Ab wann ist man nach der zweiten corona impfung immun

Stand: 21.03.2022 15:42 Uhr

Eine vierte Corona-Impfung kann für ältere Menschen, Immungeschwächte und medizinisches Personal sinnvoll sein. Vor allem, weil Omikron so ansteckend ist. Für Jüngere bringt eine vierte Impfdosis jedoch kaum zusätzlichen Schutz.

Die Omikron-Variante überträgt sich schneller als die Delta-Variante, weil es sich vermutlich vor allem in den oberen Atemwegen vermehrt, statt in der tiefen Lunge. Eine infizierte Person stößt beim Ein- und Ausatmen also sehr viele Viren aus und kann deshalb auch leichter andere Menschen anstecken. Seit Jahresbeginn ist die Omikron-Untervariante BA.2 auf dem Vormarsch in Deutschland -mittlerweile geht laut Robert Koch-Institut (RKI) fast die Hälfte der Neuinfektionen auf das Konto von BA.2. Diese Variante führt dazu, dass sich das Virus noch leichter in die Zellen der oberen Atemwege eindringen kann, um sich dort zu vermehren. Die Wahrscheinlichkeit, sich bei einem mit Omikron BA.2 infizierten Haushaltsmitglied anzustecken ist doppelt so hoch wie bei BA.1.

Vierte Impfung nur für bestimmte Gruppen

Bisher war eine dritte Impfung, das sogenannte Boostern, der beste Schutz vor der vorherrschenden Omikron-Variante und einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf. Auch wenn der Schutz mit der Zeit etwas nachlässt, besteht drei bis sechs Monate nach der dritten Impfung noch immer eine Schutzwirkung von rund 87 Prozent. Ältere oder immungeschwächte Menschen benötigen allerdings oft eine vierte Impfung, um auf diese Schutzwirkung zu kommen. Für junge und gesunde Erwachsene bringt eine vierte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff laut einer israelischen Studie nur wenig zusätzlichen Schutz vor einer Ansteckung mit der Omikron-Variante: Die Teilnehmenden, die Biontech erhielten, hatten ein um 30 Prozent geringeres Infektionsrisiko als Geimpfte mit drei Dosen. Probanden mit einer vierten Impfung von Moderna hatten ein um 18 Prozent geringeres Infektionsrisiko.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nun eine vierte Impfung für bestimmte Personengruppen. Die Stiko-Empfehlung gilt generell für über 70-Jährige, für Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit Immunschwächekrankheiten ab fünf Jahren. Ebenso greift sie für die Beschäftigen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen insbesondere mit direktem Patientenkontakt. Bei den gesundheitlich gefährdeten Menschen soll die erneute Auffrischungsimpfung frühestens drei Monate nach der ersten Boosterimpfung verabreicht werden, bei Beschäftigten im Gesundheitswesen frühestens nach einem halben Jahr.

Impfung schützt besser als Infektion

Zwar entwickeln Ungeimpfte, die sich jetzt infizieren, auch eine gewisse Immunität. Diese ist aber nicht so stark wie die dreifache Impfung. Um einen vergleichbaren Schutz zu erreichen, müssten sie sich mehrere Male infizieren. Und genauso, wie die ursprünglichen Impfstoffe nur relativ schlecht gegen Omikron schützen, bringt eine Infektion mit dem aktuell grassierenden Erreger keine ausreichende Immunisierung gegenüber den früheren Varianten wie Delta, die ja noch immer im Umlauf sind, oder neuen Varianten.

Masken und Abstand bleiben sinnvoll

Wer sich und andere schützen will, sollte beim Kontakt mit anderen Menschen weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz tragen und die bekannten Abstandsregeln einhalten - auch wenn das nicht mehr grundsätzlich und überall vorgeschrieben wird. Denn sie verringern die Infektionswahrscheinlichkeit bei allen Virusvarianten.

Expertin und Experten zum Thema

Leitung des Forschungsbereichs Immunologie Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund Ardeystraße 67 44139 Dortmund

www.ifado.de/immunologie

Gemeinschaftspraxis für FamilienmedizinWoltmershauser Straße 215a 28197 Bremen

www.familienmedizin-bremen.de

Oberarzt Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie Charité Campus Mitte Universitätsmedizin Berlin Charitéplatz 1 10117 Berlin

www.sander-lab.org

ImmunologinDeutsches Zentrum für Infektionsforschung (DZIF)Leiterin Institut für Transplantationsimmunologie Medizinische Hochschule Hannover (MHH)Carl-Neuberg-Straße 130625 Hannover(0511) 532 97 45

www.mhh.de/institut-fuer-transplantationsimmunologie

InstitutsleiterInstitut für Immunologie, OE 5240Medizinische Hochschule HannoverCarl-Neuberg-Straße 130625 Hannover

www.mhh.de/institut-fuer-immunologie

InternistLeitender Arzt Medizinische KlinikLeiter der EndoskopieLeiter Viszeralonkologisches Zentrum (Gastroenterologie)Israelitisches Krankenhaus in HamburgOrchideenstieg 1422297 Hamburg(040) 511 25-50 01 und -50 02

www.ik-h.de

Leiter Institut für Medizinische Mikrobiologie und KrankenhaushygieneHans-Meerwein Straße 235032 Marburg (06421) 58-643 45

www.uni-marburg.de

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Visite | 22.03.2022 | 20:15 Uhr

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Coronavirus

Manche Krankheiten wie Masern steht man einmal im Leben durch - und wenn man erneut mit dem Erreger in Kontakt kommt, hat man nichts mehr zu befürchten. Gegen andere Krankheiten wie Gelbfieber gilt eine einzige Impfung bei gesunden Personen als ausreichend für lebenslange Immunität.

Wäre der Immunschutz nach Infektion oder Impfung beim Coronavirus genauso stabil, wäre die Pandemie deutlich schneller in den Griff zu bekommen. Doch bei Sars-CoV-2 ist es komplexer. Auch, weil nicht alle Menschen gleich auf Infektion oder Impfung reagieren.

Die Impfung verhindert nicht immer eine Infektion

Trotz des Wegfalls vieler Alltagsbeschränkungen für Geimpfte und Genesene sollte man nicht vergessen: Eine Impfung schützt nicht zu 100 Prozent und wie lange der Immun-Effekt anhält, ist noch nicht abschließend geklärt.

Das Virus werde durch Impfungen nicht verschwinden, betonte auch der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler: Sie gäben zwar eine Grundimmunität, die die Erkrankung verhindere oder die Schwere abmildere. „Aber sie verhindern nicht immer, dass eine Infektion mit dem Sars-CoV-2 geschieht.“ Auch bei Geimpften bestehe somit ein Restrisiko für einen Impfdurchbruch.

Dies liegt auch daran, dass der Schutz mit der Zeit nachlässt und die in der EU zugelassenen Impfstoffe gegen verschiedene Virusvarianten unterschiedlich wirksam sind. Bei der Delta-Variante (B.1.617.2, ehemals indische Variante) ist beispielsweise bekannt, dass ein unvollständiger Impfschutz (eine von zwei notwendigen Dosen) eine deutlich geringere Schutzwirkung als die vollständige Impfung aufweist. Bei Omikron ist der Schutz vor Ansteckung mit den bisherigen Impfstoffen noch geringer - hier kann auch die Auffrischung mit einer dritten Impfung eine Infektion nicht immer verhindern.

Wie lange hält die Immunität bei Genesenen?

Was lässt sich bisher sagen? „Die besten Daten, die wir haben, kommen von ehemals Infizierten“, sagt der Immunologe Carsten Watzl. Für Studien wurden Betroffene von der ersten Phase der Pandemie an begleitet. Wissenschaftler interessieren sich etwa dafür, wie sich Antikörperspiegel entwickeln: Wie lange bleiben die Abwehrstoffe, die der Körper gegen Sars-CoV-2 gebildet hat, erhalten?

Es gibt aber dabei nicht den einen Wert, der die Immunität anzeigt. „Es existieren keine internationalen Schwellenwerte, die definieren, ab welchem Punkt man nicht mehr immun ist“, erläutert Watzl, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie ist.

Gültig ist der Genesenstatus seit Anfang Februar 2022 wieder sechs Monate für vor der Erkrankung Geimpfte. Bei ungeimpften Genesenen beträgt die Gültigkeit des Genesenenstatus drei Monate. Diese Festlegung hat das Robert Koch-Instituts (RKI) aus wissenschaftlicher Sicht getroffen. Zuvor hatte es Verwirrung um die Gültigkeitsdauer des Genesenenstatus gegeben. In Folge unpräziser Angaben des RKI war die Gültigkeit für alle Genesenen zuvor von sechs auf drei Monate reduziert worden. Apotheken sollen ihre Zertifikats-Ausstellung nun entsprechend angepasst haben.

Wie lange sind Geimpfte geschützt?

Durch Impfungen rechnet Watzl mit einem noch besseren, möglicherweise mehrjährigen Schutzeffekt vor schweren Verläufen bis hin zum Tod: Damit würden höhere Antikörperspiegel erreicht als bei der natürlichen Infektion.

Die Nachbeobachtung des US-Herstellers Moderna etwa zeigt bisher, dass Antikörper mindestens sechs Monate nach der zweiten Dosis bestehen bleiben. Man kann aber nicht pauschalieren: Watzl zufolge bewirken verschiedene Impfstoffarten auch unterschiedliche Immunantworten.

Für das Vakzin von Johnson & Johnson wurde im Unterschied zu den anderen zugelassenen Impfstoffen eine vergleichsweise geringe Wirksamkeit gegen die in Deutschland vorherrschende Delta-Variante beobachtet. Aus diesem Grund kann der Impfschutz mit einer mRNA-Impfdosis ab vier Wochen nach der Einmal-Impfung optimiert werden.

Zudem geht die Ständige Impfkommission (STIKO) davon aus, dass einige Menschen trotz vollständiger Impfung keinen wirksamen Immunschutz aufbauen. Dies kann vor allem bei immungeschwächten Personen auftreten, denen daher schon länger eine Auffrischungsimpfung empfohlen wird.

Dritte Impfung für alle

 Die Ständige Impfkommission spricht sich aufgrund des nachlassenden Impfschutzes und des verminderten Impfschutzes gegenüber der Omikron-Variante inzwischen für Auffrischungsimpfungen für alle Personen ab 12 Jahre aus. Wichtige Informationen zur Auffrischungsimpfung lesen Sie hier.