Was ist der unterschied zwischen einer krampfader und beinvenenthrombose

Stand: 04.01.2021 12:29 Uhr

Schweregefühl, Kribbeln, Ziehen im Unterschenkel, eine Schwellung am Bein, ein Druck- oder Hitzegefühl - das können Hinweise auf eine Thrombose sein.

Jedes Jahr erkrankt einer von 1.000 Menschen an einer Thrombose, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Wird eine Thrombose nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, drohen langwierige Probleme mit den Beinvenen (Postthrombotisches Syndrom) und es kann in seltenen Fällen, vor allem bei Thrombosen im Oberschenkel, sogar zu lebensgefährlichen Komplikationen wie einer Lungenembolie kommen.

Ursachen: Wie eine Thrombose entsteht

Eine Reihe biochemischer Prozesse halten Blutgerinnung und Blutfluss im Gleichgewicht. Doch manchmal stockt das Blut, wenn durch Bewegungsmangel, etwa langes Sitzen oder Liegen, die Zirkulation des Blutes behindert wird. Wo das Blut ins Stocken gerät, kann sich ein Blutpfropf (Thrombus) bilden, der die Blutversorgung an dieser Stelle behindert und im Extremfall das Gefäß völlig verschließt. Besonders gefährlich wird es, wenn sich ein solcher Thrombus oder auch nur ein Teil davon löst und vom Blutstrom mitgerissen wird. Wird er in die Lunge gespült und verstopft dort ein Gefäß, kommt es zur nicht selten tödlichen Lungenembolie. In Ausnahmefällen gelangt ein solcher Thrombus durch ein angeborenes Loch im Herzen sogar ins Gehirn und verursacht dort einen Schlaganfall.

Anzeichen für Thrombose erkennen

Ein erster Hinweis auf eine etwaige Thrombose sind Beschwerden, die nur an einem Bein auftreten - im Unterschied etwa zu Muskelkater, der meist beide Beine betrifft. Typische Warnzeichen sind:

  • wiederholt unerklärlich starke Schmerzen im Bein
  • Schwellung eines Beins
  • unterschiedlich warme Beine
  • Hitzegefühl in einem Bein
  • bläuliche Verfärbung an einem Bein
  • starke Schmerzen beim Auftreten

Diagnose und Therapie mit Heparin-Spritzen

Da die Symptome einer Thrombose nicht eindeutig sind, müssen solche Beschwerden schnell durch einen Arzt abgeklärt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Der sogenannte Wells-Test besteht aus einer gründlichen Befragung über mögliche Risikofaktoren sowie einer Untersuchung der Beine. Gibt es eine Differenz beim Umfang der Unterschenkel von mehr als drei Zentimetern? Sind die Beine unterschiedlich warm? Lässt sich die Haut am betroffenen Bein eindrücken? Mit dem D-Dimere-Test werden bei Gerinnungsprozessen entstehende Abbauprodukte im Blut bestimmt. Mit einer speziellen Ultraschalluntersuchung (Farbkodierte Duplexsonografie) lassen sich Thromben genau lokalisieren. Heparinspritzen sorgen dafür, dass das Gerinnsel nicht größer wird und sich auflösen kann.

Risiko-Faktoren begünstigen Thrombose-Bildung

Entzündungen im Körper sind ein wesentlicher Faktor für das Entstehen von Thrombosen. Wenn dazu durch Ruhigstellung eine fehlende Wadenpumpe kommt, wird das Blut dicker, kann gerinnen und einen Thrombus bilden. Arbeitet die Fuß- und Beinmuskulatur, arbeitet auch die Wadenpumpe und bringt den venösen Rückstau wieder in Gang. Ab einem Alter von 50 Jahren steigt das Basisrisiko für Thrombosen, wenn es zu einem Entzündungsgeschehen bei fehlender Wadenpumpe kommt, zum Beispiel:• nach Immobilität/Bettlägerigkeit, zum Beispiel nach einem fieberhaften Infekt• nach Operationen (Bauch, Knie, Hüfte)

• nach einer Verletzung

Ein besonders hohes Risiko für Thrombose besteht außerdem bei

  • einer Thrombose-Vorerkrankung
  • Rauchen
  • Schwangerschaft
  • chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
  • Tumorerkrankungen
  • ausgeprägten Krampfadern
  • kranken Venenklappen
  • Einnahme der Anti-Baby-Pille
  • erblich bedingter erhöhter Gerinnungsneigung, zum Beispiel APC-Resistenz bei Faktor-V-Leiden-Mutation (sechs von 100 Menschen - aber nicht alle bekommen Thrombosen)

Thrombose-Prophylaxe nach Operationen

Weil jede Verletzung die Blutgerinnung aktiviert, erhöhen auch Operationen das Thromboserisiko. Deshalb verordnen Ärzte nach einem Eingriff Heparin-Spritzen und Thrombose-Strümpfe. Die Dauer dieser Thrombose-Prophylaxe richtet sich nach dem individuellen Risiko. In der Regel sollte sie für zwei bis vier Wochen durchgeführt werden. Bei einem stetig steigenden Anteil ambulant durchgeführter Operationen werden immer mehr Patienten nur teilmobilisiert oder mit bestehenden Risikofaktoren für die Ausbildung einer Thrombose aus der Klinik entlassen. Deshalb müssen immer öfter die weiterbehandelnden Ärzte die Thrombose-Prophylaxe noch weiterführen.

Thrombose auf Langstreckenflüge verhindern

Eine besondere Gefahr für Risikopatienten bedeuten Langstreckenflüge, auf denen die Reisenden stundenlang stillsitzen müssen. Geeignete Vorsichtsmaßnahmen sind auch hier Heparinspritzen und gut passende Kompressionsstrümpfe. Außerdem sollten Flugreisende viel trinken, um das Blut flüssig zu halten. Empfohlen werden pro Flugstunde etwa 250 Milliliter alkoholfreie Getränke. Und man sollte sich so oft wie möglich bewegen und zum Beispiel im Sitzen die Füße heben und senken. Damit wird die Muskelpumpe aktiviert, die Thrombosegefahr sinkt.

Thrombosen vorbeugen

Grundsätzlich gilt: Langes Sitzen und Stehen fördern die Entstehung von Thrombosen, Laufen und Liegen wirken ihnen entgegen. Wer aus beruflichen Gründen viel stehen muss, kann durch Tragen von Kompressionsstrümpfen sein Thromboserisiko senken. Vorbeugende Maßnahmen sind:

  • Ausdauersport oder zumindest 30 Minuten am Tag spazieren gehen
  • bei sitzender Tätigkeit alle zwei Stunden eine Bewegungspause einlegen
  • mindestens 1,5 Liter am Tag trinken
  • Übergewicht vermeiden
  • Kompressionsstrümpfe tragen
  • zwischendurch die Beine hochlegen

Medikamente gegen Thrombose

Thrombosen werden mit Blutverdünnern behandelt. Sie sorgen dafür, dass das Gerinnsel nicht weiter wächst und unterstützen so den Körper, das Gerinnsel allmählich abzubauen.

Die Dauer der Therapie richtet sich nach Ursachen und Ausdehnung der Thrombose und beträgt meist drei bis sechs Monate. Darüber hinaus kann eine langfristige Blutverdünnung nötig sein, je nach individuellem Thromboserisiko. Patienten mit einer bekannten Störung der Blutgerinnung sollten sich regelmäßig in einer Gerinnungsambulanz untersuchen lassen.

Thrombosespritzen und Gerinnungshemmer

In der Gerinnungsambulanz gibt es folgende Möglichkeiten der Behandlung:

  • Für die kurzfristige Gerinnungshemmung werden Heparin und niedermolekulare Heparine eingesetzt, die als Spritze unter die Haut gegeben werden.
  • Für die langfristige Gerinnungshemmung haben sich über viele Jahrzehnte sogenannte Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon bewährt. Es dauert allerdings einige Zeit, bis die richtige Dosis gefunden ist und es erfordert eine engmaschige Kontrolle der Blutgerinnung, um eine ausreichende Wirkung sicherzustellen und keine gefährlichen Blutungen zu riskieren. Deshalb erhalten immer mehr Betroffene die neueren Gerinnungshemmer (NOAK, neue orale Antikoagulantien) wie Dabigatran, Rivaroxaban, Apixaban oder Edoxaban. Sie werden einmal am Tag als Tablette eingenommen und ihre Wirkung setzt schnell ein. Die Gerinnungshemmung lässt aber auch schnell wieder nach, wenn die Einnahme vergessen wird. Die Patienten müssen daher auf die regelmäßige Einnahme achten.

Weitere Informationen

Was ist der unterschied zwischen einer krampfader und beinvenenthrombose

Eine Lungenembolie ist lebensgefährlich, wird aber häufig übersehen. Welche Symptome deuten auf einen Verschluss der Blutgefäße in der Lunge hin? mehr

Prof. Dr. Florian Langer, Internist, Hämatologe, Onkologe, HämostaseologeLeitung des Bereichs Hämostaseologie, Gerinnungsambulanz Ambulanzzentrum des UKE GmbHMartinistraße 5220246 Hamburg(040) 741 05 24 53

www.uke.de

Dr. Petra Schneider, Fachärztin für Chirurgie, Gefäßchirurgie und PhlebologieMedizinisches Versorgungszentrum StadeHohenwedeler Weg 1821682 Stade (04141) 786 00

www.mvz-stade.de

Prof. Dr. Eike Sebastian Debus, DirektorKlinik für GefäßmedizinUniversitäres HerzzentrumUniversitätsklinikum Hamburg-EppendorfMartinistraße 5220246 Hamburg

www.uke.de

Weitere Informationen

Deutsche Gefäßliga e. V.Mühlenstraße 21-2550321 Brühl(02232) 744 12

www.deutsche-gefaessliga.de

Patientenratgeber der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA)

www.dga-gefaessmedizin.de

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Visite | 05.11.2018 | 20:15 Uhr

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Gesundheitsvorsorge

Herz-Kreislauferkrankungen

Als Thrombose bezeichnet man ein Blutgerinnsel (Blutpfropf) in einem Gefäss. Im Allgemeinen treten Thrombosen in Venen auf, seltener sind Arterien betroffen. Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit Thrombosen der Venen, insbesondere der Beinvenen.

Wo kommen Thrombosen vor?

Der häufigste Ort einer Venenthrombose sind die Beine. Dort kann das tiefe Venensystem im Bein selber oder das oberflächliche Venensystem unter der Haut betroffen sein.

Was ist der Unterschied zwischen oberflächlichen und tiefen Thrombosen?

Während am oberflächlichen Venensystem Schmerzen und Entzündung im Vordergrund stehen und Komplikationen selten sind, ist eine Thrombose der tiefen Bein- oder Beckenvenen eine ernstzunehmende Erkrankung.
Eine tiefe Venenthrombose verstopft das Gefäss, das Blut kann nicht mehr oder nur schwer vorbeifliessen. Dies führt oft zu Schmerzen und Schwellung des Beines. Wenn sich ein Stück des Blutgerinnsels löst, wird es mit dem Blutstrom durch das Herz in die Lunge gespült. Dort verstopft es wiederum Gefässe. Dies nennt man Lungenembolie. Eine Lungenembolie kann so schwerwiegend sein, dass Sie unmittelbar daran sterben.

Was kann man dagegen tun?

Die Erkennung und Behandlung von tiefen Beinvenenthrombosen ist sehr wichtig. Die Untersuchung wird mit dem Ultraschall vorgenommen und sollte notfallmässig am gleichen Tag durchgeführt werden. Wenn zur Sicherheit mit Heparinspritzen behandelt werden kann, ist es möglich, die Untersuchung beispielsweise vom Abend auf den nächsten Morgen zu verschieben.

Wie kann ich vorbeugen?

Wichtigster Risikofaktor für eine tiefe Beinvenenthrombose ist die Bewegungslosigkeit, sei es auf langen Reisen, durch Bettlägerigkeit, Operationen oder Gipsverbände. Daher sollten Sie sich auf Reisen alle 1-2 Stunden durch Laufen bewegen.Eine sachgerechte vorbeugende Behandlung beispielsweise bei Operationen mit Heparin (“Thrombosespritzen“) kann die Wahrscheinlichkeit für eine Thrombose zwar sehr weit senken, aber nicht vollständig ausschliessen.

Die Einnahme der Antibabypille begünstigt das Entstehen von Thrombosen, insbesondere wenn Sie zusätzlich rauchen.

Gibt es langfristige Folgen bei Thrombosen?

Langfristige Folge einer Thrombose am Bein kann die Ausbildung von Krampfadern als Umgehungsweg der verstopften tiefen Venen sein. Auch können im Extremfall durch bleibende Schäden an den Venen und dem folgenden mangelnden Blutabfluss schlecht heilende offene Stellen an den Unterschenkeln entstehen.

Wie wird eine Thrombose behandelt?

Die Behandlung einer Thrombose besteht einerseits in einer Kompressionsbehandlung mit Binden oder Kompressionsstrümpfen, andererseits mit der Senkung der Blutgerinnungs-Geschwindigkeit. Wenn beide Behandlungsmassnahmen eingeleitet sind, dürfen und sollen Sie weiter mobil sein.

Die Beeinflussung der Blutgerinnung wird zunächst mit Spritzen unter die Haut (Heparin) durchgeführt. Parallel wird eine Behandlung mit Tabletten (Marcoumar®) begonnen. Hierfür muss, am Anfang im Abstand von wenigen Tagen, später in grösseren Intervallen, die Blutgerinnung kontrolliert werden. Bei uns geschieht das im Rahmen der Quicksprechstunde mit einem Blutstropfen aus der Fingerspitze.

Die Behandlung oberflächlicher Thrombosen, die im allgemeinen in Krampfadern im Rahmen von Venenentzündungen auftreten, besteht meistens in kühlenden Gels und entzündungshemmenden Medikamenten. Ausnahmen sind oberflächliche Thrombosen, die sehr nahe an Mündungsstellen zum tiefen Venensystem auftreten. Diese werden wie tiefe Venenthrombosen behandelt.