Kreative antworten auf die frage wie geht es dir

Dieser Beitrag wurde am 25.04.2018 auf bento.de veröffentlicht.

Wir müssen reden. Über unsere Antwort auf die Frage: "Wie geht es dir?“

Das Leben ist nicht immer geil, dafür aber in anderen Momenten doppelt schön. Es geht hoch und wieder runter. Jeder ahnt, dass es allen so geht. Trotzdem lügen wir ständig. Fragt uns jemand, wie es uns geht, sagen wir oft "Super, und dir?“, statt: "Im Moment habe ich manchmal Angst, dass das mit der Ehe eine dumme Idee war." Wir sagen "Alles gut", statt: "Mein Job langweilt mich zu Tode, aber ich brauche das Geld." Wir lügen, wenn es um unsere Gesundheit geht, unsere Frustration, unsere Trauer.

So geht es den ganzen Tag. Alles ist super, ist aushaltbar. Nur den besten Freundinnen und Freunden, der Partnerin oder dem Partner, nur den Eltern sagen wir vielleicht, wie es wirklich ist. Dabei könnte alles echter und leichter sein, wenn wir anfingen, auch sonst auszusprechen, was uns bewegt.

Die wöchentliche Kolumne von Kathrin Weßling. Denn: Wir müssen reden. Über einfach alles. Am meisten aber über die Themen, die gerade aktuell brennen. Das kann ein Shitstorm sein oder eine Liebeserklärung, ein Aufschrei oder ein Kopfschütteln – gesprochen wird über alles, was beschäftigt oder bewegt, nervt oder einfach gerade im Raum steht.

Natürlich können wir dem Kollegen nicht sagen, dass wir schlecht gelaunt sind, weil wir schlechten Sex hatten. Aber der Kollege merkt, dass wir miese Laune haben. Trotzdem sagen wir: "Och, eigentlich alles cool", und wissen, dass der andere schon nicken und sagen wird: "Ah, ok, cool." 

Dabei ist es doch so: Lügen trennen Menschen voneinander. Lügen verhindern Nähe und das Gefühl von Verbundenheit. Wer lügt, baut eine Mauer zwischen sich und andere. 

Warum schreiben wir keine ehrlichen Facebook-Postings und machen ehrliche Aussagen? Warum ist alles immer perfekt, #motivationmonday und #superfood? Warum sagen wir nicht einfach hin und wieder, dass alles gerade scheiße ist? Dass der Regen im Urlaub nervt, die BAföG-Rückzahlung eine Katastrophe ist und dass wir schon wieder ein Wochenende Zuhause versackt sind, statt auszugehen.

ANZEIGE

Wir sollten anfangen, mit den Notlügen aufzuhören. Denn wollen wir, dass kaum jemand weiß, wie es uns wirklich geht? Dann kann uns auch niemand helfen, mit den Dingen, die uns belasten, besser umzugehen.

Warum sagen wir nicht, dass wir Schwächen haben und Ängste, oder uns wie Idioten benommen haben. Dass wir uns bemühen und trotzdem scheitern. Dass wir hin und wieder mächtig angepisst sind, dass wir wütend sind auf die Kollegin, die immer unsere Ideen als ihre verkauft? 

ANZEIGE

Wenn wir endlich sagen würden, was los ist, könnten wir uns zu einer Gesellschaft entwickeln, in der nicht Perfektion und Unnahbarkeit im Mittelpunkt stünden, sondern wir selbst. Mit all unseren Schwächen, Ängsten und all dem schönen und wilden Quatsch in unseren Köpfen.

Nicht jede Konversation muss mit "Wie geht's?" beginnen. Foto: Kaspars Grinvalds / shutterstock.com

Sie kommen sich vor wie ein Sprachroboter, der nur eine Frage beherrscht? Ihr Gegenüber reagiert schon gar nicht mehr? Nutzen Sie eine dieser Alternativen zum abgedroschenen „Wie geht’s dir?“

Auch wenn wir Deutschen im realen Leben die Frage „Wie geht es dir?“ vergleichsweise selten zu hören bekommen, würden die meisten vermutlich genervt darauf reagieren, wenn die Floskel wie in den USA plötzlich bei jeder Alltagsbegegnung fallen würde. Dennoch hat die digitale Kommunikation zu einer überinflationären Nutzung dieser eigentlich nett gemeinten Interessensbekundung geführt. So sehr, dass sie wie ein notwendiges Übel unserer Online-Konversationen anmutet, ohne die es nicht mehr geht. Doch was kann man stattdessen fragen? Hier sind einige Alternativen zu „Wie geht’s dir?“

Alternative zum eigentlichen Sinn hinter „Wie geht es dir?“

Wollen Sie sich tatsächlich nach dem Wohlbefinden Ihres Gegenübers erkunden, so können Sie folgende Fragen als Alternative zu „Wie geht’s dir?“ verwenden:
 

  • Wie ist es dir ergangen?
  • Alles gut bei dir?
  • Wie fühlst du dich zurzeit?

Oder – abhängig vom Gesprächspartner – etwas humorvoller:

  • Behandelt dein Körper / Kopf dich heute gut?

Eine weitere Alternative für das standardmäßige „Wie geht’s dir?“ wäre die Ergänzung durch einen Umstand:
 

  • Wie geht’s dir bei dieser Hitze / Kälte?
  • Wie geht’s dir an diesem (verregneten) Montagmorgen?
  • Wie geht’s dir nach deinem Projekt / deiner Klausur?

Je persönlicher der Umstand, desto klarer geht hervor, dass Sie sich tatsächlich für die andere Person interessieren und nicht nur eine Standardfrage stellen.

Lesen Sie auch: 31 Tipps, um Akku zu sparen

Alternativen, um ein Gespräch zu starten

Da die Floskel heutzutage meist als Eisbrecher – oder der Versuch eines solchen – genutzt wird, braucht es eine Alternative, mit der Sie Interesse bekunden und gleichzeitig Ihren Gesprächspartner zu einer ehrlichen Antwort motivieren. Probieren Sie es doch mal mit:
 

  • Was war dein Highlight heute?
  • Was fehlt noch, damit dieser Tag zum besten deines Lebens wird?
  • Was treibt dich in letzter Zeit an?
  • Wer / Was hat dich in letzter Zeit inspiriert?
  • Welcher Gedanke hat sich dir heute eingeprägt?
  • Hast du heute über etwas Weltbewegendes nachgedacht?
  • Wenn du einen Moment von heute festhalten könntest, welcher wäre es?
  • Welche Situation hättest du heute gerne fotografiert?
  • Was hat dich heute zum Lachen gebracht?
  • In welcher Filmszene wärst du jetzt gerne?

Der Unterschied bei diesen Fragen ist, dass sie etwas mehr Denkleistung erfordern. Der Befragte muss kurz in sich gehen und kann nicht mit einer automatisierten Antwort wie „Gut, danke!“ abblocken.

Alternativen für das Online-Dating

Das Aufkommen von Plattformen wie Tinder und Lovoo hat sicherlich seinen Teil zur Verdrossenheit gegenüber der Frage beigetragen. Dort wird die Phrase wie ein stumpfer Angelhaken in alle Richtungen ausgeworfen, in der Hoffnung, dass doch etwas anbeißt. Versuchen Sie beim nächsten Mal folgende Alternativen:
 

  • Wenn du dein Leben lang nur noch ein Gericht essen dürftest, welches wäre das?
  • Was bedeutet Freundschaft für dich?
  • Welches sind deine drei Vorbilder?
  • Wen würdest nur ungern auf dieser Plattform entdecken?
  • Worauf freust du dich, wenn du an morgen denkst?

Lesen Sie auch: Im Netz suchen Singles nach attraktiveren Partnern

Auffordern statt fragen

Zwar könnte man durchaus argumentieren, dass die Frage „Wie geht es dir?“ mittlerweile zu einer Aufforderung avanciert ist (Antworte mir!), aber selbst dann löst sie kein besonderes Pflichtgefühl aus, darauf einzugehen. Statt Ihre Alternative zu „Wie geht’s dir?“ ebenfalls als Frage zu formulieren, probieren Sie es doch mal mit einer höflichen Aufforderung:
 

  • Erzähl mir von deinem Tag / deiner Woche.
  • Gib mir eine Zusammenfassung deiner Gedanken von heute.
  • Lass mich an deiner Freude / deinem Leid teilhaben.
  • Nenn mir drei Dinge, die dich diese Woche herausgefordert haben.

Nicht mehr so oft fragen

Eine etwas unkonventionellere Alternative wäre, die Frage nicht mehr so oft zu stellen, insbesondere das deutlich emotionslosere „Wie geht’s?“ Erinnern Sie sich an Ihre Schulzeit, als Ihre Eltern jeden Tag dieselbe Frage gestellt haben („Wie war’s in der Schule?“), auf die Sie mit Sicherheit genauso roboterhaft reagiert haben („Gut!“). Mit solchen Floskeln konditionieren Sie Ihr Gegenüber förmlich zu einer automatischen Abwehrhaltung. Also fragen Sie in Zukunft nur noch, wenn es Sie wirklich interessiert und formulieren Sie die Frage ganz aus. Das zeugt von Respekt und echtem Interesse.

Lesen Sie auch: Handysucht bekämpfen

Etwas ist schief gelaufen. Bitte warte einen Moment und versuche es erneut.

Neuester Beitrag

Stichworte