischen Xylit und Birkenzucker?
Bildquelle: Canva.com

Sie benötigen:
– 250 g Mandelmilch– 250 g Kokosmilch– 115 g Birkenzucker

– 1 g Salz

– 0,5 g Johannisbrotkernmehl

– 0,5 g Guarkernmehl

Wiegen Sie als erstes die Mandelmilch und die Kokosmilch ab. Vermengen Sie beides in einem Topf. Wiegen Sie Xylit, Salz, Johannisbrotkernmehl und Guarkernmehl ab und verrühren Sie alles in einer Schüssel.

Geben Sie hernach die trockene Mischung in die flüssige Mischung. Lassen Sie alles aufkochen und 15 Minuten ziehen. Stellen Sie die Mischung für 2 bis 3 Stunden in den Kühlschrank. Geben Sie im Anschluss die abgekühlte Masse in die Eismaschine und lassen Sie diese für etwa 40 Minuten laufen. Variieren Sie beispielsweise mit der Zugabe von Früchten, Schokolade, Kokosraspeln, Karamell, Nüssen oder Keksen den Geschmack.

In Studien konnten eine Mittelohrentzündung vorbeugende Wirkung von Xylit festgestellt werden. So zeigt eine finnische Studie auf, dass Kinder, die jeden Tag Xylitol erhielten, im Vergleich zu Kindern, die den Birkenzucker nicht einnahmen, 30–40 % weniger häufig an einer Mittelohrentzündung erkrankten.

Im Darm bildet Xylit Komplexe mit Calcium und begünstigt dessen Resorption. Daher ist eine Osteoporose vorbeugende Wirkung noch ausführlich zu überprüfen.

Wegen seiner antikariogenen Wirkung wird Xylit auch bei der Herstellung von Mundhygiene-Kaugummis und anderen Zahnpflegeprodukten verwendet. In den 1970er Jahren konnte die hochsignifikante Reduktion von Karies belegt werden. Die Mundbakterien Streptococcus mutans können Xylit nicht verstoffwechseln. Sie werden daran gehindert, sich an die Zahnoberflächen anzuheften und sterben ab. Als optimale Tagesmenge werden zur Zahnpflege 5–10 g Xylit in mehreren Portionen empfohlen.

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Xylit regt außerdem die Speichelproduktion an. Es fördert die Bildung von Calcium-Speicheleiweiß-Komplexen in der Mundhöhle und erhöht den pH-Wert im Mundraum. Es schafft damit gute Voraussetzungen für die Einlagerung von Calcium.

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Die Toleranzgrenze, die als unbedenklich gilt, beläuft sich auf 10–20 g pro Einzeldosis.

Xylit führt in größeren Mengen zu Blähungen und Durchfall. Lebensmittel, deren Anteil an Xylit über 10 % liegt, müssen deshalb den Warnhinweis tragen, dass sie bei übermäßigem Verzehr abführend wirken. Gewöhnt sich der Körper allerdings an einen höheren Konsum, verschwinden diese unangenehmen Begleiterscheinungen in der Regel.

Wenn bei Ihnen jedoch eine Nahrungsmittelintoleranz bekannt ist, sollten Sie beim Verzehr von xylithaltigen Lebensmitteln vorsichtig sein. Insbesondere Personen mit einer nachgewiesenen Sorbitintoleranz sollten auf Xylit verzichten. Sorbit ist wie Xylitol ein Zuckeralkohol. Alle Zuckeralkohole können von Bakterien im Darm vergoren werden und dadurch zu Intoleranzreaktionen führen.

Laut des Universitätsdozenten Dr. Maximilian Ledochowski, Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin, ist es wahrscheinlicher eine Xylitintoleranz zu entwickeln, wenn bereits eine Unverträglichkeit von Sorbit besteht. Denn die auf die Vergärung von Zuckeralkoholen spezialisierten Bakterienmasse im Darm ist bereits vermehrt. Bei Zufuhr von Zuckeralkohol kommt es dann zu erhöhten Gärungsreaktionen, anders als bei Menschen ohne Resorptionsstörung.

Eine Xylitintoleranz ist mit einem H-Atemtest zu diagnostizieren.

Xylit enthält kein Histamin. Da der Abbau des Zuckeralkohols im Körper aber über bestimmte Enzyme funktioniert, kann es bei Histaminintoleranz zu Verdauungsproblemen kommen.

Was ist der Unterschied zwischen Xylit und Birkenzucker?
Xylit kommt natürlich in Erdbeeren vor.

Natürlich kommt der Birkenzucker in einigen Beeren, manchen Gemüsearten und Pilzen vor.

Was ist der Unterschied zwischen Xylit und Birkenzucker?
Lebensmittelmg/100 g
Erdbeeren28
Romanesco26
Blumenkohl23
Kürbis18
Zucchini8
Heidelbeere7
Himbeere5

Als Zuckeraustauschstoff ist Xylitol für etliche Lebensmittel erlaubt, solange der Zusatz Kalorien reduzieren oder Zucker ersetzen soll. Insbesondere in folgenden Nahrungsmitteln ist Xylit zugelassen:

  • Tafelsüße
  • kalorienreduzierte Produkte und Lebensmittel ohne Zuckerzusatz wie Milchprodukte, feine Backwaren, Desserts, Kakao- und Schokoladenprodukte, Konfitüren und Brotaufstriche
  • zuckerfreie Kaugummis
  • Senf und Soßen
  • diätetische Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke
  • Mahlzeiten-Ersatz für eine gewichtskontrollierende Ernährung
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • glutenfreie Lebensmittel

Die Süßkraft und die kristalline Konsistenz von Xylit ähnelt dem Zucker stark. Daher können Sie den Zuckeralkohol beim Backen, Marmelade kochen und Dessert süßen wie gewöhnlichen Haushaltszucker im Verhältnis von 1:1 ersetzen.

Tipp:

Xylit löst sich warm besser auf als kalt.

Xylit hat weniger Kalorien als Zucker. Daher ist der Einsatz des Zuckeralkohols insbesondere bei Personen, die sich kalorienarm ernähren möchten, zu überlegen. Allerdings trägt Xylitol nicht zur Entwöhnung von Süße bei. Deshalb ist es besser, alles aus dem Ernährungsplan zu streichen, was süßt, um sich vom süßen Geschmack zu entwöhnen.

Was ist der Unterschied zwischen Xylit und Birkenzucker?
Achtung: Der Zuckeraustauschstoff Xylit kann gefährlich für Hunde werden.

Xylitol hat bei einigen Tierarten einen stark Insulin-ausschüttenden Effekt und der Blutzuckerspiegel kann lebensbedrohlich abfallen. Bereits geringe Mengen wirken mitunter tödlich. Zu den betroffenen Tieren zählen neben Hunden auch Kaninchen, Ziegen und Rinder. Katzen sind nicht betroffen. Außerdem kann der Zuckeralkohol bei Hunden zu schweren Leberschäden bis Leberversagen führen und Gerinnungsstörungen verursachen.

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Stand vom: 08.12.2021

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit findet sich im Text die jeweils männliche Form bei Personenbezeichnungen. Es versteht sich jedoch von selbst, dass sich die Angaben auf Angehörige beider Geschlechter beziehen.

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