Damals bahnbrechende Dokureihe, in der mithilfe von Animatronics und Computeranimationen die Dinosaurier wieder zum Leben erweckt und im Stile gängiger Tierreportagen vorgestellt wurden. Dabei ging es nicht nur um das Leben von Dinosauriern sondern auch um das von den teils gigantischen Reptilien der Meere und der Lüfte. Folgeserien behandelten das Leben vor und nach den „Schreckensechsen“. (Text: JN)
Vorab ein kleines Wort der Warnung: Diese BBC-Serie von 1999 hat nichts mit dem auf Kinder zugeschnittenen Spielfilm aus 2013 zu tun. Anmerken muss ich noch, dass die BildqualitÀt der erhaltenen DVD unterirdisch ist. Ich besitze einen 4k-Monitor und das Bild erweckt den Eindruck, eine uralte VHS zu gucken, die 20 Jahre lang im modrigen Keller gelagert wurde. Außerdem hakt die Audiospur immer wieder mal. Ich vermute deshalb eine defekte DVD. Leider habe ich die Umtauschfrist versÀumt. Die QualitÀt der DVD wÌrde ich mit 0 Sternen bewerten, doch um diese geht es hier nicht, sondern um die Serie selbst. Und diese ist einfach nur brillant!Ich weiß nicht, ob diese Serie die erste war, die das Leben der Dinosaurier in einem regulÀren Doku-Format abbildete. Jedenfalls ist sie mit Abstand der beste Versuch der Rekonstruktion des Lebens und Vergehens der Saurier. Seit meiner Kindheit bin ich von den Sauriern fasziniert und guckte deshalb so ziemlich alles, was auch nur im Entferntesten mit dem Thema zu tun hatte. Aber kein Film, keine Serie langt an diese heran. Technisch ist die CGI natÌrlich Ìberholt, wirkt in den meisten Szenen dennoch realistisch – zumindest soweit ich dies bei den verwaschenen Bildern auf meiner DVD beurteilen kann, wobei ich mich auch auf meine Erinnerungen an VHS-Aufzeichnungen berufe. Gerade die Modelle fÌr die Nahaufnahmen wurden aber mit viel Liebe fÌrs Detail gefertigt und zeichnen das Bild lebendiger Kreaturen.Ganz grob lÀsst sich die Serie in drei Abschnitte unterteilen: Die ersten, zaghaften Schritte der Dinosaurier an Land, die im Laufe der Jahrmillionen zu jenen unvorstellbar gigantischen Wesen heranwachsen sollten, die wir mit dem Wort „Dinosaurier“ assoziieren, auch wenn das Gros der Dinosaurier kaum größer als eine Kuh war. Parallel dazu die Flugsaurier, deren Artenvielfalt gleichfalls von kleinen Vorfahren der Vögel bis hin zu Giganten der LÌfte mit Ausmaßen eines kleinen Flugzeugs reichte sowie die mÀchtigen Herrscher der Ozeane, den Meeresreptilien. Anders als viele Àhnliche Dokumentationen (und ja, ich weiß, dass es sich um keine „echte“ Dokumentation handelt) und Filme werden die jeweiligen Saurier wie Tiere behandelt und nicht wie Monster oder gar wie vermenschlichte Kuscheltierchen. Diese Kreaturen waren bestrebt, sich selbst und ihren Nachwuchs am Leben zu halten – nicht mehr, nicht weniger. Eben wie es ihre Natur ist   und das Wesen der Natur es gebietet.In jeder Folge „begleitet“ man mehrere Vertreter einer Spezies bei ihrem Kampf ums Überleben. Falls ich einen kleinen Kritikpunkt anbringen möchte, dann höchstens jenen: Fast unablÀssig wird gebrÌllt und gefaucht, selbst bei Angriffen der Raubsaurier, was ich denn doch bezweifle. Andererseits ist es aus dramaturgischen GrÌnden wohl nötig. Es guckt ja auch keiner eine Serie Ìber die Savanne, in der die Tiere gezeigt werden, wie sie praktisch rund um die Uhr lediglich schlafen, trinken, Àsen. Der Zuschauer will schließlich Drama und Action sehen, nicht den meist langweiligen Alltag von Tieren.NatÌrlich muss ich erwÀhnen, dass sich diese Serie viele „kÌnstlerische Freiheiten“ heraus genommen hat. Auch wenn sie sich größtenteils am zum Entstehungszeitpunkt aktuellen Stand der Wissenschaft orientierte, blieb – und bleibt – so Manches Spekulation oder Annahme. Gerade das Bild Ìber das Aussehen der Dinosaurier – Stichwort: Federnkleid – erfuhr im Laufe der Jahrzehnte dramatische VerÀnderungen. Man mag mir diesen persönlichen Einschub erlauben: Ich bevorzuge die „konventionellen“ Dinosaurier mit schuppiger, braun-grauer Reptilienhaut und kann mich an die Vorstellung von Raubsauriern mit bunten Federkleidern nicht gewöhnen.Über diverse spekulative „Ausrutscher“ kann ich ebenso hinwegsehen. Am Deutlichsten ist dies bei der Darstellung des Meeresreptils Liopleurodon erkennbar , dessen GesamtlÀnge derzeit mit etwa sieben Metern angenommen wird, was ungefÀhr der maximalen LÀnge der größten „Weißen Haie“ entspricht. In der BBC-Dokumentation wurden die Ausmaße des Liopleurodon jedoch extrem Ìbertrieben. Demnach wÀre der gezeigte Bulle größer und schwerer als ein Pottwal, was wissenschaftlich nicht belegbar ist. Andererseits werden immer wieder neue Saurierarten entdeckt – warum sollten sich nicht auch Hinweise auf einen Koloss der Größe eines Pott- oder vielleicht sogar Blauwals entdecken lassen?Übertrieben finde ich auch die FSK-12-Freigabe. Ja, es gibt Jagdszenen und es fließt Blut. Dabei wird jedoch niemals Effekthascherei betrieben und sobald ein Pflanzenfresser geschlagen wurde, hÀlt sich die Kamera dezent zurÌck und zeigt allenfalls, wie Fleischbrocken aus dem Kadaver herausgerissen und verschlungen werden. Irgendwelche potenziell „traumatisierenden“ Szenen könnte ich wirklich nicht ausmachen. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich enorm sauer auf meine Eltern gewesen wÀre, hÀtten sie mir als Kind verboten, diese Serie zu gucken. Fazit: Selbst mit dem Abstand von mittlerweile 2 Jahrzehnten ist „Im Reich der Giganten“ immer noch wÀrmstens fÌr alle Saurier-Interessierten zu empfehlen. PalÀontologen mögen bei vielen Spekulationen oder Modellen den Kopf schÌtteln, aber solange man diese Serie nicht knochenernst nimmt und sie mit dem staunenden Augen eines Kindes betrachtet, das sich eine Zeitmaschine allein deshalb wÌnscht, um Millionen Jahre zurÌckreisen und T-Rex & Co. live und in freier Wildbahn bestaunen zu können, darf man sich auf gut 3 Stunden bester Unterhaltung freuen! Deshalb auch die volle Punkteanzahl und uneingeschrÀnkte Empfehlung meinerseits. |