Was bedeutet es wenn ein Junge sich durch die Haare fährt

1. Er legt den Kopf schräg, wenn er dich anschaut.

Bedeutung: Er steht ziemlich sicher auf dich. Höchstwahrscheinlich ist sogar, dass er an Sex denkt – mit dir!

Vorsicht: Senkt er den Kopf, wenn er ihn schräg hält, steht das mehr für Entspannung als für Leidenschaft. Dann denkt er nicht an Sex, sondern bringt dir Vertrauen entgegen – und will vermutlich eher quatschen. Blinzelt er hingegen dabei häufig, steht das für innere Unruhe und Unsicherheit. Schaut er mitten im Gespräch woanders hin, und das sogar auffallend? Dann ist er leider desinteressiert. Vorsicht auch bei minimalen Seitenblicken im Gespräch. Die stehen für Zweifel.

2. Seine Pupillen sind geweitet, wenn er dich ansieht.

Bedeutung: Glückwunsch, er ist auf jeden Fall interessiert! Studien haben ergeben, dass sich bei erfreulichen Dingen die Pupillen weiten, zum Beispiel bei einem Pokerspieler, wenn er ein gutes Blatt sieht.

Vorsicht: Immer auf Lichtverhältnisse achten, auf diese reagieren Pupillen rein physiologisch: Sie verengen sich bei Lichteinfall oder vergrößern sich bei Dunkelheit.

3. Er berührt im Gespräch immer wieder seine Nase.

Bedeutung: Er fühlt sich noch nicht so wohl in seiner Haut und muss mit den Händen davon ablenken.
Vorsicht: Die Formulierung „an der Nase herumführen“ kommt nicht von ungefähr. Es liegt nahe, dass er die Unwahrheit sagt.

4. Er rollt seine Lippen zusammen und presst sie aufeinander.

Bedeutung: Zusammengerollte und aufeinander gepresste Lippen sind ein Zeichen dafür, dass er Zeit schindet. Das muss kein schlechtes Zeichen sein und kann auch für Unsicherheit stehen.

Vorsicht: Presst er nach einem Satz kurz die Lippen zusammen und stülpt sie leicht nach innen? Dieses „Sich auf die Zunge (bzw. die Lippen) beißen“ ist ein Signal dafür, dass er nicht ganz die Wahrheit gesagt hat.

5. Seine Hand liegt an seiner Wange.

Bedeutung: Er hat eindeutiges Interesse an dir! Diese oder ähnliche Gesten fallen in die Kategorie Selbstberührung und sagen „Ich bin berührbar“.

Vorsicht: Sind seine Hände häufiger im Gesicht und wirken hektisch, kann das dafür stehen, dass er dich angelogen hat. Studien haben ergeben: Bei Schwindel greift man sich ständig ins Gesicht.

6. Er fährt sich andauernd mit den Händen durch die Haare.

Bedeutung: Was wie Unsicherheit rüberkommt, ist in Wahrheit ein Kompliment: Er „putzt“ sich für dich heraus und will dir gefallen. Dieses Verhalten ist in der Tierwelt bekannt: Vögel signalisieren Paarungsbereitschaft, indem sie ihre Federn putzen.

Vorsicht: Lehnt er sich weit zurück, wenn er sich durch die Haare fährt, dann hält er damit (noch) Abstand.

7.Er wendet dir seinen Oberkörper zu oder beugt sich zu dir.

Bedeutung: Nichts sagt so viel über seine Gefühle aus wie die Haltung seines Oberkörpers. Denn egal, wo er hinschaut, solange seine Brust zum Objekt der Begierde gerichtet ist, heißt das: Er findet sein Gegenüber äußerst anziehend. Beugt er sich zudem noch zu Ihnen, so sucht er damit Nähe. Zuständig hierfür ist der so genannte Orientierungsreflex, der dafür sorgt, dass wir uns unbewusst bei Zuneigung einem Menschen zuwenden.

Vorsicht: Verschränkt er die Arme vor dem Oberkörper? Diese so genannte „Türsteherhaltung“ signalisiert Distanz. Und könnte für Desinteresse stehen.

8. Er zieht seine Schultern nach vorne.

Bedeutung: Er will dir damit sagen, dass Sie sich an ihn anlehnen können und will dir ein Plätzchen an seiner starken Männerschulter bieten.

Vorsicht: Unterhält er sich quasi „über die Schulter“ mit dir? Nicht gut: Das Ziel seiner Sehnsucht ist immer in der Richtung, in die sein Körper weist.

9. Er macht den Eindruck, als würde er deine Haltung imitieren: Wenn du deine Arme bewegst oder nach einem Glas greifst, macht er das auch.

Bedeutung: Flirtforscher haben herausgefunden, dass bei zunehmendem Interesse Bewegungen von Mann und Frau in einen Gleichklang geraten. Dies nennt man den Chamäleon-Effekt. Sein Verhalten sagt aus, dass er sich bei dir wohl fühlt.

Vorsicht: Wirken seine Armbewegungen zu auffällig oder fängt er gar an, mit den Fingern auf dem Tisch herumzutrommeln, ist das ein Zeichen von Ungeduld.

10. Er verschränkt die Hände hinterm Kopf.

Bedeutung: Er möchte dich beeindrucken. Nimmt er nur eine Hand und legt sie in den Nacken, kann das auch bedeuten: „Irgendetwas stimmt hier nicht“.

Vorsicht: Die Geste kann- wenn andere Männer anwesend sind – für eine Art Balzverhalten stehen. Wissenschaftlich nennt man das die „Axilla-Präsentation“, eine im Tierreich verbreitete Maßnahme zum Abgrenzen des männlichen Territoriums gegen unerwünschte Eindringlinge. Unter den Armen befinden sich bekanntlich die Schweiß- und Pheromondrüsen – mit denen will er Nebenbuhler ausschalten.

11. Er hat die Händen zwischen seinen Oberschenkeln gefaltet.

Bedeutung: Er will dir etwas Wichtiges sagen, getraut es sich aber nicht.

Vorsicht: Möglicherweise will er auch etwas vor dir verbergen.

12. Seine Fußspitzen berühren sich die ganze Zeit.

Bedeutung: Offenbar machst du ihn total nervös. Sobald er sich entspannt, werden sich auch seine Zehen entspannen.

Vorsicht: Zusätzlich schweifen seine Blicke immer wieder zur Seite oder gar zur Tür? Dann scheint er nur noch den Raum verlassen zu wollen.

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„Nimm, o Skamander, das Opfer an, welches wir ,,dir schuldig find!" ,,Ich nehme es an," antwortete ein Jüngling, welcher plöglich aus einigem Gesträuch. hervorstieg. Ich fand, nebst dem ganzen Volfe, in fo weiter Entfernung, daß wir die Züge feines Gea fichtes nicht unterscheiden fonnten, auch war fein Haupt mit Schilf bededt. Am Abend lachte ich mit Eimon liber die Einfalt dieser Menschen.

Bier Tage darauf, erschienen die neuvermdhlten Frauen mit allem ihren Schmuck in einer Prozession, welche zu Venus's Ehren angestellt war. Während fie vor uns vorbeyzog, wird Kalirrhoe Cimons an imeiner Seite gewahr, fällt plößlich vor ihmn nieder, und ruft mit unschuldiger Freude : ,,D meine Simme, da ist der Gott Skamander, mein erster Gemahl!" Die Amme erhebt fein kleines Geschyrer, der Betrug wird entdeckt, Cimon verschwindet; ich folge ihm bald: und wie ich zu Hause komme, schelte ich ihn einen Un. besonnenen, einen Ruchlosen. Aber er lacht mir ins Geficht. Er führt mir das Beyspiel des Klopffechters Attafus, des Musikers Karion an. „Und was ifts ,denn weiter ?" feßt er hinzu: „Homer hat den Sta: mander tragisch behandelt; id will ihn in ein Luftspiel ,,bringen. Ich hoffe nich weiter zu gehn: ich werde Bacchus zum Bater eines Kindes, und Apollo zum ,,Vater eines andern, madjen.“ „Altes fehr schon," antwortete ich ; aber unterdeß' werden wir lebendig „verbrannt: ich sehe schon das Boll mit brennenden „Sweithdlzern herankommen.". Wir batten nur noch fo viel Zeit, uns durch eine Hinterthüre zu retten, und uns aufs fchnellste in ein Schiff zu werfen (1)."

(1) Aeschin, opift. 10, p. 311.

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Zwey und sechzigstes Scapitel. Von dem Wesen der Regierungsformen, nach

Aristoteles und andern Weltweisen. Die

ie legten hier mitgetheilten Briefe wurden uns zu Smyrna, ben unsrer Zurůdkunft aus Perfien (*), eins gehändigt. In diefer Stadt erfuhren wir auch, daß Aristoteles, nachdem er drey Jahre bey dem Statthalter von Atarneus, Hermias, zugebracht hatte, jegt in Mytilene, der Hauptstadt auf Lesbos , wohne (1).

Wir waren ihm fo nahe, und hatten ihn fo lange nicht gesehn, daß wir uns entschlossen, ihn zu überras fchendiese Aufmerksamkeit von unserer Seite ents zúdte ihn. Er bereitete fich zur Abreise nach Macedos nien; philipp hatte ihn endlich vermocht, die Erziehung seines Sohnes , Alexanders, zu übernehmen. ,,Ich opfere meine Frenheit auf," sagte er zu uns; aber da, feht meine Entschuldigung!!" Er zeigte uns einen Brief des Königs, welder folgendermaßen abges faßt war (2): „Ich habe einen Sohn; und ich danke den Göttern minder, daß fie ihn mir gaben, als das fie ihn zu deiner Seit gebohren werden ließen. Ich hoffe,

(*) Im Frühling des I. 343 vor Ebr. Geb. (1) Diog. Laerta lib. 5, S. 3; 9. Dionyf. Halic. epift. ad Amm. G. 5, t. 6 pa 728. (2) Gell. lib. 9, C. 3.

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den fie verdient, als wegen der Furcht, welde fic cinfost, thun (1)."

3u Susa hatten wir eine Unterredung mit einem Perser. Wir schilderten ihm die so unglückliche Lage der Despoten, daß fie binlängliche Macht besißen, um die allergrößten Uibel zu thun; beklagten dem zus folge die Sklaveren, worin sein Land versunken wäre (2), und stellten dagegen die Frenheit, deren man in Griedenland genießt. Er antwortete uns ladend : „Ihr send mehrere unserer Provinzen durchreist; wie „habt ihr fie gefunden ?„Sehr blihend," antwors tete ich ihm; ,,wir fanden eine zahlreide Bolfsmens .ge, einen großen Handel, den Ackerbau von dem Res genten gcehrt und öffentlich beschüßt (3), die Mar ,,nufakturen im Gange, eine vollkommene Rube, und ,,einige Bedrůdungen von Seiten der Statthalter."

,,Trauet also nicht ,"' perfekte er, ,,den leeren hochtonenden Reden eurer Schriftfteller. Ich kenne ,, es aus, das Griechenland wovon ihr spredt: ich „habe mehrere Jahre darin zugebracht, habe seine ,,Einrichtungen studirt, und selbst die Unruhen, wela „che es zerrütten, mit angesehn. Nennet mir, id will nicht sagen ein ganzes Bolk, sondern nur eine ,,einzige Stadt, welche nicht jeden Augenblick ents ,,weder die Stausamkeiten des Despotismus, oder die innern Krämpfe der Unarchie, empfände. Eure Gefeße find vortrefflich, und werden nicht besser „beobachtet als unsre ; denn auch wir haben febr jweise Gefeße, die aber ohne Wirksamkeit bleiben ,

(1) Plat de rep. lib. 1, t. 2, p. 344. (?) Id. de leg. lib. 3. t. 2, p. 698. (3) Xenopb. memor. lii:: 5, p. 828,

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dhe einem Hausvater im Innern seiner Familie que Reht (1)."

„Mit dieser legten habe ich mich allein bier zu beschäftigen. Ich rede nicht von der erstern Art, weil fie feit lange raft überall abgeschafft ift ; nod don der zweyten, weil sie nur in einem vorübergebendent Auftrag bestand; toch von der dritten, weil die rich bloß für Afiaten hidt, welche mehr zur Sklaverey gewóýnt sind, als die Griechen und die Europäer (2); noch von der Lacedåmonischen,"weil fie, in ihre sehr engen Grenzen eingeschränkt, nur einen Theil der Staatsverfassung mit ausmacht, und an sich felbfi keine eigene Regierungsform ist.“

,,Diesen Begriff bilden wir uns also von einer wahren Königsmacht: Der Regent hat die Oberges walt (3), und sorgt für alle Iheile der Geschäftss führung, fo wie für die Ruhe des Staats." 3

Ihm fommt die Bollstreckung der Gefeße fu. Da er aber einerseits fie nicht gegen die uibertreter aufrecht erhalten kann, wenn ihm feine Mannschaft zu Gebothe steht, und da er von der andern Seite dieses Mittel leicht mißbrauchen könnte; fo feßen wir als Hauptregel fest, daß er Macht genug haben muß um die Einzelnen in Zaum zu halten, aber nicht Macht genug zur Unterdrüdung der Najion (4)."

„Uiber die Fälle woran die Gefeße nicht gedacht haben, kann er etwas feftfeßen (5). Das Amt der

Rechts

(1) Ariftot, de rep. lib. 1, c. 12, p. 310 ; lib

3, c. 14, p. 356. (2) Id. ibid. p. 356. (3) Id. ibid. p. 357, D ; c. 15, p.359, C; c. 16, 17, (4) Id. ibid. c. 25, p. 369, C. (5) Id. ibid. l. c. 11, p.351,

, E.

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durch künstliche Wege den Samen der Verwirrung in den Familien, des 3wiftes unter den verschiednen Klaffen der Bürger, und des Mißtrauens selbst in den engsten Verbindungen auszustreuen weiß, wenn das Volk durd öffentliche Arbeiten erdrůdt, durd Abgaben zermalmt, in muthwillig erregte Kriege derwidfelt, aller hohen Gedanken, aller edlen Gefinnuigen beraubt wird, und auf diese Weise weder Muth noch Mittel zur Abschüttelung des lastenden Jodes behält; wenn der Thron nur von niedern Schmeichlern umringt ist (1), und von Unterdespoten, welche dem Tyrannen um desto núßlicher find, da weder Schaam, noch Gewissen sie zurückhalt.“.

,,Indeß gibt es ein besseres Mittel, des Fürsten Ansehn zu erhalten (2): wenn er náhmlid), bey der Bez wahrung seiner vollkommnen Gewalt, sich doch einigen Formen, welche die Strenge dieser Gewalt mildern, unterwerfen will, wenn er fich seinen Pflfern lieber in der Gestalt eines Vaters, dessen Erbtheil fie find, zeiget, als in der Gestalt eines reißenden Thieres (3), dem fie als Schlachtopfer fallen sollen."

„Sie müssen überzeugt werden, daß ihr Glid dem Wohl des Staates, nicht aber feinem besondern Vortheile, aufgeopfert werde; darum muß er, durch Fleiß und Anstrengung, die öffentliche Meinung von Teiner Geschidlichkeit in der Regierungskunft begrüns

den (4). Es wird ihm sehr vortheilhaft seyn, wenn er die Eigenschaften besikt, welche Ehrfurcht einfloßen,

(2) Ariftot. de republ. lib. 5, cap. 11, p. 409. (2) Id. ibid. p. 408. (3) Id. ibid. lib. 3, cap. 16, p. 360. (4) Id. ibid. lib. 5, cap. ll, p. 409.

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,,Es müffen mehrere Aemter nicht zugleich eis ner Familie anheimfallen, damit diese nicht zu mache tig werde. In einigen Städten schließt der Vater den Sohn aus, und der ältere Bruder den jüngern (1)."

,,E$ muß, damit das Bermogen nicht gar zu ungleich vertheilt rey, Niemand über das Seine zum Nachtheil der geseblichen Erben schalten können. Auch dürfen von der andern Seite zwey Erbschaften nicht auf Einen Kopf fallen (2)."".

Es muß das Volk unter dem unmittelbaren Schuße der Regierung stehen, inuß mehr als die Reia chen bey Klagen über erlittene Beschimpfungen bea günftigt werden, muß endlich durch kein Gerek, kein Anfehn, Hinderniffe bey seinem Unterhalte oder seis nem Vermogen finden. Wenig wird es sich um die Würden bekümmern, welche nur die Ehre, dem Vas terlande zu dienen, verschaffen, es wird fie mit Vergnügen andern anheimfallen" fehen, wenn man ihm nur nicht die Früchte seiner Arbeit entreißt (3).

„Um es immer fester an die Verfassung zu binden, muß man ihm eine' gemiffe Baht kleiner einträglicher Aemter verleihen (4); ja ihm Hoffnung lassen, endlich durch Berdienste fich zu gez

* Ore wissen wichtigen Aemtern hinaufschwingen zu können, so wie es in Marseille geschieht (5)."

,,Das Gefeß, wodurch in mehrern Oligarchieen Ďer Handel den Regierungspersonen untersagt ist (6),

(1) Ariftot. de rep. lib. 5, 4, 6, P. 393. (2) Id. ibid. c. 8, p.400. (3) Id. ibid. "Id. rhet. t. 2, p.614. (4) Id. de rep. lib. 6, c.6, p. 420.' (5) Id. ibid. c. 7, p. 121. (6) Id. ibid. lib. 5, c. 12, p. $12; c. 8, p. 399.

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und ungestraft ihren Willen an die Stelle der Gez reße erheben. Die Regierung wird zu demn dußersten Orade der Verderbtheit gelangen, und in der Oligarchie wird eine Dligarchie entstehen, so wie es zu Elis geschah (1)."

Die Despotie weniger Bürger wird nicht låna ger bestehn, als die Despotie eines Einzelnen (2): durch das Uibermaaß ihrer Macht wird fie fich felbft schwachen. Die von der Regierung ausgeschlossenen Reichen werden sich unter das Volk mischen, uin die Regierung zu zerstören : ro ward in Knidus die Dlis garchie plóglich in eine Demokratie verwandelt (3).

Eben dieselbe Umwdlzung steht zu erwarten, wenn fich die Klasse der Reichen innig untereinander verbindet, um die übrigen Bürger als Sklaven zu behandeln (4). An einigen Orten begeben fie die Frechheit, diesen eben so unmenschlichen als unfianis gen Schwur zu leisten: „Ich werde dem Volfe alles von mir abhängende Bðfe fufügen (5)." le alles

Da indes das Volk gleich gefährlich ist, es mag vor Anderen frieden, oder inan frieche vor ihm; so muß es nicht ausschließungsweise das richterlide Recht befigen, noch alle obrigkeitliche Würden vergeben: denn als dann werden die Reichen gendthigt feyn, auf nieders tráchtige Weise seine Zustimmung zu erbetteln, 'und bald wird es lernen, daß es eben so leicht die dbers fte Gewalt selbst behalten, als an Andere verleiben tann (6)."

(1) Ariffot. de rep. lib.5.c.6.p.394. (2) Id. ib. c. 12, p. 411. (3) Id. ib. c. 6, p. 393. (4) id. ib. p. 395. (5) Id. ib. 6. 9, p. 401. (6) Id. ib. €, 6, p. 394.

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Ein anderer Fehler ist es aufpas. Vermogen eben po fehr als auf die Tugend zu sehen, wenn Magiftrats, personen gewählt werden sollen (O. Sobald in einem Staate das Geld ein Mittel zum E porfteigen wird, ro fennt man bald fein anderes mehr : Reidthum fammeln wird dann die einzige Ehrsucht des Büre gers, und die Regierungsform neigt fich überwiez gend zur Oligarchie ( 2).“

„Um fie in ihrem Gleichgewicht zu erhalten, entschloß man fide in Karthago zu dem Aụsweg, dem Volfe einige Vorzüge zuzugeftehn, und die una gesehensten aus dieser Klaffe von Zeit zu Zeit in bes fondere Städte mit Aufträge zu schiden, wodurd. fie fich leichter bereichern konnten. Diefes Mittel þat bis jest den Staat erhalten; da es aber nicht unmittelbar mit der Gefeßgebung zusammenhängt, und einen innern Fehler bey fich führt, so darf man den guten Erfolg nur Ungefähr zuschreiben.

dem Wenn jemahls das Voff überreich und übermächtig wird, und dann seinen Vortheil von dem Vortheil per andern Bürger trennt; po werden die jekigen Gefeße nicht mehr hinreichen, seinen Ansprüchen eis nen Riegel vorzusqįeben, und die Staatsverfase sung wird zerfallen seyn (3)."

,,Aus dem Bishergefagten läßt fich nun leicht entdecken, welchen Hauptzweck der oberste Regierer, þey der Ausübung seiner Gewalt fich vorseßen muß, 335. (3) I. ibid. Aristoteles's Prørbezeihung's

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ging bald genug in Erfüllung: Zur Zer des amenden Puntiden Stieges, unge fåor 100 Jabre nad jenem Weltmetren, netgte foder Karitaytide frenitaat zu reinein Untergangi und Polybill (lib. 6, P: 493) fixar dle Semalt, welde Dag Pull to anyen magt borte, als die Dauptura de letne erfalles on.

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von eben so kühnen, als unersåttlichett, Handmers fern und Taglöhnern ausgefekt seyn."

,,Von der andern Seite, entsteht die Dligarchie wie von selbst an den Orten, wo es nöthig und mög= lich ist, eine zahlreiche Reuteren zu halten. Da int ihr die Hauptstarke eines solchen Staats besteht, To muß eine große Anzahl Bürger sich mit Pferden veric fehen, und alle Kosten dieser Beschäftigung tragen fönnen; folglich herrscht daselbft sogleich die Partey der Reichen über die Klasse der Armen (1)." ..."! ,,Ghe wir weiter gehn, müssen wir untersuchen, welche Rechte ein Bürger hat, welche Gesinnungen er haben muß."

„Un gewiffen Orten ist es zum Bürger hins langlich, von deltern, welche dieß waren, gebohren zu seyn ; anderwårts erfordert man mehrere Stufen: Hieraus. aber folgt, daß die Erstern welche diesen Sitel annahmen, kein Recht dazu hatten ; und wenn fie dieß nicht hatten, wie fourten sie es auf ihre Sinder vererben (2) ?"

,,Nicht der Umfang einer Stadt oder eines Stads tes gibt dem Einwohnenden dieses Vorrecht; wäre dieß der Fall, so fame es ebensowohl dem Sklaven, als dem Freyen, gu (3). Sann aber der Sklave nicht Bürger seyn, so werden es eben so wenig, alle diejenigen seyn können, die bey Thresgleichen dienen, oder die durch Beschäftigung mit Handarbeiten sich in enge Abhängigkeit von dem Publi kum reßen (). Ich weiß wohl, daß man sie in den mehresten Freystaaten, und

(1) Ariftot. de republ. lib. 6,6,7,8. 420. (2) Id. ib. lib, 3, c. 2, p. 340. (3) Id. ib. c. 2. (4) Id. ib.c. 5, p. 343.

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vorzüglich in der writgetriebenen Demokratie, für Bürger ansieht ; aber in einem wobleingerichteten Staat fann man ihnen diesen Tchinen Børzug nicht einräumen."

„Wer ist demnach der wahre Bürger? Der, welcher frey von jeder andern Sorge, fich einzig dem Dienste des Vaterlandes widmet; und Theil an dett Aemtern, den Würden, den Ehrenstellen (o), mit einem Worte, Theil an der obersten landesherrlichen Gewalt nehmen kann.

„Hieraus folgt, daß dieser Nahmen nur auf unvollkommene Weife den Kindern, den abgelebten Greifen beygelegt wird, und den Handwerkerk, den Tageldhnern, den Freygelaffenen nicht beygelegt wers den mag (2); es folgt ferner, daß man nur in einem Freystaate Bürger feyn kann (3), obgleich man dafelbft dieses Recht mit Menschen theilt, denen man nach unferen Grundrågen es verweigern folte.".md

„În deinem kleinen Staate, untersage den Bürgern jede Árbeit, wodurch die Aufmerksamkeit, wel che ausschlieffend dem Besten des Vaterlandes ges hört, abgelenkt werden kann, und ertheile den Bür: gernahmen nur denen, welche in ihrer Jugend, der Staat mit den Waffen dertheidigen, und im reifern Alter ihn durch ihre Einfidten belehren (4)."

,,So werden deine Bürger wirklich einen Theil deines Staates ausmachen. Ihr wesentliches Vor: recht wird darin bestehn, zu den Regierungswirden zu

(1) Aristot. de republ. lib. 3, c. 1, p. 338, 339; C. 4. p. 341. (2) Id. ibid. lib. 3, 6.1, 5; lib. 7, c.9, p. 435. (3). ibid. lib. 3, c. 1, p. 339. (4) Id. ibid. lib.7, 6. 9, p. 43.5.

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cismus, um sie während einer geriffen Reiho vott Jahren verbannt zu halten."22.1.1998

,,Der Ostracismus ist ein gewaltthätiges, viels leidt ungeredytes, Heilmittel, und wird zu oft ange wandt, um persönlicher Nachfucht zu dienen; aber es wird auch durch große Beyspiele und große Beugs niffe gerechtfertigt, und ist in der That das einzige, welches in solchen Gelegenheiten der Staat retten tönnte. Indeß, wenn ein Mann auffteht, welcher

einzig durch die Erhabenheit seiner Tugenden Aller Herzen an sich zieht; fo gestehe ich, daß, anstatt ihn zu verbannen, es den wahren Grundfäßen viel gemäßer ift, ihn auf den Thron zu erheben (a)

.. Tu Wir haben gesagt, daß deine Bürger entwe der Jünglinge, welche dem Waterlande durch ihre Sapferkeit dienen, oder Greise feyn werden, die nach den ihm geleisteten Diensten es durch ihren Rath leir ten. Aus dieser dlegtern Klafse wähle die Priester; denn es wäre nicht scidlid daß ein frepes Bole den Götterrt feine Huldigungen durch grober uno fklavischer Arbeit gewohnte Hände darbragte (2).

i,Du wirst offentliche Mahlzeiten einführen; weil Nichts so sehr zur Erhaltung der Einigkeit beyträgt (3)."

, Du wirft die Güter in zwey Theile vertheilen, deren einer zu des Staats) und der andre zu der Privatpersonen Bedürftiissen, bestimmt ist. Der erfte wird der Erhaltung des Gottesdienstes und der öff fentlichen Gasimábler geweihet seyn i den andern könc

(1) Ariftot. de rep. lib. 3, cap.23, p. 354; cap. 17, p. 361. (2) Id. ibid. lib. 7, cap.9, p. 436, (3) Id. ibid. cap.10, p.436,

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nen diejenigert befinet, welche ich mit dem Nahmen der Bürger, bezeichnet habe. Beyde Theile werden von Sklavem bearbeitet, die man aus versøiednen Nazionen nimmt(1).".

boise anuncios 40 Nachdem , die Regierungsform eingerichtet ift, wirst du ein Gefeßbuch abfassen, dessen Vorschriften fich fämmtlich auf die Grundverfassung beziehen und au, deren Befestigung dienen. 1:8 19 No tinEines der wesentlichsten Sesege muß die Heiz rathen betreffen. Die Gatten fepen nicht von zu uma gleichem Alter (2): nichts würde leichter Uneinigkeit und uiberdruß unter ihnen bewirken; fie feyen weder zu jung, noch 81! alt: nichts macht den Menschen, fiamman so entarten; die Tochter perheirathen sich um das 18te, und die Männer ungefähr um das 37te Jahr (3); ihr Hochzeitsfest ren um die Zeit (4) des Winterfonnenstilstands (*). Es fey erlaubt, die Kinder wegzulegen, wenn fie eine zu schwache Leibes beschaffenheit, oder zu auffallende Fehler, mit auf die Welt bringen; auch fey dieses Weglegen verftattet, um das Hibermaß der Bevolkerung zu vera meiden. Wenn diese Idee die Denkart deines Bols kes beleidigt efo bestimme wenigstens die Zahl der Kinder in jeder Familie; und wenn ein Ehepaar das Gefeß übertritt, ro werde der Mutter befohlen, die Frucht ihrer Liebe zu zefiören , ehe diese den Keim liaus & dod 388707 9969 18

(1) Ariftot. de rep. lib. 7, c. 10, p. 437. (2) Id. ibid. c. 16, Bented 1974, in einer Bertefung

beo ber Sredbo liner Puntate inle ber Wiffenfdoften sufolge 14 Sabre Bludurch angestellter Brobadrungen, daß der Monaty worin dle melsten Singer im Fabre gebobren werben, ber September 11, (Gazette de Franf. 772, vom 28. Auguft.) Egos,

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werden, fo gerdhnt man die Menschen, das Seld sehr hodo. Qund die Bergeben sehr gering , fu ad ten (1).

* Je pprtrefflicher die Gefeße:find, desto gefähnia sher ift es ihr Foch abzuschürteln. Beffer wäre es, fohlechte Gefeße zu haben und fie zu beobadtert, als gute und sie nicht zu halten (2).

Auch ist nichts so gefährlich , als zu häufige Mette derungen derklben. Bey den Lofrirrt in Jtalien (3) muß derjenige, welcher ein Gefeß abguschaffen oder anders zu bestimmen Dorfchlags seine Schlinge um feinen Hals haben, welche man guzieht, fo bald man mit feinem Bordlage nicht zufrieden ist (*).2 Bey denselben Lofrtern, darf man nichto duro Deutungen und Auslegungen den Gefeßen Swang anthun. Sind fre stendeutig und eine Parten, ist mit der von dem Magiftrat gegebenen Auslegung nicht zufriedea pe tann fie denselben vor einem Geridtshof, oon tauo send Rigtern .. belangen. Bende erscheinen dann mit dem Strido um deà Hals, und der Tod steht demjes nigen bevor, deffen Auslegung verworfen wird (4) Ante Andre Gefeggeber haben ausdrüdlich erklärt, daß man nur mit der dußersten Borsicht und in dem dußersten Notfall an den Gefeßen etwas Andern dürfe. In:

Welches ist aber der dauernde Grund von der Ruhe und dem Glüce der wdifer? Midt die Ge ferie, welche ihre Berfaffung bestimmen, oder ihre Macht dergrößerns sondern die Einrichtungen, wel

den Bürger bilden, und ihm Kraft in die Seele

(1) Archyt. ap. Steb, ferm. 41, p. 269. (2) Thucyd. tib. 3. c. 37. Ariftot.

de rép. lib. 4,0. 8, p.372, 3) Zaleuc: ap. Stob. ferm. 47, p. 280. Demofth in Timocr. p. 794. Dion f. Die Hamerk. 8 binten. (4) Polyb. lib. 12, p. 66t

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Beym Eintritt in diefe Stadt, fanden wir ar der Thüre

einer Schenke einen diden Menschen (1), in ein schlechtes Gewand eingehüllt, welchem der Herr des Hauses aus Mitleid die Reste von einigen Flaschen Wein zu überlaffen schien. Mit Laden em. pfing er und erwiderte er die plumpen Spottereyen einiger unzüchtigen Weibspersonien, und seine Spåße ergozten den um ihn ber versammelteni pobel (2).

Euryaleus fchlug mir vor, ich weiß nicht unter welder

, quszusteigen, und uns' an dies rein Menschen zu balten. Wir begleiteten ihn nach dem Uibungsplage einiger Frauen, welche bey dem nächsten Feste in den Chdren fingen fodten; er "ließ fie ihre Rollen wiederhohlen, wies fie in Absicht ihrer Stimme zurecht, und ftritt mit ihnen über die Art, gemiffe Stellen vorzutragen (3). Hierauf ging er in einem Satbenhåndler ; wo uns sogleiche

( Philosoph Diogenes und der Tonkünstler Aristore: nus (*) in die Augen fielen, welche seit einigen Tagen in Korinth angelangt waren. Der zu ,,Du verDem Unbekannten, und sagte ihin:

: dientest das Schicfal nicht, welches du basties

haft. ,,Du fühleft also Mitleid mit meinem Zustand?" antwora tete dieser Unglückliche ; ,,dafür danke ich dir., h Mitleid mit dir !" versegte ,,Nein dy

Diogenes. irreff niederträchtiger Sklas ! Du solltest, wie dein enter, in den Greucln der Eyranney leben und sters ben; und es emport mid, dich in einer Stadt zu

(1) Juftin. lib. 21. F. 2. (2) Plutarch in Timol. t. 1, p. 242. (3) Id. ib. (*) Dine30etfel der nabintide, von welon mir noch eine Abhandlung über die Mufit. Saben, melde in Wiel bom'o Sammlung steht.

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pon- den Gedichten des Aeltern Dionys geredet. ,,Aber welche Zeit habit fich dein Vater, fragte ihn Philipp', „um fo viele Sadjen zu schreiben ?" ,,Die Seit," antwortete er, welche do' and ich hier mit Trinken verbringen (1)." ".. Seine Lafter stürzten ihn zwenmaht in das Üns glüd; und bendrmahle stellte sein Schicksal ihin zwen der größten Männer entgegen, welche dieß Jahrhuna Bert bervorbrađite':' zuerst Dion, und hernach, Limo. leon." Ich will bier von dem Zweyten das beybrina gen; "was ich aber ihn in den legen Jahren" meines Pufenthalts in Griechenland erfuhr, i to Man hat oben (

Werbefehen, daß Dimoleon, nad feines Koring uders Dode, fich auf eine Zeitlang von Korinth, und auf immer von den Staatsgefchaften, entfernte. Er hatte an zwanzig Jahre in dieser frena willigen Berbannung zugebracht (2), als sie Suras kufer L-unfähig, ihren Tyrannen länger zu wider: Atehn die Korinthier, von denen fie herfammen, um "Hülfe anriefen. Diese beschlossen, Truppen aus zuwerben';' alø fie aber über die Wahl des Feldherrn in Zweifel standen, fprach einem non

unge. fåhr Zimoleons nahmen aus, und erhielt sogleich die lautëste Zustimmung (3). Die ten die Richter WE dufgeschoben wie Klage

anheim. Timoleon I fagten fie; , Aus der Urt, wie du dich in Sizilien betragen wirft, werden wir fdlies Ben, ob du einen Bruder oder einen Tyrannen haft tódten lassen (4)," ui

() Plut. in Timol. t. 1, p. 243. (*) Man f. Das neunte Ra: pitel; Bd. II, S. 132 135. (2) Id. ibid, p. 238.(3) Id. ib. p. 237. (4) Id. ib. p. 238. Diod. Sic, lib. 16, p. 459.

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gen, welche des Dankes der Menschen viel würdiger 'find.

Das Sdwert hatte einen Theil der Einwohner Siziliens weggeraft; Andere hatten fic in großer Ana zahl der unterdrůdung ihrer Despoten durch die Flucht entzogen, und waren in Griechenland, auf den Inseln des Aegåischen Meeres, und auf den Afiatischen Küsten zerstreut. Korinth, von gleichem Geiste mit seinem Feldherrn beseelt, fchickte Abgeordnete aus, 'welche fie zur Rückkehr in ihr Vaterland einluden; es gab ihnen Schiffe , Anführer, eine Bedeckung, und bey ihrer Ankuuft in Sizilien Landstücke zum vertheilen. Zu gleicher Zeit erklärten Herolde bey den feyerlichen Spielen Griechenlandes, daß Korinth die Unabhängigkeit von Syrakus und von ganz Sis zilien anerkenne (1).

Ben diesem Aufruf zur Freyheit, welcher bis in ganz Italien ertonte, eilten 60,000 Menschen nad Syrakus : theils um daselbst des Bürgerrechtes zu genießen, theils um in dem Innern der Insel angre Teßt zu werden (2).

Die Regierungsform hatte neulich häufige Um. welzungen erlitten (3), und die Gefeße waren ohite Kraft. Das Geseßbuch war, während des Pelopone nefischen Krieges, von einer Versammlung einfichtss voller Männer perfasset; an deren Spige jener Dios kles ftand, dessen Geddøtnisse ein Tempel geheiligt war, welchen der åltere Dionys niederreissen ließ.

(1) Plut. in Timol. t. 1, p. 247. Diod. Sic. lib. 16, p.472. (2) Plut. ibid. Diod. Sic. ibid. p. 473 ; lib. 19, p.652. (3) Ariftet. de rep. lib. 5, C. 4, t. 2, p. 39o.

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ner der benachbarten Städte nach Syrakus koma men konnten, um dem Leichenbegångniß beyzumohnen. Durch das Loos, gewählte Jünglinge trugen den Leich. nam auf ihren Shultern. Er lag auf einem reich gea schmückten Bette. Ihn begleitete eine zahllose Menge von Männern und Frauen, mit Blumen umkrångt, mit weissen Kleidern angethan: die Luft ertonte, durd ihr Rufen, von Simoleons Nahmen, von Simoleons Lobe; aber noch mehr bezeugten ihre Thränen und ihre Seufzer die Liebe und den Schmerz ihres Herzens.

Als der Leidnam auf dem Holzstoße lag, las ein Herold mit lauter Stimme folgenden Beschluß vor: „Das Syrafufisde Volk hat, zur Erkenntlichkeit ger gen Limoleon, weil er die Tyrannen verjagte, die Barbaren besiegte, mehrere große Städte herstellte und den Siziliern Gerego gab, festgelegt: zweyhundert Minen zu seinem Leichenbegängniß zu weiben, und jährlidh fein Andenken durd Wettstreite der Tonfunst, durch Pferderennen, und durch gymnastische Spiele zu ehren (1)."

Andere Feldherrn haben sich durch glångendere Eroberungen ausgezeichnet ; aber keiner hat je etwas To Großes gethan. Er unternahm den Krieg, um Siziliens Glück zu begründen ; und als er ihn geettdet hatte, blieb fein einziger Ehrgeiz , geliebt zu werden.

Er erwarb der obersten Macht, ro lange er fie felbft begleitete, Ehrfurdt und Liebe; und als er diese Macht niedergelegt hatte, zeigte er selbst mehr Ehre furcht und Liebe dagegen, als die übrigen Bürger.

(1) Plut. in Timol. p. 256. Anad. Neis. 5. Sbr.

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ben (1); fland uns dann nigt das náhmliche Rede Bu fie nach Griechenland zu verpflanzen ? Laßt ung gegen einander offenherzig fenn, und uns gegenseis fig unsre Eatwendungen verzeihen; aber tafset auch ihr offenherzig meinem Freunde die perdiente Gea rechtigteit widerfahren! Oft habe ich ihn sagen hos ren, man müsse die Meinungen per

Dern mit der Gemiffenshaftigkeit eines unparteyisden Schiedsrichi

prüfen (2), Hat ér felbst gegen seine Regel per: froßen, gut! jo tadle idh

, ihn! Er führt nicht immer die Shriftsteller an, von welchen er Aufklärungen entlehnt ; weil er schon im Allgemeinen erklärt hat, daß es feine Abficht fen, fie zu benußen (3). Defe ter führt er sie an, wenn er fae qoiderlegte

ihr berühmter Nahmen nur zu sehr die Irrthümer uns tersiúgen konnte , welche er zernichten wollte."e.

Urijioteles hat sich des Porrathes der Kennta piffe bemachtigt, welcher duro eure und durch uns fre Bemügungen angewag sen if; er wird ihn durch seine Arbeiten noch

, vergroßern, wird " ihn auf die Nachwelt bringen und das pradtpolste Gebdude aufführen, niot für die Eitelkeit irgend einer be fondern Schule, sondern zum Ruhme unfrer Schu: ken aller.

Ih lernte ihn in der Afademie kennen ; unfte Berbinduúg ward mit den Jahren starter, und seitdem er uthen verlassen hat, unterhalte ich mit ihm einen regelmäßigen Briefwechsel. gbr kønnet ihn nur nach der kleinen Angabt seiner berausgegebenen Søriften

(1) Tatian. qrat. ad Graec. p. 2, Clem. Alexandr. &ro. mal. lib. 1, p. 355. Bryck. hiß. philol. lib. 1, 4.1, p. 47. (2) Ariftot, de eoel lib. 1. c. 10,1,1, P. 446. (3) Id. de mor. lib. 10, 9, 10, t. 2, p. 144.

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gliederungskunft, den Aderbau, die Vernunftwiffen
schaft, die Meßkunft, die Sternfunde, die Erdbeschrets
bung. Ich lebe noc binzy: über die Tonfunst und die
Dichtkunft (); aber ich übergebe seinen entzidenden
Styl, welder selbst über die tieffinnigsten Gegenstans
de Anmuth verbreitet (2). Die allgemeine Stimme
Hat ihm den ersten Play unter den Naturforschern
angewiesen, welche die Wirkungen auf die Ursachen angewandt haben. Man bewundert in seinen Schrif-

ten die beständige Kette neuer Ideen, welche bisweis


len zu kühn, aber oft dufsersi glüdlid find. Du weißt. er nahm nach dem Beyfpiel seines Lebrers Leucipe pus, dessen System er pervollkommnete (3) das

Leere, die Atomen, und die Wirbel ani; er bielt den


Mond für eine bewohnte Erde (4); erklárte die Milch
ftrasse für eine Menge kleiner Sterne (5); brachte alle unfre. Sinnenempfindungen auf den einzigen Sinn

des Gefühls zurück (6); und leugnete bestandig, daß


die Farben und die andern uns erfdeinenden Eigens daften den Körpern wirklich anflebten (z).“

,,Einige dieser Ideen waren schon in Vorsdlag
gebracht (8); er hatte das Verdienst

, fie aufzunehmen
und weiter auszuführen. Die übrigen hat er zuerst
gedacht; und die Nachwelt wird entscheiden, ob es
Schwünge des Genie's, oder Verirrungen des Wißes
find. Vielleicht wird sie einji fogar entdecken, was er 736 119

(1) Diog. Laert, lib. 9, S. 46. Fabric. bibl. graec t. 1, p. 803. (2) Ciçer. de orat. lib. hilt philof t. 1, p. 1187. (4) Plut, de mono!; c. 11, t. 1, p. 141. (3) Bruch.

philol. lib. 2, c.
25, t. 2, p. 891. (5) Ariftot. meteor. lib. 1, c. 8, t. 1, p. 538
Plut. ibid. p. 893. (6) Ariftot. de sens.ç. st. t. 1, p. 669. (7) Id. de animal. lib. 3, c. 1, 1, p.040 Sext: Empir. adv. lagie, Lib. top: 399 (8) Ariftot.de leal.c. 4, p. 669.

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· 290 ring des Chaos', Reifert, vielarmige Körper, eindugige Mensden, u. s. 10. angibt (1). Diese Ges rhlechter ftarben, wegen eines Fehlers in ihrer Bildiing, aus ; andere find beftanden. Statt zu sagen, daß diefe legtern beffer organifirt waren; fagte man, es gabe ein Berhältniß zwischen ihren Handlungen und ihrem vorgeblichen Endzweck."

Faft feiner der alten Weltweisen," antworfete Euklides „hat geglaubt, das was man Zufall oder Ungefähr nennt, als eine Grundtraft annehmen zu müssen (2). Diese unbestimmten Wörter wurden nur gebraudt, um Wirkungen anzudeuten, welche man nicht vorausgesehen hatte, und auch solche wels de pon entfernten oder bisher unbekannten Ursachen abhingen (3). Eigentlich geredet aber , bringen der Sufall und das Ungefähr nichts hervor; und wenn wir, um uns den gemeinen Sprachgebrauch zu füte gen, fie als Nebenursachen ansehn; fo nehmen wir darum doch'um nid)ts minder das denkende Wefen und die Natur als die ersten Ursachen an (4)."

,,Dir ist nicht unbekannt," fagte hierauf Anas Jardus, ,,daß das Wort Natur verschiedne Bedeus tungen bat. In welchem Sinne nimmst du es hier ?

Id verstehe unter diesen Nahmen," antwortete Eus flides, „die Urkraft der Bewegung, welche duro fidh felbft in den Ulrstoffen des Feuers, der Luft, der Erde und des Wassers besteht (5). Ihre Wirkung ift in den Himmeln beständig gleichförmig; in der

(1) Hom. Hebod. Aeschyl. ap. Strab. lib. 1, p. 43 ; lib.7, p: 299.(2) Ariftot. de nat. aufcult. lib. 2, cap. 4, t. 1. p. 332. (3) Id. ibid. cap. 5, p. 333. (4)!d. ibid. cap. 6, P 335. (5) Id. ibid. cap. 1, P, 327 ; 3, cap. 1, p. 339.

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Ordnung durd die allgemeine Wirkung des Willens des hdchsten Wefens. Die Erschütterungen, welche der Erdball erfährt, die Leiden, welche die Menschheit drüden, balten den Gang des Weltalls nidt auf: die Erde bleibt, die Geschlechter werden erneuert, und die große Absicht des ersten Bewegers ift erfüllt (1)."

,,Entschuldiget mid," po rohloe Eutlides, wenn ich mich hierüber nicht weiter auslasse. Aristoteles hat diefen Lehrpunct noch nicht entwidelt, und vielleicht wird er ihn ganz übergehen; denn fein Plan begreift mehr die Grundsåße der Naturlehre, als der Theolo: gie (2). Auch weiß ic nicht einmahl, ob ich seine Vora ftellungen richtig gefaßt habe; der Vortrag einer Meis nung, welche man nur aus kurzen, einzelnen und una zusammenhängenden, Gespräven kennt, gleicht oft jenen Kunstwerken, welche die Ungenauigkeit und Unwissenheit der Kopisten entstellt.“

[Empedotles's Syftem] Euklides schwieg, und Meton nahm das Wort. ,,Empedokles, fprad er, „verherrlichte sein Vaterland durch seine Gefeße (3), und die Weltweisheit durd seine Shriften. Sein Ger dicht über die Natur (4), und alle feine poetischen Werke find voll von Schönheiten, deren fich Homer nicht ges fchämt haben würde (5). Demungeachtet gestehe ido,

feine Metaphern, so glüdlich fie aud find, der Bestimmtheit seiner Vorstellungen schaden, und bisa weilen nur einen glanzenden Solener über den Gang der Natur verbreiten (6). Was die Lehrfåge betrifft, fe

(1) Ariftot. de gener, lib. 2, Q. 10, t. 1, p. 515, (2) Procli in Tim. p. 9o. (3) Diog. Laert. lib. 8. $. 66. (4) Id. ib. fe 77. (5) Id. ib.$. 37 (6) Arißot, meteor. lib. 2. c. P. 555

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„Id erfchien nach und nach unter der Gestalt eines Jünglings, einer Jungfrau, einer Pflanze , eines Bogels, eines Fisches (1). Bey einer dieser Wandes rungen schweifte ich einige Zeit hindurch wie ein leich sites. Schattenbild in dem leeren Raume der Øimmel ; bald aber ward ich mehreremahle in das Meer berabs gestürzt, auf die Erde ausgeworfen, in die Sonne binaufgeschnellt, in die Wirbel der Lüfte zuridges wischleudert (2). Allen andern Wesen und mir selbst ein ,,Abscheu, ward ich von allen Elementen zurückge.

ftoßen, wie ein Sllave, welcher fich den Blidea wseines Herrn entzogen hatte:(3).“.

Meton bemerkte noch zum Schluß, daß die meha resten dieser Vorstellungsarten Pythagorass Schülern gemein waren; aber Empedokles babe zuerft die abs wechselnde Zerstörung und Wiederentstehung der Welt angenommen, habe die vier Elemente als Srundfráfte festgefekt (4), und diese Elemente durch die Liebe und den Haß in Bewegung gebracht,

,,Geftebe," spradı Anararchus hierauf zu mir mit Lachen, daß Demokritus wohl Recht hatte, wenn er sagte, die Wahrheit sey in einen Brunnen von uners meßlicher Tiefe gebannt (5).? ,,Gestehe aber auch, antwortete ich ihmt, daß fie sehr erstaunen würde; wenn sie je auf die Erde fáme, und vorzüglich wenn fie Griedenland besuchte. „Sie würde geschwind wieder umkehren," verseßte Euklides; wir würden ke für den Irrthum halten.'!

(1) Diog. Laert. lib. 8. Só 77. Anthol. lib. », p. 129. A.lian, de animal. lib. 12, cap. 7. (2) Emped. ap. Plat. de vite aere alien, t. 2, p. 830. (3) Id. ap. Plut. de exil. t. 2, p. 607. (4) Ariftot. metaph. lib. I, cap. 4, t. 2, p. 845. (5) Ciçar. quaef. acad. lib. 1. cap. 12, 6:2, p. 75.

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für die Nasionen ift, welche auf die Ewigkeit ihres Ruhmes rechnen; ro erinnert fie doch wenigstens an jene erstaunenswürdigen Beränderungen der Him. melskörper, wovon mir die Aegyptischen Priester saga ten. Hat man die Dauer dieser Veränderung des Mere res bestimmt?"

,,Deine Einbildungskraft wird warm," antwors tete mir Euflides. ,, Berubige did: die See und das Land find, unserer Meinung nach, wie zwey große Reide, welche nie ihren Plaß verandern, aber fide wohl bisweilen um den Befie einiger Landchen auf der Srenze ftreitea. Bald wird die See durch den Schlamm und den Sand, welche die Flüsse ihr z112 führen, gezwungen, ihre Grenzen enger einzuziebn; bald aber růdt fie dieselben, durd) ihre Wellen und andre nicht in ihr liegende Ursachen, wieder weiter vor. In Afarnanien, in der Ebene por Jlion, bey Ephes fus, und bey Milet, haben Anfpülungen bey den Müns dungen der Strome das feste Land verlängert (-).“

,,Als ich," sagte ich bierauf, „, in dem Palus Mdotis fuiffte, hörte ich, daß die täglichen Abses Bungen des Tanais daselbst so sehr den Grund dies fer See erhoben Hatten, daß seit einigen Jahren die dahin kommenden Handelsschiffe kleiner wären, als in den vorigen Zeiten (2).“; „Noch ein viel auffallenderes Beyspiel fann ich dir anführen," antwortete er: ,,der Theil von Aegypten, welcher fich von Nors den nad Süden vom Meere bis nad Ibebais erAredt, ist das Werf und das Geldent des Nils. Da war in den ålteften Seiten ein Meerbusen, wels cher fast in gleid laufender Richtung mit dein rotbex Meere fich fortzog (1); der Ril hat ihn durch die Lagen von Erde, welche er jährlich darin abseßt, zue geschüttet. Hiervon überzeugt man fich leicht nicht bloß durch die uiberlieferungen der Aegypter, durde die Beschaffenheit des Bodens, durch die Muscheln in den Gebirgen (2) überhalb Memphis (*), sondern auch durch eine Beobachtung, welche beweist, daß ungeachtet seiner jeßigen Erhöhung der Boden in Aegypten noch nicht mit den angrenzenden Ländern gleichsteht. Scroftris, Neko, Darius, und andere Fürsten, versuchten es , Verbindungslanåle zivischen dem rothen Meere und dem Nil anzulegen; aber fie fanden, daß die Oberfläche dieses Meerbusens Adher ftebe, als der Boden ihres Landes (3)."

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die leißteren nur die Resultate der mannigfathen Mie ichung jener ersteren waren; daß endlich die einfachen Körper in den zusammengesegten dieselben Eigenschafa ten und Kräfte behielten, welche fie zuvor besaßen. Nun war die Bahn eröffnet, und es leuchtete die Noth wendigkeit ein, zuerst das Wesen der einfachen Kors per zu ergründen. Hier find einige der über diesen Gegenstaad gemachten Beobachtungen, I. keane fit durch Ariftoteles.

,,Die Erde, das Wasser, die Luft, das Feuet find die Urstoffe: aller Körper';* folglich kann jedet Körper in einige dieser Urstoffe aufgelößt werden (1)."

Die Urstoffe find einfache Körper, und Edits men fich folglich nicht in Körper von einer andernt Natur gertheilen; aber fie erzeugen fich wechselsweis Fe, und verändern fich unaufhörlich einer in den atti dern (2)

..!!

Es ist urimöglid, genau anzugeben, wie die Mischung dieser ersten Bestandtheile in jedem Körper beschaffen ist. Nur vermuthungsweise fagte also Einu pedokles : Ein Knochen bestehe dus zwey Theiler Wasser, zwey Theilen Erde, und vier Theilen Feuer (3)..

19 ,,Eben so wenig kennen wir die Gestalt der zur Ganzheit dieser Urftoffe gehörigen Sheile; das Unter. nehmen, sie zu bestimmen, war nur eitle Mühe. Um die Eigenschaften des Feuers gu erklären, fagten Eid nige: Seine Theile müffen cite Pyramidengestalt haben ; Andere sagten: Sie müssen fugelrund gebildet

(1) Ariftot. de chel, lib. 3.c.3, t. 1, p. 477. (2) Id. ib. c. 4, p. 479. Id. de gener. lib. 2, c. 10, t. 1, p.525. Moshem, in Cudw. t. i, p.246 (3) Ariftot, de avim, lib. 1. c. 7. to

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benden testërni leidend in front úr hf hárymen derTelben anfic: Die Erde ift falfund troden: das Walker férjhalt und 'feuchtdie Luft, warm und Feuchtpidas Feuer , trođen und warm (2). 1 Der Widerspruch die fer Eigenschaften hilft zu den Absichteit der Natur , welche iin mer durch Gegenfagerwirkt; auch find diese Eigenfidhaften die einzigen Kräfte, womit sie zur Hers porbringung aller ihrer Wirkungen auslangt (3). 1 Inis Die Urstoffe, welche eine gemeinschaftliche Eic genisdaft besigen, perwandeln fidartridjo in teinanders, es braucht dazu 'nar in einemacoon beyden die Eigen fihaft, welche ihren Unterschied ausatadtypernichtet fumerden (4):- Geße also , pine frentde Urfatherbes raube das Wasser feiner Kälte, und theile ihm Warme muts mirdres warms und feucht fenn, wird also die brydengopfentligen Eigenschaften der Luft

haben , und pon diesem Urstoffe nicht ferner verschieben reynt une daber kommt es, dar darghdas. Siedentidos mafier perdunstet und in die Region der Luft hinauffteigt. Las nun in diesen boben Gegenden eine andrg Muraibe es feiner Wärme berguben, god ihm seind, narirliche Kåfte zurüdgeben ; so, wird es feine erre:Orfalt wiea Der annehmen 4. Mgd auf die Erde berabfallen: und dieß gefdießt beym Regen , Gleichergestaltry ninu der Erde ihre natürlide Rålte, fo verwandela, du się in Feuer,, nimm iar dis Erođenheit.

Kaffeft du he in Wasser, um (6)," het so onu tiones sit =zu is

(1) Ariftot. meteor. lib. 4, eap. 1, t. 1, p. 583. (2) Id. de gener. lib. 2, cap: 3, p. 516. (3) Id, de nat. auscult. lib. 1, cap.16, t. 1, p. 327. Phuttaev: Col. t. 2, p.31111C4) Ariftot, degener. lib. 2. cap. 4, p. 314. (5) Id. de meteot? lib. 2, @up. 4, p. 558. 23 A. 105. b)

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