Hochschule und uni vergleich

An der Uni wird geforscht, an Fachhochschulen (oder Hochschulen für angewandte Wissenschaft) nur die Praxis gelehrt. An HAWs studieren nur diejenigen, die es nicht an die Uni geschafft haben. Uniabschlüsse sind hochwertiger als die Pendants an FHs. Diese Vorurteile sind uralt, dabei stimmen die meisten nicht. Wo heute die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Unis und FHs liegt, liest du hier.

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Du kennst die Unterschiede zwischen Unis und FHs nicht und bist verzweifelt bei deiner Wahl? Wir helfen dir in diesem Artikel

Von Dariusch Rimkus

Mit Fachhochschulen sind auch Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) gemeint. Der englische Begriff „University“, steht übrigens keineswegs für „Universität“, sondern allgemein für Hochschule. Daher auch die von FHs gern verwendete Bezeichnung „University of Applied Sciences“ – Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Neben Unis und FHs/HAWs gibt es übrigens noch ein paar weitere Hochschularten.

Die Expertise zweier Interviewpartner, aber vor allem die Auswertung der Langzeitstudie „Studierendensurvey“, die die AG-Hochschulforschung der Uni Konstanz regelmäßig für das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durchführt, geben in diesem Artikel Aufschluss. Der Artikel bezieht sich auf die Ergebnisse der letzten Studie von 2017.

Der Zugang zu einem Universitätsstudium ist klassischerweise die allgemeine Hochschulreife, also: Abitur. An FHs reicht es auch aus, eine Fachhochschulreife zu besitzen, um alle Studiengänge studieren zu können. Sonderregelungen gibt es dann noch bei der fachgebundenen Hochschulreife, mit der man zwar an beiden Hochschulformen jedoch nur in einer bestimmten Fachrichtung studieren kann. An beiden Hochschulformen kann man unter Umständen auch ohne Abitur studieren, indem man sich durch Berufsausbildungen, -abschlüsse und -erfahrungen eine Hochschulzugangsberechtigung verdient.

Lies hierzu auch folgenden Artikel:

Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte

Was bringt mein Schulabschluss?

Kann man sagen, ob ein Studium an Universitäten oder an Fachhochschulen aufwendiger und schwieriger ist? Oder gibt es da keinen Unterschied? Laut der aktuellen Studierendensurvey hält sich mit ca. 30 Stunden zumindest der zeitliche Aufwand von Uni- und FH-Studierenden im Durchschnitt die Waage.

Während der zeitliche Aufwand ähnlich ist, sind die qualitativen Anforderungen anscheinend unterschiedlich. Für die Hälfte der befragten Studis an Universitäten sind hohe Leistungsansprüche in ihrem Studium sehr charakteristisch – jedoch lediglich für ein Drittel an Fachhochschulen.

Bestätigen tun das ebenfalls die durch die Studis erfahrenen Schwierigkeiten und Belastungen durch das Studium an Fachhochschulen und Universitäten. Schwierigkeiten bemäkeln je 11% der Bachelor- und Masterstudierenden mehr an Universitäten als an Fachhochschulen. Mittelmäßige bis starke Belastungen durch eben diese Anforderungen beklagen ebenfalls 11% mehr an Unis als an Fachhochschulen.

KategorieUniversitätFachhochschulen
Wochenstunden insg.
hohe Leistungsansprüche sehr charakteristisch
Schwierigkeiten im Studium

BA: 50 %MA: 40 %

St.-Ex.: 58 %

hohen Belastungen ausgesetzt

Quelle: Studierendensurvey 2017. Erhebungszeitraum: Wintersemester 2015/16.

Organisation und Beratung

Ein wohl unstreitbarer Unterschied zwischen Universitäten und Fachhochschulen ist die unterschiedliche Herangehensweisen in Sachen Organisation und Beratung. An Unis haben Studierende mehr Eigenverantwortung, müssen sich in viel höherem Maße um ihre Stundenpläne und Kurswahl kümmern und sich auch inhaltlich sehr viel selbst beibringen.

An FHs ist alles etwas verschulter, es gibt kleinere Kurse und auch der Kontakt zu Professor*innen ist intensiver. Die Eigenständigkeit der Universitätsstudierenden offenbart aber auch große Möglichkeiten bei der Kurswahl, das Wahlangebot ist dort i.d.R. größer.

KategorieUniversitätFachhochschulen
Wochenstunden Lehrveranstaltungen
Wochenstunden Selbststudium
Wunsch nach kleineren Lehrveranstaltungen

Quelle: Studierendensurvey 2017. Erhebungszeitraum: Wintersemester 2015/16.

Um herauszufinden, ob die ursprünglichen Verhältnisse von Forschungs- und Praxisorientierung an Unis bzw. FHs auch aktuelle noch vorherrschen, hat Studis Online Prof. Dr. Peter-André Alt, den Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz befragt. Er sagt: „Grundsätzlich zielt die universitäre Bildung im Vergleich zur Fachhochschule immer auch auf die Ermöglichung wissenschaftlicher Karrieren. […] Bei den Fachhochschulen nimmt der Lehrauftrag einen deutlich größeren Raum ein“, daher werde „ein größerer Schwerpunkt auf den Anwendungsbezug gelegt.“

Dauer und Abschlüsse

Alt führt an, dass die verschiedenen Orientierungen mit dazu beitragen, dass es an Unis weniger Bachelor- als Masterstudiengänge gibt, während das Verhältnis an FHs umgekehrt ist. Letztere setzen dafür lieber auf längere Bachelorregelstudienzeiten, oft ist dafür ein zusätzliches Praxissemester verantwortlich, in dessen Zuge sich Studierende in Unternehmen begeben.

KategorieUniversitätFachhochschulen
Anzahl Bachelor-Studiengänge
Anzahl Master-Studiengänge
Anteil der Master-Studiengänge
Häufigste Regelstudienzeit
der Bachelor-Studiengänge

Quelle: Interview mit Prof. Dr. Peter-André Alt, Präsident der HRK. Siehe dazu auch die neuste statistische Publikation der HRK.

Unterrichtsformen

Universitäten setzen traditionell auf Vorlesungen in vollen Hörsälen, viel Frontalunterricht, ergänzt durch das erwähnte Selbststudium. Auch wenn sich die letzten Jahrzehnte hier eine Entwicklung in Richtung mehr Seminare abgezeichnet haben dürfte (seit 2001 ist der Wunsch nach kleineren Lehrveranstaltungen unter Studierenden an Unis von 55% auf 33% im Jahr 2016 und der nach intensiver Betreuung von 45 auf 26% gesunken), ist der Unterricht an Fachhochschulen noch immer seminaristischer. Selbst Vorlesungen werden dort in kleinen Studierendengruppen zu dialogorientierten Veranstaltungen.

Neben den bereits erwähnten Praxissemestern veranstalten FHs häufig Projektwochen in Kooperation mit auftraggebenden Unternehmen aus der Region. Studierende beschäftigen sich dort mit praktischen Projekten statt mit blanker Theorie, erarbeiten Ergebnisse und erhalten zum einen Credits, zum anderen potenzielle Arbeitsproben für Lebensläufe und zudem Kontakt zu Unternehmen. Genaue Daten zum zahlenmäßigen Verhältnis von Vorlesungen zu Seminaren an beiden Hochschulformen sowie zur Anzahl an Projektwochen an FHs und Unis liegen uns nicht vor.

(Ansprüche ans) Lehrpersonal

Professor*innen an Fachhochschulen haben ein sog. höheres „Lehrdeputat“ als ihre Kolleg*innen an Universitäten. Das bedeutet: je nach Bundesland müssen FH-Profs i.d.R. 18 Semesterwochenstunden unterrichten, ihre Kolleg*innen an den Unis jedoch lediglich acht bis zehn.

Exemplarisch für die Praxisorientierung an Fachhochschulen: Wer dort eine Professur erlangen will, muss nach Erlangung des Doktortitels mindestens drei Jahre außerhalb einer Hochschule Berufserfahrung gesammelt haben. An Universitäten hingegen ist es üblich, dass Professor*innen quasi „lebenslang“ den akademischen Weg beschreiten.

Promotion

„Das Promotionsrecht [liegt] nahezu ausschließlich bei den Universitäten.“ Für Peter-André Alt liegt der Grund dafür darin, dass an Universitäten auf wissenschaftliche Karrieren abgezielt wird. An FHs liegt, wie bereits mehrfach im Artikel angedeutet, das Ziel eher darin, die Studis auf eine Karriere in der Wirtschaft vorzubereiten. Doch an diesen Verhältnissen wird immer mehr gerüttelt. Hessen hat bereits 2016 ein Promotionsrecht für Fachhochschulen eingeführt. Auch in NRW wird wohl durch die Gründung eines Promotionskollegs bald auch die Promotion für Studis an Fachhochschulen möglich sein – auch wenn dafür zunächst noch der Wissenschaftsrat sein Go geben muss.

Doch weiterhin gilt: Wer nach heutigem Stand als FH-Studierende*r in Deutschland promovieren will, hat schlechte Karten (außer eben in Hessen). Entweder man wechselt dafür an eine Uni, was an den hohen Anforderungen eben jener meistens scheitert. Oder man kann darauf hoffen, im Zuge einer Kooperation zwischen der entsprechenden FH und einer Uni ans Ziel zu kommen.

Derlei Kooperationen sind in den letzten Jahren beliebter geworden, lösen für viele Kritiker jedoch nicht das Problem, wenn man es als solches bezeichnen will. Die Zahl der Promovierenden an FHs im Vergleich zu den Unis fällt nämlich verschwindend gering aus. Immerhin ist der Anteil kooperativer Promotionen an der gesamten Menge laut einer Befragung der Hochschulrektorenkonferenz von 2,1% im Zeitraum 2012-2014 auf 2,5% im Zeitraum 2015-2017 gestiegen.

Warum eine weitere Steigerung dessen für Befürworter des FH-Promotionsrechts überhaupt notwendig ist: für sie hat nicht nur Grundlagenforschung, sondern auch anwendungsorientierte Forschung einen hohen Mehrwert, den es zu fördern gilt. Gegner gleichberechtigter FH-Promotionen verteidigen die Position, dass dadurch die Qualität der Forschung leiden würde, zudem befürchten sie, es würde einen Doktor zweiter Klasse geben, der im Endeffekt niemandem hilft.

Lies zum Thema Promotion auch unseren Artikel:

Soll es eine Doktorarbeit sein?

Da die Studierendenzahlen und damit auch die Größen der Studiengänge an FHs sehr viel kleiner sind als an Universitäten, ist der Umgang dort persönlicher. Doch auch Universitäten bieten bzgl. des Knüpfens sozialer Kontakte Vorteile, das Angebot an kulturellen Veranstaltungen und Partys ist dort nämlich größer. Zudem sind Unis häufiger in Großstädten, in die die Leut extra fürs Studieren ziehen. FHs hingegen sind häufiger Pendler-Hochschulen – ergo: das Campusleben ist dort in vielen Fällen nicht so ausgelassen wie an Unis.

Beide Hochschulformen veranstalten zudem Einführungswochen (auch Ersti- oder O-Wochen genannt), in denen schnell neue Freunde gefunden werden können.

Insgesamt haben Universitätsstudierende laut der Survey häufiger Schwierigkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen als FH-Studierende.

KategorieUniversitätFachhochschulen
Schwierigkeiten, soz. Kontakte zu knüpfen

BA: 27 %MA: 22 %

St.-Ex.: 22 %

Quelle: Studierendensurvey 2017. Erhebungszeitraum: Wintersemester 2015/16.

Um die Berufsaussichten von FH- und Uniabsolventen heutzutage valide einschätzen zu können, hat Studis Online Gregor Fabian vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung befragt:

Berufliche Milieus und Unternehmensgrößen

Laut Fabian landen FH-Absolventen durch den Praxisbezug und die Verknüpfung mit Unternehmen meist in der Industrie, aber auch im Dienstleistungssektor, während Uni-Absolventen in erster Linie ins akademische System finden – als Professor, in der wissenschaftlichen Beratung, Forschung oder Entwicklung. Nicht überraschend soweit.

Ob jemand hinterher in großen oder mittelständischen Unternehmen landet hängt hingegen kaum von der Hochschulform ab, sondern vielmehr vom Fach, das er/sie studiert hat. Ingenieurs- oder Wirtschaftswissenschaftler etwa arbeiten zu mehr als 60 % in Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern.

Jobsuche

Ob Absolventen eher schnell oder langsam eine Stelle finden, hängt laut Fabian weniger damit zusammen, ob eine Universität oder eine Fachhochschule besucht wurde. Vielmehr haben Hochqualifizierte prinzipiell immer gute Chancen auf eine adäquate berufliche Position. Unterschiede würden eher zwischen den verschiedenen Abschlussarten bestehen, „wobei der größte Teil der Bachelor auch ganz gut unterkommt“. Im Durchschnitt dauere die Jobsuche drei bis fünf Monate, doch das könne stark variieren. Und auch hier kommt es wieder drauf an, welches Fach man studiert hat. Als Beispiel führt er den Vergleich von Ingenieuren und Geisteswissenschaftlern an.

Berücksichtigt man, dass an Unis beide erwähnten Wissenschaften gelehrt werden, an FHs jedoch keine Geisteswissenschaften, würde das zumindest in diesem Fall bedeuten, dass FH-Studierende schneller einen Job finden. Jedoch wäre (vorausgesetzt dieses Beispiel wäre exemplarisch) der Grund dafür, dass bestimmte Absolventen schneller eine Stelle als andere finden, immer noch nicht die Hochschulform, sondern das Fach.

Gehaltsunterschiede

Wirklich interessant wird es bei einem Blick auf das Gehalt. Sind es unmittelbar nach Studienabschluss die FH-Absolventen, die mehr verdienen, überholen die Uni-Absolventen sie innerhalb von zehn Jahren. Dies erklärt Fabian damit, dass Absolventen der Geisteswissenschaften, die ja häufiger an Universitäten angesiedelt sind, vergleichsweise geringe Einkommen haben. Zudem verharren universitäre „Großverdiener“ wie bspw. Juristen noch in der zweiten Ausbildungsphase ihrer Staatsexamensabschlüsse, während andere in den Job starten, wodurch sie erst nach einigen Jahren den Gehaltsdurchschnitt von Uni-Absolventen nach oben ziehen.

Zudem brauchen andere Akademiker ebenfalls wie die Rechtswissenschaftler etwas länger, wenn sie denn promovieren. Als Doktoranden verdienen sie nicht zunächst nicht allzu gut. Wenn sie nach nach einiger Zeit jedoch ihre Promotion abschließen, machen sie einen Gehaltssprung, der ebenfalls zu dargestellter Entwicklung beiträgt.

Weiteres zum Thema

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