Seit wann hat Coman die Nummer 11

  • Der Wechselfehler des FC Bayern beim Auswärtssieg gegen den SC Freiburg, bei dem die Münchner für einige Sekunden mit zwölf Spielern auf dem Platz stehen, hat ein Nachspiel.
  • Die Freiburger legen Einspruch ein, das DFB-Kontrollgericht ermittelt.
  • FOCUS-Online zeigt auf, welche Szenarien denkbar sind.

 

Der SC Freiburg legt nach dem Wechselfehler des FC Bayern München tatsächlich Protest gegen die Spielwertung ein. Nach dem Einspruch vom Montag muss der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes entscheiden, ob der 4:1-Auswärtserfolg des Spitzenreiters weiter Bestand haben wird.

Über den Zeitraum der Untersuchung machte der Verband keine Angaben. Sollte dem Einspruch stattgegeben werden, kann binnen einer Woche nach Verkündung des Urteils Berufung eingelegt werden.

Was war passiert? In der 86. Minute sollte Bayerns Kingsley Coman eigentlich ausgewechselt werden. Davon bekam der Franzose jedoch nichts mit. Niklas Süle betrat das Feld, Coman blieb vorerst. Die Bayern agierten damit für rund 20 Sekunden mit zwölf statt den erlaubten elf Spielern.

Welche Szenarien gibt es nach dem Wechselfehler?

Szenario 1: Die erste Variante ist recht simpel: Der 4:1-Sieg der Bayern bleibt bestehen. Dazu kommt es, wenn das Sportgericht beschließt, dass das Schiedsrichtergespann um Christian Dingert und dem 4. Offiziellen Arno Blos verantwortlich gemacht werden. Dazu äußerte sich auch Lutz Michael Fröhlich, Schiedsrichter-Chef des DFB: „Im Prozessablauf gab es schon Fehler, die auf der Schiedsrichter-Seite gelegen haben. Dieses Sicherstellen: Spielfeld verlassen, der Spieler, der reinkommen soll, geht erst dann drauf. Außerdem der Check vor der Spielfortsetzung, ob denn tatsächlich die zu dem Zeitpunkt mögliche Spielerzahl auf dem Platz ist.“

Dieses Szenario gilt als recht wahrscheinlich, da eben auch Fröhlich bereits zugestanden hat, dass Dingert nicht frei von Schuld ist.

Szenario 2: Ebenfalls möglich, wenn auch unwahrscheinlich, wäre eine Spielwiederholung. Schiedsrichterfehler führen in der Regel zu einer solchen. Allerdings nur, wenn der Fehler den Ausgang des Spiels maßgeblich beeinflusst haben. Das war beim ungefährdeten 4:1-Sieg der Bayern nicht der Fall.

Szenario 3: Bei dieser Möglichkeit wird das Spiel mit 2:0 für die Freiburger gewertet, denn der FC Bayern wäre schuld am Wechselfehler. Grund dafür ist, dass sie Paragraf 17, Punkt 4 der Rechts- und Verfahrensordnung nicht beachteten. Hier geht es um die Spielberechtigung von Einwechselspielern. Da in diesem Fall Coman den Platz noch nicht verlassen hatte, war Süle, der zwölfte Mann „nicht spielberechtigt“. Sollte das Urteil so ausfallen, bekommt der SC Freiburg wohl die drei Punkte zugesprochen.

Die Reaktion von Julian Nagelsmann finden Sie hier: Nach Bayerns Wechselfehler - Nagelsmann teilt wegen Freiburg-Protest aus: „Ich kann es nicht verstehen“

Wechselfehler beim FC Bayern wegen falscher Coman-Nummer

Das Schiedsrichtergespann um Referee Christian Dingert war offenbar überfordert und die Partie anschließend minutenlang unterbrochen, ehe sie per Schiedsrichterball fortgesetzt wurde. Am Ende gab es acht Minuten Nachspielzeit, in der die Bayern durch Marcel Sabitzer den 4:1-Entstand herstellten.

Zum Wechselfehler führte eine falsche Rückennummer. „Es war eine konfuse Situation. Es war ein Doppelwechsel, und es wurde die falsche Nummer angezeigt. Coman hat sich nicht angesprochen gefühlt“, sagte Dingert dem TV-Sender Sky.

Vor seiner geplanten Auswechslung war die Nummer 29 angezeigt worden. Diese trug der Franzose in der Vergangenheit bei Bayern, inzwischen läuft er aber mit der 11 auf. So entstand die Irritation. „Wir haben es relativ schnell bemerkt, Rücksprache mit Köln gehalten und das Spiel dann mit Schiedsrichterball fortgesetzt“, berichtete Dingert.

DFB-Schiedsrichter-Chef fände Konsequenzen für Dingert „fatal als Botschaft“

DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich nahm Dingert nach dem Wechselfehler in Freiburg in die Pflicht. „Es wäre gut gewesen, wenn man vor der Spielfortsetzung noch einmal einen Check gemacht hätte. Das wäre von Schiedsrichter-Seite das Optimale gewesen“, sagte Fröhlich. Das Geschehen am Samstag sei vermeidbar gewesen, befand der frühere Top-Schiedsrichter.

Fröhlich will die Situation mit den DFB-Referees noch einmal besprechen: „Es hat etwas mit Konzentration und mit Übersicht zu tun. Darüber müssen wir mit den Schiedsrichtern intern nochmal sprechen."

Persönliche Konsequenzen für Dingert hält Fröhlich für unangebracht. „Ich fände es fatal als Botschaft. Man muss jetzt feststellen: Da ist ein Fehler passiert, da hat jeder so einen Anteil daran“, sagte Lutz Michael Fröhlich, Schiedsrichter-Chef beim Deutschen Fußball-Bund, bei einem Medien-Workshop am Montag. Fröhlich nannte dabei als Beteiligte Dingert, den Vierten Offiziellen (Arno Blos) und die Bayern-Teammanagerin (Kathleen Krüger).

„Im Prozessablauf gab es schon Fehler, die auf der Schiedsrichterseite gelegen haben“, bestätigte Fröhlich erneut. Zum Beispiel das fehlende Check-up nach den Wechsel und vor der Spielfortsetzung. Auch seien die Referees angehalten, bei mehreren Wechseln innerhalb einer Unterbrechung wie in diesem Fall genau darauf zu achten, dass diese nacheinander durchgeführt werden.

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lho/blk/jmi/fd/mit Agenturmaterial