In seiner frühen Kindheit ein Garten Charakterisierung Richard

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In seiner frühen Kindheit ein Garten Charakterisierung Richard

Diese Lektürehilfe entstand im 2010 im Rahmen eines Literaturprojekts im Deutschunterricht einer 12. Klasse an der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld. Etwa zwei Monate lang beschäftigten sich 25 Schülerinnen und Schüler mit dem Roman Christoph Heins, untersuchten erfolgreiche Literaturhilfen und verfassten gestützt durch Sekundärtexte, Lexika und eine Vielzahl von Rezensionen in Gruppen zunächst drei Lektürehilfen zum Roman. Aus den fertigen Produkten entstand eine endgültige Fassung, die die besten aller Texte vereint und von den Schülerinnen und Schülern sowie deren Deutschlehrer ein weiteres Mal überarbeitet wurde.

Die Lektürehilfe analysiert und interpretiert den Roman Heins aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler und nimmt dabei vielfältige Betrachtungsschwerpunkte ein. Dazu gehören eine ausführliche Charakterisierung der Figuren, ein biografischer Abriss über das Leben des Autors und die Erläuterung der historischen Hintergründe ebenso wie eine grafische Figurenkonstellation, Rezensionen, eine vollständige Inhaltsangabe der einzelnen Kapitel und Interpretationsansätze, die von der Infragestellung des Rechtsstaates bis zur Bedeutung der Mediendarstellung reichen. Der sprachlichen Gestaltung des Romans widmet sich ebenfalls ein Kapitel.

5. Personenkonstellation

6. Der Umgang mit der Todeserfahrung

7. Parallelen zwischen Romanhandlung und historischem Geschehen und Intension des Autors

8. Aufbau und Sprachliche Gestaltung

9. Bedeutung des Titels

10.Interpretationsansätze - Rechtsstaat und Demokratie - Rolle der Medien - Trauerverarbeitung

- Schuldfrage

11.Rezensionen

12.Quellenverzeichnis

1. Biografie des Autors

Christoph Hein

Christoph Hein wurde am 8. April 1944 in Heinzendorf im heutigen Polen geboren. Nach Kriegsende flohen seine Eltern mit dem einjährigen Sohn nach Sachsen, wo er in Bad Düben bei Leipzig in einem Pfarrhaus lebte. Dort verbrachte Hein seine Kindheit und bewarb sich 1958 um einen Platz an einer Oberschule im (künftigen) Osten Berlins, welcher ihm allerdings verwehrt blieb, da er Sohn eines Pfarrers war. Da diese Berufsgruppe für die Ideologie des Staates keinen materiellen Nutzen hatte, war der Beruf des Pfarrers mit Nachteilen verbunden. Gewollt waren zum Beispiel Arbeiterkinder. Aus diesem Grund wurde er an der Oberschule nicht angenommen, sodass er schließlich ein Gymnasium im (künftigen) Westen Berlins besuchte. Seine Familie zog nach Ost-Berlin um. Beim Mauerbau entschied sich Hein, bei seiner Familie im Osten zu bleiben; ein höherer Schulabschluss blieb ihm hier aber zunächst verwehrt. Im Alter von 17 Jahren arbeitete er in Ostberlin als Montagearbeiter, Buchhändler, Kellner, Journalist und Schauspieler.

1964 bestand er dann sein Abitur an einer Abendschule. Bereits im Alter von 22 Jahren (1966) heiratete er seine Frau, eine Dokumentarfilmerin. Noch im selben Jahr bekam Hein seinen ersten von zwei Söhnen. Hein begann 1971 einem Studium für Dramaturgie, welches er jedoch nicht erfolgreich beendete. In den folgenden Jahren erlangte Hein einen Abschluss im Studienfach Logik und Philosophie. Ab 1971 arbeitete er an einem Ost-Berliner Theater als Assistent und Dramaturg. Ab 1974 auch als Autor.

1979 fing Hein an, als freier Schriftsteller zu arbeiten. Der bis dahin unbekannte Christoph Hein veröffentlichte 1982 in der DDR die Novelle „Der fremde Freund“, welche ihn bekannt machte. Aufgrund des Titelschutzes erschien die Novelle erst 1983 in Westdeutschland unter dem Namen „Drachenblut“. Er trat dem Schriftstellerverband der DDR bei. 1984 erhielt Hein den Literaturpreis des Verbandes deutscher Kritiker. In den folgenden Jahren war er auch als Übersetzer für französische Werke tätig. Im Alter von 41 Jahren wird Hein 1985 in die internationale Schriftstellervereinigung P.E.N. (poets,essayists,novelists)gewählt .

In den Jahren bis zum Mauerfall beschäftigte sich Hein vor allem mit Vorträgen und Lesungen über DDR-Literatur. Im Jahre des Mauerfalls erhielt Hein den „Lessing-Preis“, einen hochangesehener Literaturpreis der DDR.

Mit seinem Stück „Die Ritter der Tafelrunde“, welches er 1989 schrieb, schuf Hein eine Parabel auf die zugrundegehende DDR. Die Aufführung wurde bis 1989 nicht genehmigt. Die Uraufführung galt als Sieg über die allgegenwärtige Zensur der DDR.

1990 bekam er den Erich-Fried-Preis, ebenfalls ein Literaturpreis, verliehen. In den folgenden Jahren wurde Hein auf Grund seiner literarischen Leistungen in verschiedene Akademien der Künste berufen. Ab 1992 war er Mitherausgeber einer Wochenzeitung. Im Alter von 54 Jahren (1998) wurde er zum Präsidenten des P.E.N. Deutschlands gewählt. Hein erhielt weitere Literaturpreise. Insgesamt erhielt er in seiner Karriere 14, seinen jüngsten in 2010, den Eichendorff-Literaturpreis.

2002 starb seine Frau. In den folgenden Jahren veröffentlichte Hein diverse Bücher, unter anderem 2004 den Roman „Landnahme“, wofür er auch ausgezeichnet wurde. 2006 sollte Hein Leiter des Deutsches Theaters werden, was er aber auf Grund von heftigen Reaktionen gegen ihn, vor allem aus der Presse, nicht annahm. Sein Buch „In seiner frühen Kindheit ein Garten“ wurde im Jahre 2006 erstmalig herausgegeben. Christoph Hein gilt heute als ein bedeutender Schriftsteller im deutschen Sprachraum und insbesondere als bedeutender DDR-Schriftsteller. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller war er außerdem noch als Übersetzer und Essayist tätig.

Wer ist Christoph Hein?

Hein war schon immer ein Außenseiter. Als Flüchtlingskind und Sohn eines Pfarrers hatte er es schon zu Anfang schwer und wurde in seiner neuen Heimat nicht willkommen geheißen. Als Sohn eines Pfarrers spürte er, dass er nicht benötigt wurde. So wurde ihm zum Beispiel, wie schon erwähnt, die Aufnahme an einer Schule verwehrt. Hein wuchs früh in die Rolle des Außenseiters hinein.

Zu seinen politischen Ansichten hält sich Hein sehr bedeckt, da er der Meinung ist, dass Prominente mit einer Meinungsäußerung nur zur Volksverdummung beitragen. Bekannt ist aber, dass Hein Sympathisant der Ideologie der DDR ist: „die Verfassung der DDR liest sich auch heute noch wunderbar...“ (Viertelhaus 2007, S. 78). llerdings ist Hein „nur“ Sympathisant der Ideologie der DDR, nämlich des Sozialismus. Mit der Umsetzung dieser Ideologie war Hein zum Teil sehr unzufrieden. So sprach er sich schon immer öffentlich gegen die Zensur aus und missachtete sie auch. „Wenn ich den Zensor in meinen Kopf reinlasse, kann ich den Griffel gleich aus der Hand legen“ (ebd., S. 80). Christoph Heins Ziel des Schreibens ist nicht, eine Veränderung zu bewirken, er versteht sich „lediglich“ als Beobachter und versucht so, einen Ist-Zustand möglichst genau zu beschreiben. Schon mit seinem ersten Werk „Der fremde Freund“ wurde Hein zum Chronisten von Deformationen, ob politischer Natur oder gesellschaftlicher. So erzählt er eine Geschichte, mit Hilfe derer er einen Missstand behandelt. Diese „verpackte“ rt Kritik zu üben entwickelte sich vor allem aus dem Schreiben unter Zensur. Es war nicht möglich, Dinge einfach direkt auszusprechen, also bediente sich Hein eines Umweges. Sein Ziel des Schreibens ist, den Menschen ihre Situation bewusst zu machen, sodass sie von sich aus eine Veränderung herbeiführen. So gibt Hein auch im vorliegenden Roman keinerlei Wertung ab. Er berichtet lediglich. Er greift einen RAF-Fall auf, um zu zeigen, wie ein demokratischer Staat mit Gerechtigkeit und dem Individuum umgeht.

2. Historischer Hintergrund

Die Rote Armee Fraktion (RAF)

Um die Zusammenhänge aus „In seiner frühen Kindheit ein Garten“ zu verstehen, ist es wichtig, das zeitgenössische Geschehen zu erörtern. Daher ist eine Beschäftigung mit der Gruppe, der Oliver Zurek angehörte, und ihrem Einfluss unumgänglich. Die Rote Armee Fraktion war eine aus dem Untergrund agierende, linksterroristische Vereinigung. Sie wurde (informell) im Mai 1970 gegründet und verkündete die Selbstauflösung im April 1998. Während ihrer Wirkungszeit ist sie für 34 Morde und mehrere Überfälle und Attentate verantwortlich zu machen.

Ideologie & Vorgeschichte

Die RAF verstand sich von Beginn an als eine einzig aus politischen Gründen agierende Terrorgruppe. Obwohl sie große Unterschiede zu der Jugendbewegung der späten 60er besaß, vertrat auch sie viele Ansichten der selbigen. Zum einen wurde die verlogene Politik in Deutschland angeprangert, da viele Funktionäre aus der NS-Zeit weiterhin politische Positionen innehatten. Daraus folgte starke Kritik an der „Vertuschungspolitik“, in Folge derer dem Staat auch erneute faschistische Tendenzen nachgesagt wurden. (Antifaschismus)

Allgemein zur Kritik am Kapitalismus der US- Regierung und dem westlichen Europa trugen die Ereignisse des Vietnam-Krieges in erheblichem Maße bei. (Antiimperialismus, Antikapitalismus)

Im Zuge dieser Politisierung der Jugend entwickelten sich, auch als Reaktion auf den Faschismus und die NS-Zeit, viele kommunistische Gruppen. Auch unter den Kommunisten wiederum gab es unterschiedliche Meinungen, etwa ob der Legitimation von Gewalt.

Natürlich gab es dann neben den konservativ Eingestellten auch Radikale.

Es kam nun auch zu vielen Unruhen, ein entscheidender Aufreger war jedoch die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg durch einen Polizisten. Während es in den späten Sechzigern bei Unruhen der Studenten blieb, sah sich die linksradikale RAF als Antreiber einer weiterführenden Revolution. Auch der Name Rote Armee Fraktion zeigt, dass sie sich als Vorreiter einer breiten Masse definierte, die sie jedoch erst von den Missständen überzeugen müsse.

Für die RAF war dabei die Gewaltanwendung ein unumgänglicher Schritt zum Erreichen ihrer Ziele. Nach dem Vorbild von Guerillas wie den Tupamaros in Uruguay wollten sie durch gezielte Taten aus dem Untergrund den Kampf gegen das „System“ aufnehmen.

Des Weiteren lässt sich zur Ideologie der RAF sagen, dass sie durch ihre eigenen Aktionen die gesteckten Ziele in Frage stellten und die eigentliche Ideologie in den Hintergrund rückten. Dabei geht es vor allem um die Tötung unbeteiligter Personen und auch darum, dass die Geiselnahmen zur Befreiung der Inhaftierten mit der Ideologie nicht direkt zu tun hatten, sondern lediglich die Fronten verschärften und die Gesellschaft, die überzeugt werden sollte, eher abgeschreckt und geschockt wurde.

1. Generation

Als Geburtsstunde der RAF wird die Befreiung Andreas Baaders am 14. Mai 1970 genannt. Journalistin Ulrike Meinhof traf sich unter einem Vorwand mit Andreas Baader im Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen in Berlin.

Dieser konnte dann durch Waffengewalt befreit werden. Bei der Befreiungsaktion wurde ein Angestellter des Instituts schwer verletzt. Im Sommer 1970 hielten sich Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Horst Mahler, Peter Homann, Brigitte Asdonk und weitere Personen in Jordanien auf. Sie erhielten in einem Camp eine militärische Ausbildung. Am Anfang fiel die Gruppe durch zahlreiche Banküberfälle und Diebstähle auf, welche das Überleben im Untergrund sichern sollten.

Am 29. September 1970 wurde der Dreierschlag durchgeführt, bei dem zur gleichen Zeit drei Banken überfallen wurden. Bei den Überfällen wurden 209.000 DM erbeutet. Die Beteiligten wurden kurz darauf am 9. Oktober 1970 verhaftet. Im April 1971 gab die RAF das Strategiepapier Das Konzept Stadtguerilla heraus. Darauf folgte eine bundesweite Fahndung nach ungefähr 50 Mitgliedern der RAF. Die Spitze der 1. Generation bestand aus Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Holger Meins, Ulrike Meinhof und Jan Carl Raspe. Es gab immer wieder Schusswechsel zwischen der Polizei und der RAF. Diese forderten zahlreiche Opfer. Am 15. Juli 1971 beispielsweise wurde Petra Schelm erschossen, am 22. Oktober und 22. Dezember die Polizisten Norbert Schmid und Herbert Schoner.

1972 wurden die ersten Bombenanschläge auf US-Militäreinrichtungen verübt. Auch staatliche Einrichtungen wurden ins Visier genommen. Bei fünf Sprengstoffanschlägen im Jahr 1972 wurden vier Menschen getötet und über 30 Menschen schwer verletzt. Im Juni 1972 wurde der harte Kern der 1. Generation verhaftet. Die Verhältnisse im Gefängnis bezeichneten die Terroristen als “Isolationsfolter”. uf diese Verhältnisse reagierten sie mit Hungerstreiks. Diese wiederum forderten Opfer und am 9. November 1974 starb Holger Meins in der JVA Wittich.

Zu den Anwälten der ersten Generation gehörten:

- Otto Schily
- Hans Christian Ströbele  Rupert von Plottnitz  Hans Heinz Heldmann

Im Mai des Jahres 1975 wurden die Inhaftierten angeklagt und im April 1977 zu lebenslanger Haft wegen Mordes verurteilt. Die führenden Mitglieder der ersten Generation fanden ihren Tod im Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart-Stammheim in den Jahren 1976 und 1977. Ulrike Meinhof wurde erhängt in ihrer Zelle aufgefunden. Die zweite RAF-Generation versuchte ohne Erfolg, die Inhaftierten im Deutschen Herbst zu befreien.

2. Generation

Die zweite Generation bildete sich nach der Inhaftierung der ersten Generation und setzte sich zum Ziel, die Inhaftierten zu befreien. Diese wurden von den Rechtsanwälten Siegfried Haag und Klaus Croissant, sie vertraten die erste Generation, rekrutiert. Die Gruppierung wurde immer stärker terroristisch aktiv und das Ziel der politischen Veränderungen, geriet in den Hintergrund. Am 27. Februar 1975 wurde der Spitzenkandidat der CDU, Peter Lorenz, von der Bewegung 2. Juni entführt. Durch diese Entführung sollten Inhaftierte frei gepresst werden, darunter auch RAFMitglieder. Die Regierung ging auf die Forderungen der Entführer ein und die geforderten Inhaftierten wurden nach Aden im Jemen ausgeflogen. Daraufhin wurde Peter Lorenz am 4. März 1975 freigelassen. Am 24. April 1975 wurde die deutsche Botschaft in Stockholm von mehreren RAF-Terroristen besetzt. Die Terroristen gingen kaltblütig vor und erschossen zwei Diplomaten. Dadurch, dass ein Sprengsatz versehentlich detonierte, ging das Gebäude in Flammen auf und die Geiseln konnten sich retten. Siegfried Haag, der Drahtzieher der Aktion, wurde am 13. November 1976 verhaftet. Nach Haags Verhaftung übernahm Brigitte Mohnhaupt die Führung der zweiten Generation. Der Generalbundesanwalt Siegfried Buback wurde unter der Leitung von Ulrike Meinhof in Karlsruhe getötet.

Im Deutschen Herbst erreichte der Terrorismus seinen Höhepunkt. Der Präsident des Bundesverbandes der Arbeitgeber, Hans Martin Schleyer, wurde vom 5. September 1977 bis zum 18. Oktober 1977 als Geisel gefangen gehalten. Die Forderung der RAF war erneut die Freilassung der Inhaftierten. Am 30. Juli wurde der Vorstandssprecher der Dresdener Bank, Jürgen Ponto, ermordet. Am 13. Oktober wurde die Lufthansamaschine Landshut durch ein palästinensisches Kommando entführt. Die Entführung des Flugzeugs wurde durch die GSG9 am 18./19. Oktober gewaltsam beendet. Nach dem Scheitern der Landshut-Geiselnahme begingen die

Gründungsmitglieder der RAF Selbstmord. Darauf folgte die Ermordung Schleyers. Das Dasein der RAF war von 1978 bis 1982 vom Leben im Untergrund geprägt.

3.Generation

Die Mitglieder der dritten Generation sind nicht sehr bekannt. Die Befreiung der Inhaftierten RAF-Mitglieder stand nicht mehr im Vordergrund, sondern eher die Kooperation mit anderen Terrorgruppen und gezielte Angriffe auf den Staat. Es ist bekannt, dass Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld zur Befehlsebene gehörten. Die RAF fand keinen Rückhalt in der Bevölkerung und lebte isoliert im Untergrund. Am 31. August und 15. September 1981 verübte die RAF diverse Anschläge auf US-Airbasen. 1982 wurde das Mai-Papier veröffentlicht, in dem die Änderungen der Zielsetzungen der RAF bekannt gegeben wurden. Am 9. Juli 1986 wurde der Siemens Manager Karl Heinz Beckurts durch einen Bombenanschlag auf sein Auto getötet. Der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, wurde am 30. November 1989 ebenfalls durch eine Bombe getötet.

Am 27. Juni 1993 sollten die RAF Mitglieder Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld in Bad Kleinen festgenommen werden. Für dieses Vorhaben wurden 100 Polizisten, unter denen 39 GSG9 Beamte waren, eingesetzt. Ein V-Mann sollte sich mit Grams und Hogefeld treffen und daraufhin sollten sie ohne besondere Vorkommnisse festgenommen werden. Trotzdem kam es zu einem Schusswechsel, bei dem ein GSG9 Beamter und Grams starben. Der Tathergang ist unbekannt. Daraufhin trat, was einige Spekulationen hervorrief, Bundesminister Seiters zurück.

Am 20. April 1998 verkündete die RAF die Selbstauflösung.

3. Inhalt

Der Roman „In seiner frühen Kindheit ein Garten“ von Christoph Hein erzählt die Geschichte eines jungen Terroristen, der bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben kommt. Hein berichtet, wie der Staat den Fall auf seltsame Weise zu verschleiern versucht, der Vater des Terroristen bei seiner Trauerarbeit mit seinem Alltag zu kämpfen hat und dabei mit den eigenen Idealen in Konflikt gerät.

Kapitel I

In Kapitel I. wird der Leser in den Alltag des pensionierten Schuldirektors Richard Zurek und dessen Frau Friederike eingeführt. Ihr Sohn Oliver ist seit fünf Jahren tot und Richard unterhält sich mit dem Sohn eines Schulkameraden über die vergangenen Jahre.

Kapitel II

Richard schreibt einen Brief an den ehemaligen Innenminister, in dem er ihn bittet, ihm über den Tod seines Sohnes Aufschluss zu geben. Des Weiteren redet Richard mit dem Pfarrer über Oliver. Zurek und seine Frau planen einen Besuch des Bahnhofs von Kleinen, an dem ihr Sohn vor fünf Jahren ums Leben gekommen ist.

Kapitel III

Herr und Frau Zurek kommen am Bahnhof von Kleinen an, wo sie sich über die Geschehnisse vom Todesfall ihres Sohnes informieren und unter anderem mit einer Bahnangestellten über die Vorfälle in Kleinen sprechen. Wieder zuhause angekommen besprechen sie das weitere Vorgehen, um den Tod ihres Sohnes aufzuklären, und ihre Ängste vor der Presse. Außerdem bitten sie um einen Termin bei ihrem Anwalt Feuchtenberger.

Kapitel IV

Ab Kapitel IV. findet ein Rückblick auf den zuvor beschriebenen Sachverhalt bezüglich des Todes ihres Sohnes Oliver statt, bei dem besonders auf die Reaktionen der Eltern eingegangen wird. Friederike Zurek telefoniert mit ihrer Tochter Christin, die sich klar von den illegalen Machenschaften ihres Bruders distanziert. Weiterhin treffen die Zureks ihren Anwalt, mit dem sie über die Obduktion Olivers sprechen, und Freunde ihres Sohnes.

Kapitel V

Es wird geschildert, wie der Nachfolger Richards, Kobelius, sein Amt angetreten hat. Der Leser bekommt erste Informationen über ihr Verhältnis und erfährt von der Bitte Kobelius, dass Richard in der Aula über den Tod Olivers sprechen möge. Die Zureks werden weiterhin von einer Freundin Olivers besucht, Karin Gloedel, die ihnen die ihr vorliegenden Hinterlassenschaften ihres toten Sohnes bringt.

Kapitel VI

Christin und ihr Sohn Konstantin besuchen dessen Großeltern, Richard und Friederike Zurek. Richard unterhält sich mit seinem Enkel über dessen verstorbenen Onkel. Außerdem lässt er erste Schuldgefühle am Tod seines Sohnes verlauten.

Kapitel VII

Als überraschenderweise die Meldung, dass Oliver ein Mörder sei, ins Haus der Zureks flattert, benachrichtigt Richard seinen Anwalt und fragt, ob man den Staat verklagen solle. Später telefoniert Friederike mit ihrer Tochter Christin und sie unterhalten sich über Oliver und dessen Entscheidung zwischen Tod und Gefängnis. Des Weiteren erhält Richard die Absage der Protestveranstaltung zur Ermordung Olivers in der Aula seiner ehemaligen Schule.

Kapitel VIII

Richard Zurek besucht seinen Anwalt in Wiesbaden und kauft erneut Zeitungsartikel über den Tod seines Sohnes, welche er vor seiner Frau versteckt. Gegen Ende des Kapitels werden die Zureks über die Freigabe ihres Sohnes unterrichtet und planen dessen anschließende Beerdigung.

Kapitel IX

Am Vorabend der Beerdigung von Oliver besuchen Christin, ihr Ehemann Matthias und deren Sohn Konstantin das Ehepaar Zurek. Hein schildert daraufhin den Ablauf der Beerdigung und weist auf den dadurch bedingten kurzzeitigen Pressetrubel hin, der kurze Zeit später wieder erlischt.

Kapitel X

Das Ermittlungsverfahren zur Aufklärung des Todesfalls von Oliver Zurek wird sieben Monate nach der Schießerei wegen mangelnder Beweise und unglaubwürdiger Zeugen eingestellt. Als das Ehepaar Zurek jedoch den Abschlussbericht liest, kommen ihnen die Argumentationen eher rätselhaft vor.

Kapitel XI

Familienvater Richard Zurek begreift daraufhin den Kampf um Olivers Ehre gegen den eigenen Staat, dessen Ideale er jahrzehntelang selbst lehrte, als verloren, und beginnt in Büchern seines Sohnes zu stöbern, um dessen Wandel zur Illegalität zu begreifen. Des Weiteren schreibt er zwei Briefe. Den einen an den ehemaligen Innenminister und den anderen an den ehemaligen Generalbundesanwalt. In seinen Briefen bittet er um die Wahrheit und Aufklärung im Todesfall seines Sohnes.

Kapitel XII

Das X!!. Kapitel erzählt, wie der Staat das Ehepaar Zurek verfolgt. Es schildert deren Urlaub in Mooskopf und den Plakaten ihres Sohnes, die sich überall befanden.

Kapitel XIII

Richard und Friederike schwelgen in Erinnerungen. Sie unterhalten sich über ihr gegenseitiges Kennenlernen und ihre Berufe.

Kapitel XIV

Der Antrag auf die Besuchserlaubnis von Katharina Blumenschläger, der Freundin Olivers, wird abgelehnt. Frau Blumenschläger schreibt einen Brief an die Familie Zurek, in dem sie sich für deren Bemühen bedankt. Daraufhin telefoniert Richard erneut mit seinem Anwalt und spricht darüber, Beschwerde einzulegen, welche anschließend abgeschickt wird.

Kapitel XV

Herr und Frau Zurek besuchen ihre Tochter Christin und deren Familie und führen eine angeregte Unterhaltung über den Wandel Olivers.

Kapitel XVI

Lutz Immenfeld, ein Schul- und Kriegskamerad von Richard, besucht das Ehepaar und schlägt ihm vor, gewaltsam gegen den Staat vorzugehen, wenn es rechtlich keine andere Möglichkeit mehr gäbe, Recht zu sprechen. Später erhält Friederike Zurek einen Brief von der inhaftierten Katharina Blumenschläger, in dem sie über das Leben in Gefangenschaft und das zuvor spricht.

Kapitel XVII

Richard Zurek trifft zufällig seine ehemalige Geliebte, Susanne Parlitzke, mit der er über deren gemeinsame Beziehung redet. Als er nach Hause zurückkehrt, sieht er seine scheinbar eifersüchtige Frau verletzt im Wohnzimmer sitzen.

Kapitel XVIII

Auf dem Weg in den Supermarkt trifft Richard einen von ihm eingestellten Lehrer, Herrn Pfaff, mit dem er sich über Oliver unterhält, wobei sich Pfaff aus Richards Sicht im Laufe des Gesprächs als Idiot bzw. Flegel herausstellt. Als Richard Geburtstag hat, bekommt er unter anderem Anrufe und einen Besuch seiner Tochter Christin sowie deren Sohn Konstantin. Bei diesem Besuch unterhalten sich Mutter und Tochter über den Grund für Olivers Abdriften und endgültiges Untertauchen.

Kapitel XIX

Herr und Frau Zurek wohnen einer Verhandlung gegen Katharina Blumenschläger bei. Jedoch wird ihre Beschwerde bezüglich der Untersuchung des Todesfalles ihres Sohnes abgelehnt, was scheinbar am Gesundheitszustand von Friederike zu nagen scheint, woraufhin ihr Arzt rät, sich einen Urlaub zu gönnen.

Kapitel XX

Daraufhin macht das in die Jahre gekommene Ehepaar einen Urlaub auf Amrum, wo sie nicht erkannt werden, was auf ein Verjähren von Olivers Tod hindeutet. Wieder zuhause angekommen, unterhält sich Richard mit seinem Sohn Heiner über Oliver und dessen Entscheidung, ein Leben im Untergrund führen zu wollen. Der Leser wird über das Urteil von Katharina Blumenschläger informiert - lebenslänglich. Lutz Immenfeld kontaktiert Richard erneut, um ihn über eine Möglichkeit auf erneute Anklage des Staates zu unterrichten. Richard hält daraufhin Rücksprache mit seinem Anwalt, der ihm aber von der Klage wegen der Begräbniskosten auf Grund mangelnder Zuversicht abrät.

Kapitel XXI

Genau ab hier wird wieder an den Erzählbeginn angeknüpft. Die Zureks besuchen den Bahnhof von Kleinen und Richard und Fredericke entscheiden sich, der Klage bezüglich der Begräbniskosten zuzustimmen und Anwalt Feuchtenberger in dieser Angelegenheit weiterhin vollstes Vertrauen zu schenken. Nach vergeblichem Warten auf eine Antwort auf die Briefe an die beiden Staatsdiener beschließt Richard, im Büro des Ministers anzurufen, wo er jedoch als Querulant abgestempelt und aus der Leitung geworfen wird.

Kapitel XXII

Die Klage über die Begräbniskosten von Oliver Zurek wird zwar nach der Verhandlung abgelehnt, jedoch ist es ein moralischer Sieg für Feuchtenberger und dessen Klienten. Da nach der Verhandlung alle Ermittlungen fallengelassen werden, steht Oliver nun als unschuldig da. Was seinem Vater jedoch erst jetzt auffällt ist, dass Oliver wirklich tot ist. Auf Grund dessen bittet er erneut um eine Rede in der Aula seines ehemaligen Gymnasiums, welche Kobelius und das Kollegium unter Ausschluss der Presse bewilligen.

Kapitel XXIII

Richard spricht in der Aula über die Kindheit, Jugend und das Entgleiten Olivers von ihm und seiner Frau. Nach Beendigung seiner Rede entbindet er sich selbst von seinem Eid, da er nicht weiter Diener des Staates sein möchte, der selbst nicht rechtmäßig richtet. Als Zurek das Schulgebäude verlässt, fühlt er sich frei und scheint mit seiner Frau das restliche Leben genießen zu wollen.

4. Charakterisierungen der Figuren

Richard

Richard Zurek ist der Protagonist in dem Roman „In seiner frühen Kindheit ein Garten“, der die Umstände des Todes seines Sohnes aufzudecken versucht und sich und seine eigenen Wertvorstellungen des Staates dabei verändert.

Richard ist ein 72 Jahre alter pensionierter Schuldirektor, der Ende Januar Geburtstag hat und seit 43 Jahren mit Friederike verheiratet ist, die er auf einem Studentenfasching drei Jahre nach dem Krieg, als er 26 Jahre alt war, kennenlernte. Die damals 22-jährige Rike behauptet, dass er zu dem Zeitpunkt bedeutungsvoll, ehrwürdig und verklemmt wirkte und klar und deutlich sprach, weshalb er nach ihrer Auffassung nur ein Lehrer oder Offizier hätte sein können. Auch später sagt sie, dass er für den Beruf des Lehrers geboren sei und immer mehr getan habe, als es seine Pflicht gewesen sei. (Bsp. Hilfe für Flüchtlinge, Einschaltung des Jugendamtes). Nach der Heirat wohnten sie zusammen mit ihren drei Kindern Christin, Heiner und Oliver(†) in einem kleinen Reihenhaus mit Garten und später in einem Einfamilienhaus. (S. 266f) Nachdem er drei Jahre im Krieg und vier Jahre in Gefangenschaft war, verließ er seine alte Heimatstadt Kassel, um in Frankfurt unter anderem Latein zu studieren. Anfang der siebziger Jahre wurde Richard als Direktor in eine kleine Stadt 20 km entfernt von Wiesbaden berufen, um das schlechte Schulansehen zu verbessern. Nach nur drei Jahren hat er das Gymnasium wieder zu einer „angesehenen und begehrten Bildungseinrichtung“ gemacht und ist selber zu einer Respektperson geworden. Das sieht man auch daran, dass viele ehemalige Schüler ihm immer noch in der Stadt zunicken. Nach 37 Jahren, in denen er als Lehrer gearbeitet hatte, wurde er pensioniert, obwohl er gerne noch mindestens zwei, drei Jahre länger gearbeitet hätte, da er sehr an seinem Gymnasium hing. Sein Nachfolger Kobelius war ihm nicht sympathisch und er ging sogar schon während der Einarbeitungszeit des neuen Direktors, da er nicht erleben wollte, wie sich Kollegen bei seiner Verabschiedung einschmeichelten. Zu dem Zeitpunkt Olivers Todes ist er seit 3 Jahren in Pension. (S. 23) Während seiner Amtszeit sei er besonders darauf bedacht gewesen, bei seinen Schülern das logische Denken, rhetorische Vermögen und das staatsbürgerliche Verständnis zu schulen. (S. 49) Jedoch ist er sich im Verlauf des Romans nicht mehr sicher, ob er den letzten Punkt nicht falsch interpretiert habe.

Über seinen Charakter lässt sich sagen, dass Richard ein sehr ordentlicher Mensch ist. Beispielsweise sortiert er immer fein säuberlich die Briefwechsel und Zeitungsartikel in grauen Ordnern und nochmals gesondert drei Ordner mit Boulevardpresseartikeln für den Fall, dass er sie beim Durchblättern nicht überraschend sieht. Außerdem versucht er manche Zeitungsartikel vor seiner Frau zu verbergen, um sie zu schonen, weil er fürchtet, dass sie einen Asthmaanfall bekommt. (S. 116) Ein weiteres Beispiel für das Selbstbild des Lehrers ist, dass er die Fragen an den Anwalt fein säuberlich in ein Schulheft schreibt. (S. 127)

Hinzu kommt, dass er sehr höflich und zuvorkommend ist. (Bsp.: er trägt Frau mit Kind Koffer in den Zug) Diese Beispiele zeigen seine gute Erziehung, die auch Susanne erwähnt, als er ihr einen Handkuss gibt („perfekter Gentleman“, S.207). Diese trifft er nach 20 Jahren wieder. Mit ihr hatte er 19 Monate lang ein Verhältnis, obwohl er nach seiner Aussage immer treu gewesen sei. Dieses Verhältnis habe ihn sehr durcheinander gebracht, da er für beide Frauen Gefühle hatte. Trotzdem wollte er seine Frau Friederike nicht verlassen. Nach ihrem Treffen küsst er sie in der Öffentlichkeit auf den Mund, weil ihm im Verlauf des Romans egal wird, was Leute über ihn denken.

Bevor Oliver als Terrorist untertauchte, spürte Richard, dass sich sein Sohn unendlich weit von ihm entfernte. Da er aber nichts dagegen machen konnte, machte sich die Verzweiflung in ihm breit. (S. 50) Nach dem Verschwinden des Sohnes halfen er und seine Frau der Polizei, indem sie ihnen alles gaben, damit ihnen Sorge bzw. Tod des Sohnes erspart bleiben. Insgeheim hoffte Richard, dass sein Sohn nach einer mehrjährigen Gefängnisstrafe als ein gereifter Mann sein Leben besser in den Griff bekomme. (S. 41) Darüber hinaus wünschten sie sich nach dem Kontaktabbruch immer, dass sich Oliver noch einmal melden würde und suchten nach geheimen Hinweisen. Obwohl nie welche gefunden wurden, waren die Eltern im Visier des Staatsschutzes (S. 221), trotz ihrer Ablehnung gegenüber der Einstellung ihres Sohnes, "einen bewaffneten Kampf gegen den Staat und seine Repräsentanten aufzunehmen“. (S. 146) Ein weiteres Beispiel dafür ist auch der Urlaub im Schwarzwald, bei dem sie ständig die Plakate mit Oliver als Terroristen sehen. Nach dem mysteriösen Tod Olivers verarbeiten sie die Trauer um ihren Sohn, indem sie sich an der Hand fassen und somit „vereint in ihrem Kummer zusammen weinen.“ (S. 57) ußerdem können sie es leichter hinnehmen, dass ihr Sohn sich nicht selbst umgebracht hat und sie empfinden sogar einen kostbaren Glücksmoment, als sie hören, dass ihr Sohn kein Mörder sei. An dieser Hoffnung halten sie bis zum Ende des Buches fest, obwohl ihre Tochter Christin besonders Richard bittet, sich die ganze Angelegenheit noch mal objektiv anzuschauen. „Du willst einfach nicht akzeptieren, dass dein Sohn kriminell geworden ist. Dir wäre es lieber, er wäre ein reines, ein völlig unschuldiges Opfer irgendwelcher Verschwörungen.“ (S. 222) Trotz der Bitten seiner Frau hält er jedoch an seiner Meinung fest und streitet sicht weiterhin mit Christin. Daraus wird deutlich, dass er lieber noch ein Kind hergibt, als den Prozess für Olivers Gerechtigkeit zu beenden. Doch dabei geht es ihm nicht um eine gesellschaftspolitische Veränderung, sondern er versucht sich nur von seinem Sohn zu verabschieden, indem er in seiner Sichtweise bestätigt wird. Das erkennt man auch an Folgendem: Kurz nach dem Tod ist er nicht in der Lage, öffentlich über seinen Sohn zu sprechen (z.B.: mit Journalisten, vor Schülerschaft), da er am liebsten die ganze Öffentlichkeit von der Trauer um den verlorenen Sohn ausschließen würde, weil die Gesellschaft nicht einfach nur den Sohn als Menschen, sondern einen Terroristen sehe. „Wir beerdigen keinen Terroristen und an dem Tag geht es nicht um politische Ansichten. An diesem Tag werden wir unseren Sohn beerdigen. Mehr nicht.“ (S. 90) Deshalb will er auch nicht, dass die nwaltskosten von dem Unterstützungskomitee übernommen werden und keinen prominenten Anwalt, um nicht unnötig Aufsehen zu erregen.

Auch wenn das alte Ehepaar nie zur Ruhe kommt, will es den Mörder nicht laufen lassen und Oliver nicht die letzte Ruhe verwehren, obwohl es für Richard ein nicht endender lptraum sei, wie er dem Pfarrer sagt. „Oliver hat ein Recht darauf, mit Anstand und Würde beerdigt zu werden“ (S. 36) „Er ist nur ein armer toter Junge.“ (S. 67) Trotzdem weiß Zurek, dass er die Klage nie hätte gewinnen können. Dies begründet er mit dem Gewaltmonopol des Staates, der unumschränkte Macht besäße. Damit würde der Staat selber zum Terroristen. (S. 225) „Das höhere Interesse eines Staates schreckt auch in einer Demokratie nicht davor zurück, den Einzelnen für seine Zwecke zu opfern.“ (S. 185) us diesem Grund sei er sich nicht mehr im Klaren darüber, ob es richtig gewesen sei, als Lehrer immer hinter dem Staat zu stehen und ihn zu verteidigen. (S. 224) Als Lutz Immenfeld ihm vorschlägt, den Staat mit Gewalt zu zwingen, Recht zu sprechen, meint Richard, dass Lutz noch nicht erwachsen sei, weil er nicht verstehe, dass Richard als Lehrer einen Eid geschworen habe (Gesetze einhalten, Pflichten erfüllen).

Is der Minister, dem Richard Briefe schreibt, um „mit dem Sohn und sich selbst ins Reine zu kommen,“ (S. 138), ihm jedoch nicht auf seinen Brief antwortet, glaubt Zurek, der Minister wäre der Verpflichtung des Eides nicht nachgekommen und hätte ihn somit von ihm aus gebrochen. Daraufhin lacht Zurek (S. 253) und widerruft öffentlich (vor Schülern und Lehrern) seinen eigenen Eid, weil er sich nun auch nicht mehr verpflichtet sieht, ihn zu befolgen.

Sein täglicher Tagesablauf ist nach dem Tod bis auf den Rückzug ins Private unverändert (z.B. jeden Abend schiebt er den Zeiger des Regulators vor, wöchentlich mäht er das Gras hinter dem Haus, genauere Beschreibung S. 135) Dieser zunehmende Rückzug ins Private wird auch dadurch gezeigt, dass Richard und Rike selten ihr Haus verlassen, weil sie immer noch das Gefühl haben, angestarrt zu werden. (S. 235) Einzig an dem Treffen des Kirchenrates nimmt Richard noch teil. Dieser Tagesablauf verhilft sowohl ihm als auch seiner Frau, den Tod Olivers und alle daraus entstandenen Folgen besser zu verkraften. Jedoch setzt sich Richard häufiger in Olivers Zimmer, um seine Bücher zu lesen und somit das Handeln seines Sohnes zu verstehen. Nach seiner Auffassung handelt es sich bei den Themen seiner Hobbys um Lyrik bzw.

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