Ab wann ist alkohol schädlich für die leber

Die Leber hat keine Schmerzsensoren. Deshalb macht sie sich nicht bemerkbar, wenn ihr zu viel zugemutet wird. Lang erträgt sie still falsche Ernährung, Medikamente und Alkohol. Apropos: Zum Jahreswechsel hat sich Leberspezialist Professor Dr. Ansgar W. Lohse gemeinsam mit dem Journalisten Ulf C. Goettges mal Butler James‘ Alkoholkonsum im Fernsehklassiker „Dinner for One“ genauer angeschaut. Das Fazit: Was James konsumiert, entspricht etwa dem Zehnfachen der Tagesration, die Männer ohne medizinische Bedenken zu sich nehmen können.

Die Leber ist die Schaltzentrale unseres Stoffwechsels

Warum ist die Leber für uns so wichtig? Die beiden Autoren des Buches „Das Schweigen der Leber“ beantworten die Frage so: „Die Leber ist das wichtigste Organ unseres Körpers. Denn ihre unglaublichen Fähigkeiten retten uns jeden Tag das Leben. Doch – was wissen Sie über sie? Vermutlich wenig, denn sie schweigt. Auch dann, wenn ihr zu viel zugemutet wird. Die Leber ist DIE Schaltzentrale unseres Stoffwechsels: Hormonproduktion, Energiegewinnung, Entgiftung – selbst beim Sex spielt sie eine wichtige Rolle.“

Der Butler, der am Ende sturzbetrunken ist

Für Butler James wäre das vielleicht keine uninteressante Information gewesen. Die meisten von uns kennen und lieben das alljährliche Wiedersehen am Silvesterabend vor dem Fernseher mit ihm in „Dinner for One“. Anlässlich ihres neunzigsten Geburtstags lädt Miss Sophie ihre engsten Freunde ein. Da sie alle aber bereits verstorben sind, kommt ihrem Butler die Aufgabe zu, deren Rollen zu übernehmen. Wieder und wieder stößt er mit Miss Sophie auf ihren Geburtstag an. „Bekanntermaßen ist der arme James am Ende des Dinners stockbetrunken“, so die Autoren.

Am Ende sind es rund 3,92 Promille

Aber wie blau ist er eigentlich wirklich? Das wollten sie wissen. Wenn man alle Gläser voll Champagner, Weißwein, Sherry und Portwein zusammenzählt, kommt man auf beachtliche Zahlen: Nach dem Dinner mit Miss Sophie hat James 16 Gläser Alkohol und somit 192 Gramm reinen Alkohol intus, wenn man vom normalen 0,1l-Standardglas und einem durchschnittlichen Alkoholgehalt der Getränke von zwölf Volumenprozent ausgeht. Insgesamt sind das rund 3,92 Promille. Das entspräche, so die Autoren, dem Zehnfachen der Tagesration an Alkoholika, die Männer aus Sicht von Medizinern bedenkenlos konsumieren können. „Dass es James in diesem Zustand noch die Treppe hoch schafft und schelmisch augenzwinkernd dem amourösen Dessert des Dinners entgegentorkelt, ist nur der dichterischen Freiheit geschuldet, denn tatsächlich drohen ab diesem Promillewert Lähmungen, Atemstillstand und sogar der Tod“, so Professor Lohse.

Statt zu entgiften, vergiftet die Leber uns

Was macht Alkoholkonsum mit der Leber und welche Rolle spielen zu viel Bier, Wein und andere geistige Getränke bei der Gesundheit des Organs? „Trinken wir Alkohol, werden kleine Anteile davon über Nieren, Lunge und Haut ausgeschieden, aber die restlichen mindestens 90 Prozent sind aus der Perspektive der Leber schlicht Gift“, erklären die Autoren. Das Organ versucht, seiner Bestimmung folgend, das Gift aus dem Körper zu entfernen. „Dabei gerät die Leber in ein tragisches Dilemma: Statt zu entgiften, bleibt ihr nichts anderes übrig, als uns zu vergiften. Denn sie kann nicht anders, als den Alkohol in sehr unappetitliche chemische Substanzen umzuwandeln. Wenn Sie nach einer Partynacht mit Kopfschmerzen und Übelkeit aufwachen, haben Sie es auch diesen Substanzen zu verdanken“, erklären die Autoren.

Die Leber braucht Ruhe, um sich zu erholen

Zu viel Alkohol kann außerdem zu einer Fettleber führen. „Nicht weil Wein oder Bier Fett enthalten, sondern der Abbauprozess das Fett erzeugt“, erklärt Professor Lohse. Aber die Autoren haben auch eine gute Nachricht: Die Leber ist das duldsamste Organ unseres Körpers. „Sie hat unglaubliche Regenerationsfähigkeiten: Sie hält härtesten Beanspruchungen stand und heilt oft wieder – sofern man sie danach in Ruhe lässt.“ Wenn man nicht gerade so große Mengen an Alkohol zu sich nimmt wie Butler James, hat dieser normalerweise keinen Einfluss auf die Gesundheit der Leber: „Kleine Mengen Alkohol schaden der Leber überhaupt nicht, auch wenn sie krank ist. Ein absolutes Alkoholverbot gilt nur, wenn der Patient alkoholkrank ist oder an einer alkoholischen Zirrhose leidet“, klären die Autoren auf.

Über die Autoren

Prof. Dr. Ansgar W. Lohse studierte Medizin und Philosophie in Göttingen, London und Harvard. Dame Sheila Sherlock, die Begründerin des Faches Hepatologie (Leberkunde), führte ihn in London in die fantastischen Welten der Leber ein. Nach Forschungszeit am Weizmann-Institut in Israel und Ausbildung in Mainz ist er heute Klinikdirektor am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Lohse leitet mehrere große Verbünde zur Leberforschung. 2018 berief ihn die Europäische Kommission zum Koordinator des Europäischen Referenznetzwerkes für Lebererkrankungen.

Ulf C. Goettges war Mitglied der Chefredaktionen von Welt am Sonntag, Berliner Zeitung und der Bild-Zeitung. Heute arbeitet er als (Buch-)Autor. Die Begeisterung für das Thema „Leber“ entdeckte er als Patient. Nachdem ihm Prof. Lohse und sein Team das Leben gerettet hatten, stellte er so viele Fragen, dass daraus die gemeinsame Idee zu diesem Buch entstand.

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In dem Buch „Das Schweigen der Leber“, erschienen im TRIAS Verlag, finden Sie Antworten auf Fragen wie: Wie viel Obst ist gut für die Leber? Was ist für Ihre Leber gefährlicher: gegrillte Thüringer Bratwurst oder Schweinemett vom Bio-Bauernhof? Kennen Sie die Technik, die messen sollte, wann guter Camembert richtig reif ist, und die Ärzte jetzt anwenden, um zu sehen, wie gesund Ihre Leber ist? Sollte man Medikamente zwischendurch auch mal absetzen, damit die Leber sich erholen kann? Wie hilfreich sind Fastenkuren für die Leber?

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−Foto: n/a

SCHWANDORF Die Leber übernimmt als eines der zentralen Organe im menschlichen Körper mehrere lebenswichtige Aufgaben: Zum einen ist sie für die Produktion von Eiweiß zuständig, zum anderen ist sie unerlässlich für die Energieversorgung. Letztendlich übernimmt die Leber auch eine entscheidende Rolle beim Abbau von Stoffwechselendprodukten und Medikamenten. Die positive Nachricht, die Dr. Christoph Balzer vielen Anrufern übermitteln konnte, ist, dass das Lebergewebe eine außerordentlich hohe Regenerationsfähigkeit besitzt. So ist auch nach einer schweren Infektion wieder eine normale Leberfunktion möglich. Selbst wenn ein Teil der Leber operativ entfernt wurde, kann das verbleibende Lebergewebe nachwachsen.

Lebererkrankung, obwohl keine Symptome vorliegen

Zu den frühen Anzeichen einer Lebererkrankung zählt der Chefarzt der Gastroenterologie vor allem Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Leistungsminderung, Völlegefühl im Bauch sowie die Neigung zu Blähungen. Das Problem liegt jedoch darin, dass all diese Symptome fehlen können und die Leber trotzdem erkrankt ist. Deshalb empfiehlt er in zeitlichen Abständen die Kontrolle der Blut-Leberwerte durch den Hausarzt. Auf eine Leberzirrhose im Spätstadium weisen dagegen Rötungen der Handinnenflächen, Gefäßzeichnung vor allem im Dekolleté oder eine Gelbfärbung der Haut und der Augen hin. Typisch für eine weit fortgeschrittene Lebererkrankung sind unter anderem auch Wassereinlagerungen insbesondere im Bauchbereich (optisch vergleichbar mit dem Bauch einer Schwangeren), hervortretende Venen oder das Erbrechen von Blut.

Neben den klassischen Leberwerten, die eine Entzündung der Leber anzeigen (Transaminasen), gibt es laut Chefarzt Dr. Balzer weitere Laborparameter wie zum Beispiel Proteine oder Blutgerinnungswerte, die Rückschlüsse auf den Zustand der Leber zulassen. Die Frage, ob eine Fettleber vorliegt, kann indirekt über Blutfette, Blutzuckerparameter oder die Anzeichen eines chronischen Alkoholkonsums beantwortet werden. Mit Hilfe der Ultraschalldiagnostik wird diese Diagnose dann bestätigt. Letztlich gibt eine Leberbiopsie, also die Entnahme von Lebergewebe, Aufschluss über das Ausmaß der Lebererkrankung und deren Ursache.

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Alkoholisch bedingte und der nicht-alkoholisch bedingteFettleber

Die am häufigsten auftretende Lebererkrankung ist die Fettleber. Dr. Balzer unterscheidet dabei zwischen der alkoholisch bedingten und der nicht-alkoholisch bedingten Form, die durch Übergewicht, Diabetes oder auch durch bestimmte Medikamente verursacht werden kann. Zu hoher Alkoholkonsum führt zunächst zu einer vermehrten Fetteinlagerung in die Leber, die sich über entzündliche Veränderungen bis hin zur Leberzirrhose entwickeln kann. Bei Frauen ist ein Alkoholkonsum von rund zehn Gramm Alkohol pro Tag (0,25 Liter Bier oder ein Achtel Liter Wein) für eine gesunde Leber unschädlich. Männer können bei einer geregelten Leberfunktion bis zu 20 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nehmen. Während eine Hepatitis A-Viruserkrankung (Reisehepatitis) immer ausheilt und nur selten zum akuten Leberversagen führt, können Hepatitis B- und C-Viruserkrankungen in bis zu fünf Prozent beziehungsweise in 50 bis 90 Prozent aller Fälle chronisch verlaufen. Vor Hepatitis A schützt man sich, indem man bei Reisen auf Hygiene achtet und nur gekochte oder geschälte Speisen ist. Zudem wird eine Schutzimpfung angeboten. Hepatitis B wird durch Blut oder den Austausch von Körperflüssigkeiten übertragen. Auch hiervor kann eine Impfung schützen. Dagegen steht für Hepatitis C bislang kein Impfstoff zur Verfügung.

Tipp: gesunde und ausgewogene Ernährung

Wer sich vor Lebererkrankungen schützen möchte, dem rät Dr. Christoph Balzer auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten, Übergewicht abzubauen, sich regelmäßig zu bewegen, wenig Alkohol zu trinken und Lebergifte wie Drogen zu vermeiden. Besonders bei einer vorgeschädigten Leber empfiehlt er eine Impfung gegen Hepatitis A und B sowie Vorsorgeuntersuchungen. Kommt es dennoch zu einer Leberzirrhose, können Krampfadern in der Speiseröhre und im Magen verödet oder Wasser im Bauchraum durch wassertreibende Medikamente ausgeschieden werden. Alternativ kann das Bauchwasser durch eine Punktion abgelassen oder ein Stent in die Leber eingesetzt werden. Zuletzt besteht die Möglichkeit einer Lebertransplantation – was aber aufgrund der zu geringen Anzahl von Spenderorganen derzeit nicht in allen Fällen möglich ist.

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