In vielen Haushalten findet man es: Kaisernatron. Damit l�sst sich viel Chemie lehren und lernen, auch in Kinderg�rten, Grundschulen, Teutolabs und so weiter... Denn Kaisernatron ist v�llig ungef�hrlich. Zum Experimentieren ben�tigen die Kinder keine Schutzbrille und keine Handschuhe. Denn die tr�gt man ja auch nicht bei der K�chenarbeit. (Ausnahme ist der Versuch 3; den kann man aber zeigen.)
Beobachtung 1: Anhand der gelben Flammenf�rbung erkennen wir das Natrium.
Beobachtung 3: Es bildet sich ein wei�er Niederschlag. Wir schlie�en aus unseren Versuchen: Kaisernatron ist ein Natriumcarbonat. Carbonate sind Salze der Kohlens�ure. Davon gibt es zwei Arten. Genau genommen ist Kaisernatron Natriumhydrogencarbonat. Es hei�t auch Natriumbicarbonat oder kurz Natron. F�r Kenner schreiben wir auch seine chemische Formel hin: NaHCO3 Die Ergebnisse der Versuche 2 und 3 m�ssen wir noch erkl�ren: Beim Erhitzen
zersetzt sich Kaisernatron, wobei sich Natriumcarbonat Na2CO3
bildet. 2 NaHCO3 + Energie ———> Na2CO3 + H2O + CO2 Natriumcarbonat ist �brigens die bekannte Soda. Kaisernatron ist ein v�llig ungef�hrlicher Stoff, der sogar in der K�che bei der Zubereitung von Speisen eine Rolle spielt. Deshalb nennt man es auch Speisenatron oder (wie wir gesehen haben) nicht ganz richtig Speisesoda. Denn Soda ist ja Natriumcarbonat. Alle Bestandteile von Kaisernatron sind in gel�ster Form sogar auch im Blut enthalten! Verwechseln darf man Natron aber nicht mit Natronlauge oder Natriumhydroxid - das sind schlimm �tzende Alkalien, enthalten zum Beispiel in Produkten wie Rohrfrei. Der Kaisernatron-Packung liegt ein Ratgeber bei. In dem lesen wir einmal nach, wof�r man Kaisernatron gebrauchen kann:
Bild 3 (Foto: Daggi)
NaHCO3 + Essigs�ure ———> Natriumacetat + H2O + CO2 Man kann die Kerzenflamme auch l�schen, indem man das bei der Hitze-Zersetzung von Kaisernatron frei werdende CO2 (-> Versuch 2) statt in einen Ballon in das Glas mit der brennenden Kerze leitet. Das entsprechende Feuerl�schermodell beschreiben wir auf einer Extra-Webseite.
Wenn wir Kaisernatron in Rotkohlsaft geben, wird der also blau. Das wird dann das bayerische Blaukraut - das m�gen die Norddeutschen nicht. Die nehmen lieber Essig oder saure �pfel wie den frischen Boskop. Woran liegt es, dass der Rotkohl mit Kaisernatron blau wird?
Das Kaisernatron reagiert in L�sung ganz schwach alkalisch; der pH-Wert liegt bei 8. Die Erkl�rung ist schon schwieriger. Aber vereinfacht k�nnen wir sagen: Der Grund liegt in einer (wenn auch bei Zimmertemperatur nur in geringem Umfang ablaufenden) Reaktion des Hydrogencarbonats mit Wasser. 2NaHCO3 + H2O ———> Na2CO3 + H2O + CO2 Das Natriumcarbonat Na2CO3 reagiert mit Wasser st�rker alkalisch. Das kann man auch deutlicher machen: Wenn man zu viel Kaisernatron mit Rotkohl sogar kocht, kann sogar die blaue Farbe zerst�rt werden und ein Blaugr�n taucht auf. Das weist auf steigende Alkalinit�t der L�sung, die durch das Kochen bedingt sein muss.
2 NaHCO3 + Energie ———> Na2CO3 + H2O + CO2 Man kann auch sagen, dass das eigentlich neutral reagierende Kaisernatron Kohlens�ure abdampft. Dadurch wird es basisch. Die entstehende Soda reagiert mit Wasser unter Bildung von Natronlauge. Dadurch wird die L�sung alkalischer. Na2CO3 + H2O ———> NaHCO3 + NaOH
Die alkalische Reaktion erkl�rt die Rolle von Kaisernatron beim Kochen von H�lsenfr�chten und h�rteren Gem�searten.
Erkl�rung: Mit Hilfe der Alkalinit�t von kalten oder hei�en Kaisernatron-L�sungen gelingt dem Sauerstoff aus der Luft besonders gut, viele Geruchsstoffe zu zerst�ren. Das betrifft besonders die schwefelhaltigen Substanzen aus dem Kohl. Die genauen chemischen Hintergr�nde hierzu finden Sie einer besonderen Webseite. In der Anleitung zur Nutzung von Kaisernatron wird darauf hingewiesen, Kaisernatron nicht beim Kochen von Rotkohl zu verwenden. Der w�re dann zwar geruchsfrei, aber - wie wir gesehen haben - leider blaugr�n geworden.
Der Grund ist zun�chst, dass feste Carbonate hervorragende Adsorbentien sind. Das kennen wir schon von der Chemie mit der Kreide. Die Erkl�rung: Schwei�geruch beruht auf freien Fetts�uren, die durch Bakterien und Pilze aus Fetten freigesetzt werden. Ber�chtigt ist die Butters�ure... Nur diese so genannten Fetts�uren riechen streng, nicht jedoch ihre Salze, weil die nicht verdunsten und deshalb nicht in unsere Nase gelangen. Die Salze erzeugt man aus den Fetts�uren durch die Wirkung von Kaisernatron. Fetts�ure + NaHCO3 ———> Fetts�uresalz + Wasser + CO2 Die "Vernichtung" der Schwei�s�uren erinnert uns an eine andere Verwendung von Kaisernatron.
Bild 4: Salzs�ure mit Rotkohlsaft vor und nach Zugabe von �bersch�ssigem Kaisernatron
Auf die gleiche Art wirken manche Heilwasser oder bicarbonathaltige Mineralw�sser. Auch im Blut l�uft das ab. In diesem Fall atmen wir das CO2 aus.
Anders als mit Zucker (-> Versuch) ist hier die S�ure tats�chlich wenigstens zum Teil "vernichtet", also abgepuffert worden. Wenn du feste S�uren wie die Citronens�ure oder die Ascorbins�ure (bekannt unter der Bezeichnung Vitamin C) mit Kaisernatron mischst, kannst du Brausepulver herstellen.
Den S�uregeschmack kannst du durch Zugabe von Kaisernatron steuern. Je mehr du davon zugibst, desto weniger sauer schmeckt die "Limo".
Ergebnis: Die Wasserh�rte hat sich um die H�lfte verringert. Kaisernatron bindet also tats�chlich die h�rtebildenden gel�sten Calcium- und Magnesium-Salze, indem sie mit diesen einen schwerl�slichen Niederschlag bildet. Das geschieht aber nicht an den Heizst�ben, sondern �berall in der L�sung; deshalb bleiben diese sauber. Ca2+ + 2 HCO3- ———> CaCO3 + H2O + CO2 Je mehr Kaisernatron man zugibt, desto effektiver ist die Enth�rtung. (F�r Kenner: Das Enth�rten hat etwas mit dem Le Chatelier-Prinzip zur Verschiebung von L�sungsgleichgewichten
sowie mit dem L�slichkeitsprodukt zu tun. Auf der Bindung von Calcium-Ionen beruht ja letztlich auch der Nachweis von Kohlenstoffdioxid mit Kalkwasser!)
Die Versuche haben wir nachgemacht. Sie funktionieren tats�chlich, wie die folgenden Bilder dokumentieren. Statt Malventee nehmen wir nat�rlich unseren Rotkohlsaft.
Bild 6: Ntr in Hieroglyphenschrift Wie daraus Natron und Nitrat wurden, erkl�rt der bekannte Chemiehistoriker Heiner
Sch�nemann auf einer besonderen Webseite. Da aus Natron
schlie�lich auch noch Natrium wurde, k�nnte man Natriumnitrat eigentlich auch als
neter-neter bezeichnen... Nun zur Herkunft der Bezeichnung "Kaiser" im Namen des Kaisernatrons: Die l�sst sich leider nicht kl�ren. Die Vermutung, das h�tte etwas mit der Kaiserquelle in Bad Ems zu tun, hat sich nicht best�tigt. Dort pflegte ja der preu�ische K�nig und sp�tere Kaiser Wilhelm I zu kuren. Ber�hmt/ber�chtigt ist seine Emser Depesche, die den deutsch-franz�sischen Krieg 1870-1871 ausl�ste. Es gibt �brigens auch Kaiserborax. In diesem Zusammenhang ist weiter interessant, dass die Emser Pastillen aus Natron und Haushaltszucker bestehen. Mit denen kann man auch sch�ne Versuche wie z. B. die Pharaoschlange machen. Mittlerweile habe ich Folgendes erfahren: Es gab einen Berliner Apotheker namens August Wilhelm Bullrich (1802-1859). Der litt unter starkem Sodbrennen, welches er erfolgreich mit Natron bek�mpfte. Er hat dann dieses Natron unter dem Namen Bullrichs Salz � vermarktet, unter dem es auch heute noch bekannt ist. Es ist nun aufgrund seiner (oder seiner Erben) oft beschriebenen, regen gesch�ftlichen T�tigkeit anzunehmen, dass er als stramm preu�ischer Berliner auch f�r den werbetr�chtigen Namen Kaisernatron verantwortlich ist.
Na2CO3 + H2O + CO2 ———> 2 NaHCO3 Durch Abk�hlen l�sst sich das Bicarbonat abtrennen, denn es ist etwas weniger l�slich als Soda. Anmerkung: Kaisernatron wird hergestellt und vertrieben von der Firma Holste, 33514 Bielefeld, Postfach 101493 www.holste.de und E-Mail: . Auf der Internetseite gibt es auch viele Anwendungsbeispiele f�r Kaisernatron und andere "softchemische" Produkte der Firma. Schaut mal rein! *) Das �-Symbol gilt f�r alle Erw�hnungen des gesch�tzten Namens Kaisernatron. R�diger Blume
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